Akzeptanz von Elektroautos
Elektroautos gibt es schon seit Jahrzehnten zu kaufen, doch bis heute ist die Nachfrage – trotz verbreiteter Begeisterung – gering. Umfragen legen die Gründe dafür offen.
Preis
- Für 30% der Befragten darf ein Elektroauto nicht mehr als ein herkömmliches kosten. 44% würden einen etwas höheren Preis von bis zu 2500 € akzeptieren, nur 8% einen Mehrpreis bis 5000 €.
- Die oberste Schmerzgrenze für den Kaufpreis eines Elektroautos sind 25 000 €.
- Nur 14% der Autokäufer erklärten sich bereit, für ein Elektrofahrzeug mehr zu bezahlen.
Reichweite
- Knapp 90% halten es für wichtig oder sehr wichtig, dass der Akku mehr als die heute durchschnittlich erreichten 130 km mit einer Ladung ermöglicht. Selbst in der Gruppe der Autofahrer, die überwiegend in der Stadt unterwegs sind, legen 92% Wert auf eine entsprechende Reichweite.
- Eine deutlich kleinere Reichweite als ein herkömmliches Auto kommt nur für 5% in Frage.
- Nur 13% akzeptieren eine Reichweite unter 250 km.
- Nur wenn mindestens 200 km ohne Nachladen zurückgelegt werden können, zeigen wenigstens 20% Interesse für Elektroautos.
- Im Durchschnitt erwarten potenzielle Käufer eine Reichweite von 419 km.[1]
- 34,8% verlangen sogar eine Reichweite über 800 km.[2]
Da 97% aller Autofahrten kürzer als 150 km sind, wird oft vermutet, die Ablehnung von Elektroautos wegen der Reichweite müsse auf eine Art Missverständnis beruhen.[3] Doch was sollten die Besitzer eines Autos in den 3% der Fälle machen? Selbstverständlich bevorzugen sie ein Produkt, das für alle Fälle taugt gegenüber einer Teillösung.
Vergleich: Gurte zum Anschnallen werden bei mindestens 97% der Autofahrten nicht benötigt. Ist es also ein "Missverständnis", dass diese für so wichtig erachtet werden? Verzichtest du auf die Beleuchtung im Stiegenhaus, weil du ohnehin nur einen Bruchteil deiner Zeit dort verbringst?
Ladezeiten
Selbst wenn Elektroautos die gleiche Reichweite wie konventionelle Autos hätten, wären sie ihnen immer noch lange nicht ebenbürtig, weil sie derzeit mindestens 20 Minuten zum Auftanken brauchen. Wenn keine Schnellladestation zur Verfügung steht, müssen die Lenker sogar 1 Stunde und länger warten, bis ihr Fahrzeug wieder voll einsatzbereit ist. Zuhause kann es viele Stunden dauern. Was ist, wenn währenddessen ihr Kind dringend ins Spital muss? Oder wenn die Schwiegermutter anruft und sofortige Hilfe braucht? Wird sie einem glauben, dass man nicht kommen kann, weil das Auto gerade "nicht geladen" ist? Wie erklärt der Elektroautofahrer seiner Freundin, dass sie am gemeinsamen Wochenendausflug mit ihren Verwandten nicht teilnehmen kann, weil das Elektroauto nicht so weit fahren kann und unterwegs keine Lademöglichkeit vorhanden ist bzw. die knapp bemessene Fahrtzeit für einen Ladestopp nicht ausreicht? Was werden die Verwandten dazu sagen?
Kompliziertere Handhabung
Selbst die derzeit modernsten Lithium-
Berührungsängste auch bei Elektro-Leihwagen
Wenn Elektroauto und Verbrenner nebeneinanderstehen, wählen mehr Mieter letzteren, berichtet der deutsche Bundesverband CarSharing (BCS).
Zukunft
Die Wünsche der Kunden sind beim momentanen und absehbaren Stand der Technik schlicht nicht erfüllbar. Den Preis könnte der Staat theoretisch über extrem hohe Förderungen weit genug drücken, aber die verlangte Reichweite würde die Akkus so schwer und energieaufwändig in der Herstellung machen, dass aus der erhofften Energieeffizienz von Elektroautos eher ein Mehrverbrauch an Energie wird. Für das Problem der im Vergleich zum Sprittanken langen Ladezeiten und der empfindlichen Akkus ist überhaupt keine Lösung in Sicht.
Der ADAC weist auf ein weiteres Problem hin:
Der potentielle Kunde muss umdenken: Mieten statt besitzen? Stadtauto mit Leichtlaufreifen statt SUV im Macho-Look? Summton statt Sportwagen- Gefauche? Zurückhaltung statt Überhol- Prestige? Hier lauern vielleicht die größten Hindernisse – für zumeist männliche Käufer.
Wie wahr! Die Frage ist meines Erachtens nicht: "Wann sind Elektroautos reif für den Markt?", sondern: "Wann ist der Markt reif für Elektroautos?" Ich befürchte, das wird nie der Fall sein. Wer glaubt, dass sich die Nutzer an die Technik anpassen werden, der irrt gewaltig. Die breite Masse der Käufer wird nicht für ein Fahrzeug, das weniger kann, mehr bezahlen. Und selbst wenn das Elektroauto billiger als ein konventionelles Auto wäre, werden die meisten Autofahrer nicht auf die Flexibilität des Verbrennungsmotors verzichten, denn alles, was mit Verzicht zu tun hat, ist in unserer Gesellschaft Sache von einigen wenigen Überzeugungstätern. Daher sehe ich für Elektroautos auf absehbare Zeit maximal als Zweitwagen Chancen auf größere Akzeptanz. Ob es sinnvoll ist, sich zwei Autos mit verschiedenen Vorzügen zu kaufen, wenn man auch beides in einem haben kann (Hybridauto), werden sich die Autofahrer in jedem Fall gut überlegen.
Mein Fazit
Reine Elektroautos können sich durchaus noch als Sackgasse erweisen. Wenn keine bahnbrechenden Verbesserungen gelingen, wird der elektrische Antrieb den Verbrennungsmotor nur ergänzen, aber nicht ersetzen können. Sollten die Kosten hoch bleiben, sieht die Zukunft von Elektroautos überhaupt düster aus.
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Siehe auch
- Interview mit einer Elektroautofahrerin, das zeigt: Wenn man will, sind bereits die Elektroauto-
Modelle der 1990er Jahre alltags- und urlaubstauglich. Schlussfolgerung: Die wenigsten Autofahrer wollen sich an die Beschränkungen des Gefährts anpassen.
Quellen
[1] | Aral-[2]
| AutoScout24: Unser Auto von morgen (PDF, 4 MB), Umfrage von GfK, 2015, S. 19
| [3]
| Z. B. Umweltbundesamt: Elektromobilität in Österreich. Szenario 2020 und 2050 (PDF, 3 MB), S. 23 (im PDF S. 25)
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