Mario Sedlak
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Zukunft von Elektroautos

Vollwertige, seriengefertigte Elektroauto-Modelle sind bereits erhältlich. Die Nachfrage hält sich aber in engen Grenzen: In Österreich waren Ende 2017 insgesamt nur 14 618 Elektroautos zugelassen. Lediglich 1,2% aller neuen Autos fahren rein elektrisch. Die Käufer sind überwiegend Firmen, Behörden, Vereine etc. Im 1. Halbjahr 2016 kauften nur 287 Privatpersonen ein Elektroauto. Angesichts hoher Kaufpreise und begrenzter Reichweite von Elektroautos ist diese Kaufzurückhaltung – trotz großer Begeisterung für das Elektroautofahren und tw. ansehnlicher Förderungen – verständlich. Die Frage ist, ob bzw. wie schnell sich das ändern wird.

Marktanteil

Potenzial

Prognosen

Optimistisch Pessimistisch
  • Das Umweltministerium geht von 250 000 Elektrofahrzeugen im Jahr 2020 aus.[3]
  • Das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie sieht im "realistischen" Szenario max. 135 280 reine Elektrofahrzeuge – im schlimmsten Fall gar nur max. 5 683 in Österreich 2020.[4]
  • Laut Verkehrsclub Österreich ist für Europa ein Elektroauto-Anteil von 10% im Jahr 2020 erwartbar. Dazu verweist der Club auf andere Studien, die Werte zwischen 0 und 35% errechneten.[5]
  • Bei der Niederösterreichischen Wirtschaftsagentur (Ecoplus) prognostiziert man "ab 2017, spätestens ab 2020 eine Dominanz von Elektroautos", weil die Autobauer nur so die EU-Vorgabe eines durchschnittlichen Kohlendioxid-Ausstoßes von unter 90 g/km erreichen können.[6]
  • Auch der Mobilitäts-Zukunftsforscher Lars Thomsen sieht 2017/2018 den großen Durchbruch kommen.
  • Eine Studie der TU Wien sieht bis 2024 keinen nennenswerten Zuwachs im Bereich der Elektrofahrzeuge, selbst wenn die Energiepreise stark steigen und die Politik ambitionierte Maßnahmen ergreift.[7]
  • Ein Ölexperte, der vom ÖAMTC interviewt wurde, hält es für undenkbar, dass sich Elektroautos vor 2025 in größerem Ausmaß durchsetzen.[8]
  • Die internationale Beratungsfirma "Oliver Wyman" kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass reine Elektrofahrzeuge bis 2025 weltweit nur einen Marktanteil von rund 3% erzielen werden.
  • Umfassende Recherchen und Analysen der Boston Consulting Group ergaben: Bis 2020 bleiben Akkus wahrscheinlich teuer und Elektroautos selten.
  • J. D. Powers, eine der größten Marktforschungsfirmen auf dem Fahrzeugsektor, erwartet "keine Massenmigration zu grünen Fahrzeugen im nächsten Jahrzehnt."
  • Laut einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft und der Deutschen Bank wird der Anteil von Elektroautos an allen Neuzulassungen von derzeit 0,5% bis 2020 auf 3% steigen. Nur bei hoher staatlicher Förderung und schnellem technologischem Fortschritt wären zu dem Zeitpunkt schon 6–8% zu erwarten.
  • Ingenieur Fritz Indra prognostiziert das Ende des Elektroautos.
  • Bernhard Geringer vom Institut für Fahrzeugantriebe und Automobiltechnik der TU Wien sieht auch mittelfristig keinen Weg, Langstreckenfahrten elektrisch auf dem heutigen Anspruchsniveau zu absolvieren. Bis ca. 2030 werde es einen Mix aus Elektroautos, Wasserstoffantrieb und Biosprit geben.[9]
  • Marktbeobachter rechnen für Europa mit 7 Millionen Elektroautos im Jahr 2020, bis zum Jahr 2030 könnten es schon doppelt so viele sein.[10]
  • Der deutsche Bundesverband E-Mobilität erwartet bis 2020 nicht weniger als 4–5 Millionen Elektroautos allein in Deutschland. Sobald die deutschen Hersteller mit eigenen Elektroauto-Modellen auf den Markt kommen, werde es einen kräftigen Schub geben.
  • Bosch erwartet, dass 2025 über 15% aller Neufahrzeuge elektrifiziert sein werden.
  • Die Unternehmensberater von PwC glauben, dass 2030 jeder dritte Neuwagen in der EU rein elektrisch fahren wird (der Rest seien hauptsächlich Hybridautos).
  • FEV Consulting erwartet 20% reine Elektroautos 2030.
  • Laut ADAC sind sich Experten einig: "Die Elektromobilität wird irgendwann zum Massenphänomen."
  • "2040, rechnet Bloomberg New Energy Finance in einer jährlich durchgeführten Studie, werden Elektroautos 60 Prozent aller Neuwagenverkäufe ausmachen, 2016 lagen die Schätzungen noch bei 35 Prozent."[11]
  • Die deutschen Autobauer gehen derzeit davon aus, dass rein batterieelektrisch betriebene Autos auf absehbare Zeit im Wesentlichen auf die Nische der Stadtautos beschränkt bleiben. Die meisten Prognosen erwarten einen weltweiten Zulassungsanteil zwischen 3 und 5% bis 2020.
  • VW rechnet mit 1,5% Elektroautos im Jahr 2020.
  • Bosch sah "auch in 20 Jahren kaum Elektroautos".
  • "Der klassische Verbrennungsmotor wird auch in den nächsten 20–30 Jahren die primäre Antriebsquelle bleiben", sagt der oberste Motoren- und Antriebsentwickler bei Mercedes.[12]
  • Toyota sieht keinen Markt für Elektroautos.
  • "Für die Langstreckenmobilität werde ich auch in den nächsten 15 Jahren einen Verbrennungsmotor brauchen", heißt es von Audi.
  • "Elektromobilität werde ... in den nächsten 15 Jahren für die Stromfirmen kaum ein zentraler Geschäftszweig werden", prophezeit die Schweizer Stromfirma BKW.

Ziele

Österreich Deutschland

Kosten

Bis 2020 könnten Elektroautos ab einer Fahrleistung von 10 000–30 000 km/Jahr günstiger als ein konventionelles Auto sein.

Bis 2024 werden Elektroautos so günstig wie Benziner oder Diesel, glaubt der europäische Dachverband der Verbraucherschutzorganisationen in einer Studie.

Wer zuhause sein Elektroauto mit höherer Geschwindigkeit auflädt, zahlt zukünftig (in Österreich) wahrscheinlich höhere Netzkosten.

Reichweite

"Von dem Bild, dass ich einfach in ein Elektroauto steige und nach Salzburg fahre, muss man sich verabschieden. Das wird es auch in 20 Jahren nicht geben", meint der Chef des ÖAMTC.

Meine Einschätzung

Davon, dass Elektroautos unmittelbar "vor dem Sprung auf den Massenmarkt" stehen, kann keine Rede sein. Bis 2020 werden sie auch bei optimistischen Annahmen keinen nennenswerten Beitrag zu irgendwelchen Umweltzielen leisten können. Ich befürchte, dass reine Elektroautos überhaupt nur ein Hype sind und nie vom Massenmarkt akzeptiert werden. Daran könnten meiner Einschätzung nach nur extrem hohe Förderungen etwas ändern, die jedoch hoffentlich nicht kommen, weil das Geld dann an anderer Stelle, wo es weit mehr bewirken würde, fehlt.

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Verschwörungstheorien über das Elektroauto

Siehe auch

Quellen

[1] Umweltbundesamt: Elektromobilität in Österreich. Szenario 2020 und 2050 (PDF, 3 MB), Studie im Auftrag des Verbund, S. 5f. (im PDF S. 7f.)
[2] Österreichische Energieagentur: Visionen 2050 (PDF, 2 MB), Studie im Auftrag der Elektrizitäts-Lobby Oesterreichs Energie, S. 9 (im PDF S. 15)
[3] Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie: Strategie und Instrumente sowie prioritäre Anwender- und Einsatzbereiche für den Nationalen Einführungsplan Elektromobilität (PDF, 4 MB), S. 24
[4] Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie: Strategie und Instrumente sowie prioritäre Anwender-und Einsatzbereiche für den Nationalen Einführungsplan Elektromobilität (PDF, 4 MB), S. 24
[5] Verkehrsclub Österreich: Potenziale von Elektro-Mobilität, 2009, S. 14
[6] Oliver Danninger, Ecoplus, am Energie- & Umwelt-Gemeinde-Tag 2013 (PDF), S. 1
[7] Haas R. u. a., TU Wien, Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft, Szenarien der (volks)wirtschaftlichen Machbarkeit alternativer Antriebssysteme und Kraftstoffe im Bereich des individuellen Verkehrs bis 2050, Wien 2008 lt. Warum fahren wir nicht schon längst elektrisch? (PDF), S. 3
[8] Johannes Benigni von JBC Energy in Auto-Touring. Das ÖAMTC-Magazin, 5/2011, S. 20
[9] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 7–8.2017, S. 18
[10] Profil, 10.8.2009
[11] Clemens Klein in Autorevue. Österreichs führendes Automagazin, 10/2018, S. 26
[12] Auto-Touring. Das ÖAMTC-Magazin, 9/2009, S. 21

Seite erstellt am 18.1.2012 – letzte Änderung am 17.2.2019