Wirtschaftlichkeit von Lademöglichkeiten für Elektroautos
Die Kosten von Lademöglichkeiten für Elektroautos sind hoch. Dennoch wird der Strom häufig verschenkt, weil bei langsamer und seltener Ladung die Einrichtung einer Verrechnungslösung mehr kostet als an Einnahmen erzielt werden könnten. An ein Zurückverdienen der Errichtungskosten der Ladesäule ist erst recht nicht zu denken. Selbst wenn es hundertmal mehr Elektroautos gäbe, wird der langsame Stromverkauf auf der Straße wegen der begrenzten Zahlungsbereitschaft der Nutzer kaum rentabel werden. Mit dem heimischen Nachtstrompreis kann kein Ladesäulenbetreiber konkurrieren.
Für die Wirtschaftlichkeit einer Schnellladestation sieht es besser aus. Hier werden (bei guter Auslastung) pro Tag viele Kilowattstunden verkauft, sodass auch bei relativ kleiner Gewinnspanne die Chance auf das Zurückverdienen der Investitionskosten und Deckung der Fixkosten besteht. Außerdem ist für eine schnelle Ladung die Zahlungsbereitschaft der Nutzer größer, weil nur so rein elektrische Fernfahrten in praktikabler Zeit möglich sind. (Eine halbe Stunde Tankstopp ist wohl für viele, die nicht überzeugte Elektroautofans sind, bereits hart an der Schmerzgrenze.) Die Ladung darf aber nicht mehr als eine Tankfüllung für dieselbe Wegstrecke kosten, weil sonst die meisten mit einem Verbrenner fahren (und gar nicht erst darüber nachdenken, nur noch ein Elektroauto zu besitzen). Daraus ergibt sich eine ungefähre obere Schranke für den Kilowattstundenpreis bei einer Schnellladung:
Der Selbstkostenpreis für Strom dürfte in der Gegend von 15 Cent/kWh sein. Das ist etwas weniger als der Haushaltsstrompreis, weil evtl. manche Steuern und eine geringe Gewinnspanne wegfallen (die Netznutzung kostet genausoviel; der reine Energiepreis sind wenige Cent pro Kilowattstunde).
Daraus folgt:
- Die Gewinnspanne für den Ladesäulenbetreiber kann bei 50% liegen. Für eine Schnellladung mit 50 kW über eine halbe Stunde wären das dann 25 kWh · 0,5 · 30 Cent/kWh = 3,75 €.
- Um auch nur die fixen Netzkosten zurückzuverdienen, die im günstigsten Fall bei 200 €/Monat liegen,[1] müssen 200/3,75 = 53 solche Schnellladungen pro Monat verkauft werden.
- Errichtungskosten von 30 000 € werden nach 30 000/3,75 = 8000 Schnellladungen zurückverdient.
- Bei einer Lebensdauer von 8 Jahren müssen durchschnittlich 4–
5 Schnellladungen pro Tag verkauft werden,[2] um allein die Errichtungs- und Netzkosten zu decken. Hinzu kommen aber auch noch Reparaturkosten, Personalkosten, Abrechnungskosten, ... - Bei 200 Schnellladesäulen (mit je 2*50 kW) in Österreich müssten 200*4,5 = 900 Schnellladungen pro Tag verkauft werden. Wenn jeder Elektroautofahrer einmal pro Woche schnell ladet, braucht man hierfür 900*7 = 6300 Elektroautos, damit jede Station zumindest die genannten Fixkosten verdienen kann. Ich vermute aber, dass die Elektroautofahrer Schnellladestationen viel seltener nutzen, denn vier von fünf verwenden das Elektroauto nur als Zweitwagen ...
Laut einem Bericht über die Ella AG wird an einer Schnellladestation ab ca. 12 Vollladungen pro Tag die Gewinnzone erreicht.
Lebensdauer
Eine Lebensdauer von 8 Jahren ist optimistisch, denn Lademöglichkeiten für Elektroautos veralten schnell:
- Die 2011 installierten Ladesäulen auf dem Berliner Euref-
Campus wurden bereits 3 Jahre später als "Ladesäulen- Museum" verspottet. - In Sindelfingen (Deutschland) gingen immer mehr Ladesäulen kaputt und wurden nicht repariert, weil der Hersteller Langmatz (angeblich) keinen Support mehr anbietet. Einzige Möglichkeit: "bündig absägen und fachgerecht entsorgen"
- In Wien wurde 2012 eine moderne Schnellladestation errichtet und schon 2 Jahre später durch eine bessere ersetzt.
Mein Fazit
Lademöglichkeiten müssen eine hohe Leistung haben, damit sie sich für den Errichter durch den Verkauf von Strom rechnen können. Aber auch die Anbieter von Schnellladungen sind noch weit von schwarzen Zahlen entfernt und selbst wenn der Elektro-
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Quellen
[1] | Systemnutzungsentgelte- |
[2] |
Netzkosten: 200 €/Monat = 2400 €/Jahr = 19 200 € in 8 Jahren |