Preise bei Lademöglichkeiten von Elektroautos
Bevor du dein Elektroauto an einer öffentlichen Lademöglichkeit ansteckst, solltest du genau studieren, wie viel das kosten kann. Oft ist der Strom noch gratis, aber immer mehr Anbieter stellen ihre Ladestationen auf Bezahlmodus um. Wenn du da nicht nachrechnest, kann es extrem teuer werden.
Beispiele
- Wien Energie verlangte für das Laden eines Elektroautos 0,78 €/Stunde (inzwischen etwas mehr). Im Test von Der Standard brauchte ein Elektroauto 4,4 Stunden, um 10,2 kWh nachzuladen. Damit waren 3,90 Euro fällig – mehr als der Diesel für die gleiche Reichweite gekostet hätte!
- Im Test von Focus brauchte der BMW i3 an einer 22-
kW- Ladesäule 4 Stunden, um Strom für 100 km zu laden. Die 22 kW kann er gar nicht nutzen, ebensowenig wie die meisten anderen Elektroautos (zumindest in der serienmäßigen Grundausstattung). Eon verrechnete aber in jedem Fall 4 €/Stunde. Das ergab 16 € für eine Ladung – viermal so viel wie ein sparsames Dieselauto auf 100 km kosten würde. - "Die Stromkosten für Elektrofahrzeuge übersteigen zum Teil die Kosten für Hausstrom um mehr als das Drei- bis Vierfache", berichtete die ZDF-
Sendung WISO. - Der ADAC zahlte 60 Cent/kWh für eine Schnellladung.
- Bei EnBW konnte die Kilowattstunde bis zu 1,70 € kosten. Theoretisch ist nach oben keine Grenze, weil die Uhr auch nach der Vollladung weitertickt.
- Am Flughafen Wien kostet(e) die Aufladung während einer eintägigen Dienstreise 42 € zzgl. Parkgebühr (17 Stunden an der Ladesäule, 27 kWh geladen).[1]
- Bei der Energie Graz kostet(e) das Vollladen eines Renault Zoe (41 kWh, 2,5 Stunden) 66 €. Das sind 22 Cent/km. Im Winter kostet die Vollladung wegen doppelt so langer Ladezeit des Zoes gar 132 €. Außerdem ist die Reichweite im Winter geringer, was 66 Cent/km ergäbe! Der Sprit für einen Verbrenner kommt auf ungefähr 10 Cent/km.
Diskussion
Die Abrechnung nach Zeit, die zu solchen "Wucherpreisen" führen kann, wird scharf kritisiert. Andererseits hat sie auch Vorteile:
- einfach für den Anbieter, da keine geeichten Stromzähler (die es noch gar nicht gibt oder einen hohen Aufwand bedeuten) nötig sind[2]
- keine Dauerparker an einer Ladestation (was an vielen Gratis-
Lademöglichkeiten ein Problem ist)
Laut einer Umfrage in einem Forum sind lediglich 10% der Elektroautofahrer für eine Abrechnung nach Zeit. 43% wollen nur die geladenen Kilowattstunden bezahlen und unbeschränkt parken können. Dann werden die Ladestellen aber weiterhin als günstiger Parkplatz missbraucht. Bevor die Preise eingeführt wurden, haben Elektroautofahrer genau das als "eines der größten Übel" bezeichnet.
Manche meinen: Wer nicht nachrechnet und dann viel zahlt, ist selber schuld. Aus Nutzersicht ist aber zu bemängeln, dass die Ladung komplizierter wird, wenn man überlegen muss, mit welchem Kabel man anstecken soll, damit es am günstigsten wird. In dem von WISO berichteten Fall kostete eine Vollladung mit dem genormten Elektroautostecker rund 15 €; an der "normalen" Steckdose, die ebenfalls an der Ladesäule vorhanden war, hätte die gleiche Leistung (3,6 kW – mehr unterstützte das Elektroauto nicht) nur 4,50 € gekostet.
Bei Schnellladungen ist sicher ein höherer Preis als zuhause gerechtfertigt, allein schon wegen der Netzkosten für die hohe Anschlussleistung. Viel mehr noch geht ein Preisaufschlag für eine Schnellladung mit Gleichstrom in Ordnung, weil die Elektronik zur Umwandlung des Wechselstroms in dieser Leistungsklasse sehr teuer ist.
Meine Meinung
Die unübersichtliche Preisgestaltung ist keine gute Werbung für Elektroautos. Es ist so, wie wenn der Sprit bis zu 5 €/l kosten kann, wenn man beim Tanken trödelt. Andererseits halte ich es prinzipbedingt nicht für möglich, dass die Kilowattstunde überall gleich viel kostet, egal wie schnell man lädt und wie lange man parkt. Am einfachsten und fairsten erscheint mir:
- Bezahlung der Kilowattstunden
- und Bezahlung der Standzeit (so viel wie ein Parkplatz an dem Ort kostet oder wie nötig ist, damit in der Regel ein Ladeplatz frei ist – bei schwach ausgelasteten Lademöglichkeiten auf dem Land also nahe 0)
Die Kilowattstunden können umso mehr kosten, je höher die maximal angebotene Leistung ist (unabhängig davon, ob sie von dem angesteckten Fahrzeug auch genutzt wird). Das entspricht den tatsächlichen Kosten und liefert einen Anreiz, möglichst nicht mit einem langsam ladenden Fahrzeug einen leistungsstarken Anschluss zu blockieren. Von 3–
Für die Nutzung der (Gleichstrom-
Wenn die Ladung fertig ist oder aufgrund von technischen Problemen abbricht, sollte der Nutzer eine SMS bekommen.
Weiter
Weblinks
- Stromkostenrechner für Elektroautos (Javascript erforderlich) – Die Preise einiger Ladeanbieter sind hinterlegt; wie schnell dein Elektroauto laden kann, kannst du selbst einstellen. Ladeverluste musst du selbst dazuzählen.
Quellen
[1] | Auto- |
[2] | Deutsche Bundesregierung: Antwort auf eine Kleine Anfrage bzgl. Berichten zu überteuerten Stromtarifen für Elektroautos (PDF), 2015, S. 2 |