Ökobilanz von Elektroautos
Die Klimabilanz ist meines Erachtens das wichtigste Umweltschutzkriterium, da der Klimawandel das größte Umweltproblem ist. Genau hier zeigen Elektroautos bei realistischer Rechnung keine Vorteile. Aber es gibt auch noch andere Umweltwirkungen. Wie schneiden hier die Stromer im Vergleich mit konventionellen Autos ab? Das deutsche Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (IFEU) hat es ausgerechnet:[1]
- Auto der Kompaktklasse, ähnlich VW-
Golf bzw. E- Golf - 100 km elektrische Reichweite
- 168 000 km Lebensfahrleistung
- deutscher Strommix
Unterschied zu Auto mit Verbrennungsmotor | Bemerkung | ||||||||||||||
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Energie | −11% | Benziner | graue Energie von Lithium- | ||||||||||||
0% | Diesel | ||||||||||||||
Kohlendioxid (und andere Treibhausgase) | −20% | Benziner | sehr stark von der angenommenen Stromherkunft abhängig | ||||||||||||
0% | Diesel | ||||||||||||||
Versauerung | +6% | Benziner | Nachteil vor allem durch die Akkuherstellung | ||||||||||||
+32% | Diesel | ||||||||||||||
Überdüngung | −30% | ||||||||||||||
Sommersmog | −49% | Benziner | untergeordnete Bedeutung, da die absoluten Beiträge bei allen modernen Autos gering sind[2] | ||||||||||||
+40% | Diesel | ||||||||||||||
Feinstaub | +60% | vor allem durch Stahlproduktion | |||||||||||||
Flächenverbrauch | −80% | Ergibt sich aus der derzeitigen Biosprit-Rohstoffverbrauch
| +90%
| Elektroautos brauchen mehr Lithium, Kobalt und seltene Erden.[3]
| Wasserverbrauch
| +120%
| Der Wasserbedarf von Elektroautos tritt vor allem beim Lithiumabbau für den Akku auch in Gebieten mit Wasserknappheit auf.[4]
| Lärm
| in Studie nicht berücksichtigt
| deutlich leiser nur bis ca. 30 km/h; Vorteil wird durch künstliche Geräusche zur verbesserten Hörbarkeit gemindert
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Die Angaben sind (wie bei fast allen Ökobilanzen) nur als ungefähre Werte zu verstehen. Da beim Elektroauto die Umweltwirkungen bei der Herstellung größer als bei Autos mit Verbrennungsmotor sind (wegen der schweren Akkus), sieht die Ökobilanz je nach konkreten Umständen anders aus. Entscheidend sind:
- Kapazität des Akkus – Große Reichweite ruiniert die Ökobilanz des Elektroautos.
- Lebensfahrleistung des Autos – Als wenig genutzter Zweitwagen sind Elektroautos kontraproduktiv.
- Haltbarkeit des Akkus
- Stromherkunft
- Folgeeffekte – In der Studie nicht berücksichtigt.
Geringe Bedeutung:
- Endlichkeit des Materials (für die Akkus)
- Entsorgung/Wiederverwertung
- Giftigkeit – Im Normalfall wird aus den Akkus kein Gift freigesetzt.
Zukunft
- Es ist zu befürchten, dass Fortschritte bei der Akku-
Fertigung nicht zu einer besseren Ökobilanz führen, sondern für eine größere Reichweite genutzt werden (um die Akzeptanz von Elektroautos zu steigern). - Möglicherweise können ausgediente Akkus als ortsfeste Stromspeicher verwendet werden. Das könnte die Ökobilanz des Elektroautos um 30% verbessern. Noch ist aber unsicher, inwieweit sich die alten Akkus tatsächlich hierfür eignen.[5]
- Wiederverwertung von Lithium? – Ist derzeit klar unwirtschaftlich; würde auch mehr Energie kosten als die Gewinnung von frischem Lithium.[6]
Diskussion
- Einer der größten Umweltvorteile von Elektroautos ist die Reduktion der lokalen Luftverschmutzung. Dies ist in der Ökobilanz so nicht sichtbar, weil es durch Emissionen von Fabriken kompensiert wird. Es macht aber einen Unterschied, ob z. B. Stickoxide direkt neben Wohnhäusern oder mittels hoher Schornsteine in Industriegebieten ausgestoßen werden.
- Die Durchschnittsbetrachtung bei der Stromerzeugung ist meiner Ansicht nach eindeutig falsch. Nur die Zuwachsbetrachtung sagt aus, was tatsächlich passiert, wenn ich mein Elektroauto auflade (siehe Ökobilanz von Strom). Deswegen halte ich die Ergebnisse der Studie für zu gut (während Elektroautofans sie für viel zu schlecht halten, weil sie gedanklich mit reinem Ökostrom fahren, was laut Studie "aus wissenschaftlicher Sicht derzeit nicht vertreten werden" kann[7]).
- Während es für Energie einen weltweiten Markt gibt und sich Kohlendioxid überall verteilt und kaum ausgefiltert werden kann, sind die anderen Umweltwirkungen eher lokal und können durch lokale Maßnahmen vermindert werden. Diese Umweltaspekte müssen daher nicht unbedingt bei der Entscheidung pro und contra Elektroauto berücksichtigt werden. (Z. B. kann auf die Beimischung von Biosprit leicht verzichtet werden, auch ohne Umstieg auf Elektroautos.)
Mein Fazit
Auch bei Betrachtung aller Umweltwirkungen schneidet das Elektroauto nicht klar besser als konventionelle Autos ab. Zur Vereinfachung ist der Blick auf die Klimabilanz ausreichend.
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Weblinks
- Unclean at Any Speed (englisch) – Bericht über Ökobilanzen, die zu ähnlichem Ergebnis wie die deutsche kommen, z. B.: "vehicles' lifetime health and environmental damages (excluding long-
term climatic effects) are actually greater than those of gasoline- powered cars. ... The lifetime difference in greenhouse- gas emissions between vehicles powered by batteries and those powered by low- sulfur diesel, for example, was hardly discernible." - ADAC: Ökobilanz gängiger Antriebstechniken
Quellen
[1] | IFEU: Weiterentwicklung und vertiefte Analyse der Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen (PDF, 6 MB), S. 19–[2]
| IFEU: Weiterentwicklung und vertiefte Analyse der Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen (PDF, 6 MB), S. 131
| [3]
| IFEU: Weiterentwicklung und vertiefte Analyse der Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen (PDF, 6 MB), S. 125
| [4]
| IFEU: Weiterentwicklung und vertiefte Analyse der Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen (PDF, 6 MB), S. 131
| [5]
| IFEU: Weiterentwicklung und vertiefte Analyse der Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen (PDF, 6 MB), S. 95
| [6]
| IFEU: Weiterentwicklung und vertiefte Analyse der Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen (PDF, 6 MB), S. 137, 130
| [7]
| IFEU: Weiterentwicklung und vertiefte Analyse der Umweltbilanz von Elektrofahrzeugen (PDF, 6 MB), S. 98
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