Mario Sedlak
Elektroauto
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Kritik an Lademöglichkeiten für Elektroautos

Viel komplizierter als herkömmliche Tankstellen

Öffentliche Lademöglichkeiten für Elektroautos kann man i. A. nicht spontan nutzen. Bei einem Test in Hamburg war es "nahezu unmöglich", an einem Samstag Nachmittag irgendwo Strom zu bekommen. Man hätte 10 Tage vorher eine Ladekarte bestellen müssen. Das ist leider generell die Regel und eine Bezahlmöglichkeit direkt an der Ladesäule die Ausnahme.

Wenn Elektromobilität im Alltag ankommen soll, darf es nicht mehr 20 Ladekarten, 30 Telefonnummern und vier Autostromverträge bedürfen.
die unterschiedlichsten Tankkarten füllen bald ein ganzes Handschuhfach.[1]
Die gesamte Situation der Apps zum Auffinden und zur Freischaltung der Ladesäulen ist zum heutigen Zeitpunkt noch unübersichtlich und unbefriedigend.
Muss man heute mit einer Ladekartensammlung herumlaufen, um Zugang zu diversen verschiedenen Ladesäulen zu bekommen, so braucht man jetzt zusätzlich noch eine App-Sammlung auf dem Mobiltelefon.
Wer aus dem Ausland als Businessreisender oder Urlauber kommt, steht hier vor einer fast unlösbaren Aufgabe. Wird eine Zahlung über Bankomat- oder Kreditkarte angeboten, funktioniert es nur über eine vom jeweiligen Betreiber zur Verfügung gestellten App, welche vorab aufs Handy geladen werden muss. Die tatsächlichen Kosten werden dem Kunden dabei meist nicht angezeigt.
Wer die Energiekosten für Elektroautos berechnen möchte, muss sich durch einen Dschungel an Berechnungsmöglichkeiten schlagen.[2]

Verbesserungsvorschläge

Warum werden keine Ladesäulen mit Bezahlfunktion per EC- oder Kreditkarte installiert?
warum bieten wir als Tourismusland noch keine Ladekarten auf Zeit an
an den Strom-Ladesäulen könnte man doch eine Telefonnummer und einen Hinweis geben, wo man eine Ladekarte bekommen kann.[3]
Kelag, Salzburg AG, illwerke vkw und Wien Energie vernetzen ihre Ladestationen ...
Das gemeinsame Ziel lautet: Strom laden wird so einfach wie Geld abheben am Geldautomaten.

... womit die Stromfirmen zugegeben haben, dass derzeit für längere Fahrten ein Verbrennungsfahrzeug bequemer und flexibler ist. Inzwischen bietet die Alpen Adria Energie ein Ladesystem an, bei dem der Nutzer ohne App und ohne Registrierung einfach mit Bankomat- oder Kreditkarte bezahlen kann.[4]

[Es braucht] eine transparente Datenbank ..., die E-Auto-Benutzern auf einen Klick zeigt, wann wo, zu welchen Tarifen und mit welcher Ladeleistung [am günstigsten] "getankt" werden kann.[5]

Recherchebedarf

Das Laden eines Elektroautos ist an sich komplexer als die Wahl zwischen Benzin und Diesel:

Mit 400 V und dreiphasig erfolgt die Ladung am schnellsten. Aber bei welchen Ladestationen und mit welchem Kabel hat man das? Elektroauto-Fahren geht in dieser Frage sehr in Richtung Rätsel-Rallye.[6]

Es gibt verschiedene Stecker, Kabel und Ladesysteme, die untereinander nicht kompatibel sind.

Die passenden Ladepunkte auf einer geplanten Wegstrecke zu finden, bedarf heute noch einer intensiven Recherche vor Fahrtantritt.
E-Tankstellen [im Ausland] ... sind online häufig nicht aufgeführt.

Nicht benutzerfreundlich

In Hamburg steht eine Elektrotankstelle auf einem 20 cm hohen Podest. Beim rückwärts Ausparken krachte der BMW i3 eines Testers zu Boden und wurde leicht beschädigt.

allerspätestens jetzt ist der Moment erreicht, von dem an das Verlangen nach einem "normalen" Auto wächst. Welcher "normale" Tankstellenbetreiber würde eine solche Zufahrt zu seinen Zapfsäulen ersinnen?

In Dresden ist die Bedienung der Ladesäulen besonders kompliziert.

Verbesserungsbedarf gibt es anscheinend auch bei manchen Autos:

Bei einigen Fahrzeugen ist es notwendig, diese mit der Zentralverriegelung abzusperren und während des Ladevorgangs versperrt zu halten. Das Öffnen der Autotüre kann zu einem Kommunikationsfehler führen.[7]

Man kann sich nicht darauf verlassen

Erfahrungen von Elektroautofahrern auf der Suche nach Strom:

Die erste [Ladesäule] war von einem Auto mit Verbrennungsmotor zugeparkt, die nächste von einem Elektroauto mit schwacher Ladeleistung. Letzteres ist immer häufiger der Fall, in Stromerkreisen werden solche Autos inzwischen als Schnarchlader verspottet. An der dritten Säule brach der Zapfvorgang ohne erkennbaren Grund ab, was wir aber erst bei der Rückkehr ... bemerkten. Warten für die Katz.
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Lästig auf der Suche nach einer Steckdose

öffentliche Ladestationen ... funktionieren oft nicht[8]
Ich hätte heuer zweimal eine Chademo-Ladung [= Schnellladung] gebraucht, einmal in Schottwien und einmal in Mondsee. Beide Male waren die entsprechenden Säulen tot.
zwischenzeitlich [ist] gefühlt jede zweite Schnellladesäule der ersten Generation dauerhaft defekt.
die Ladeinfrastruktur außerhalb der heilen Welt von Tesla ist nach wie vor eine Katastrophe. Gelegentlich lade ich auch mal an irgendwelchen Säulen, weil ich ohnehin gerade parken muss. Man kann sich aber nicht drauf verlassen, dass diese Ladepunkte funktionieren und es ist jedesmal ein heiteres Rätselraten, wie das Laden aktiviert werden kann. Viele Säulen haben ihre gesamte Vorgeschichte an Abrechnungsdienstleistern mit veralteten QR-Codes usw. drauf kleben.[9]

Es kommt auch keine Freude auf, wenn man extra Geld zahlt, um laden zu können, und dann ist die Ladestation in der kostenpflichtigen Parkgarage defekt.

Preise

Die Preise bei Lademöglichkeiten von Elektroautos sind tw. so hoch, dass die Fahrt teurer als mit einem Verbrenner wird. Besonders die Abrechnung nach Zeit wird kritisiert. Wenn die Ladung aus irgendeinem Grund abbricht oder im Winter wegen der Kälte nur langsam erfolgt, muss man dennoch den vollen Preis zahlen.

Politik

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Schnellladestation von Smatrics in Wien

Der Ladesäulen-Betreiber Smatrics fordert:

Wir brauchen ein Ende der Blockadepolitik in der Bundeshauptstadt Wien. Dort werden Ladestationen im öffentlichen Raum bislang nicht bewilligt.

Die Branche kritisiert die deutsche Ladesäulenverordnung:

Die zu errichtende öffentliche Ladeinfrastruktur soll mindestens dem Typ 2, Combo Charging (CCS) entsprechen, allerdings nicht andere Standards ausschließen
Private, wie Hotels, Gasthäuser, Dienstleister und Genossenschaften werden aufgrund der hohen, von der Bundesnetzagentur erstmals auferlegten administrativen Kosten aus ihrem Engagement aussteigen.

Deutschland will offenbar nur für deutsche Autos Schnellladestationen bauen:

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Chademo-Stecker (weltweiter Standard)

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CCS-Stecker (zum EU-Standard erklärt)

Machst du einen CHAdeMO-Anschluss an die Ladesäule, gibt es kein Fördergeld.
Wenn man dann noch liest, dass den neuen DC-Ladern im SLAM-Projekt das CHAdeMO-Kabel sogar wieder abgebaut wird, verlässt einen doch glatt der Glauben an den normalen Menschenverstand. Da werden teure Lader mit Vollausstattung gekauft (alleine das Kabel wird sicher mehr als 2000,- kosten und der CHAdeMO-Controller ist ja sicher auch drin und nicht umsonst) – und das mit Steuermitteln – und dann wird das Ladekabel, an dem tausende an Fahrzeugen laden könnten, einfach wieder abmontiert.

Zuweilen werden Ladesäulen nur zu Werbezwecken errichtet und dann nicht instandgehalten:

Frustrierend ist, dass die Säulen öffentlich gefördert und von einem kommunalen Versorger, also auch mit öffentlichen Geldern, installiert wurden. Nachdem sich die Würdenträger für die lokale Presse vor den Säulen ablichten lassen haben, hat man sie ihrem Schicksal überlassen.
Die EnBW hat eine Menge Fördergeld eingesackt, uns dafür diese nervenzerfetzend unzuverlässigen Parkuhren übers Ländle verteilt und ist dann wieder zum Tagesgeschäft übergegangen. Nach ihnen die Sintflut. Beispiel meine nächste Ladestation: ... Das Ding funktioniert bis heute nicht und keine Sau bei der EnBW interessiert es.
Der Bund hat es bis heute noch nicht einmal geschafft, ein Piktogramm für die Beschilderung festzulegen, so dass die Ladesäulen noch nicht mal ausgeschildert werden dürfen. Als Elektroautofahrer kommt man sich ziemlich veräppelt vor, wenn sich die [deutsche] Bundesregierung irgendwie in Sachen Elektromobilität äußert.

Kritik von anderen Verkehrsteilnehmern

Die Berliner ärgert maßlos, dass die wertvollsten Parkplätze für eAutos zwangs-frei gehalten werden, die da aber so gut wie nie stehen.

Rudolf Schicker, Klubvorsitzender der SPÖ Wien, kritisiert Ladestationen für Elektroautos am Gehsteig. Das Beispiel Kensington in London habe ihn abgeschreckt.

Meine Meinung

Die Mängel, welche die Tauglichkeit von Elektroautos für größere Fahrten drastisch einschränken, werden meines Erachtens völlig zu Recht kritisiert, lassen sich aber wohl nicht so leicht beheben.

Warum Ladesäulen auf öffentlichem Grund stehen müssen, ist mir nicht klar. Herkömmliche Zapfsäulen stehen ja auch nicht am Gehsteig.

Weiter

Schnellladestationen für Elektroautos

Quellen

[1] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 2/2015, S. 30
[2] Freie Fahrt. Das Klubjournal des ARBÖ, 1/2017, S. 25
[3] Emobility-Web, Blogbeitrag vom 1.5.2012 (nicht mehr aufrufbar)
[4] AAE-Echarching-Broschüre (PDF, 3 MB), S. 3
[5] Freie Fahrt. Das Klubjournal des ARBÖ, 1/2017, S. 25
[6] Andreas Hollinek: Elektroauto-Blog, Beitrag vom 11.6.2013
[7] Smatrics, Aufschrift auf der Ladesäule am Gaudenzdorfer Gürtel 77, Wien 12
[8] Helmut Tober, Firmenwagen. Das Magazin für Flottenbetreiber und kostenbewusste Vielfahrer, 5/2015, S. 44
[9] E-Mail von "Verbrennerkiller", 25.2.2020

Seite erstellt am 11.3.2016 – letzte Änderung am 25.2.2020