Hype um Elektroautos
Trotz geringer Akzeptanz bei den Autofahrern und obwohl die Zukunft von Elektroautos noch ungewiss ist, liest man immer wieder Meldungen wie:
Elektroautos ... stehen ... vor dem Sprung auf den Massenmarkt.
Schon bald könnten Verbrennungsautos dort landen, wo sie hingehören: im Museum statt auf den Straßen.
Strom ist der Treibstoff der Zukunft. Kaum jemand bezweifelt das heute noch ernsthaft.[1]
Deutschland verschläft eine Revolution ... Das Benzinauto mit Verbrennungsmotor steht vor dem Ende.[2]
Woher kommt die große Begeisterung?
- Autofahrer wollen gerne unbekümmert von steigenden Treibstoffpreisen und ohne schlechtes Umweltgewissen Auto fahren. Elektroautos mit Ökostrom erfüllen scheinbar diesen Wunsch.
- Firmen, die im Zusammenhang mit Elektroautos eine Geschäftsgelegenheit sehen, verbreiten die frohe Botschaft auf allen Kanälen.
- Firmen, die Elektroautos kaufen, versprechen sich davon einen positiven Werbeeffekt.
Insgesamt ist die Umweltfreundlichkeit mit Abstand der entscheidende Treiber der Befürworter von Elektroautos.[3]
Kritik
Leider sind Elektroautos bei weitem nicht so umweltfreundlich, wie deren begeisterte Anhänger unermüdlich verbreiten. Der Strom kommt in Wirklichkeit nicht nur aus ökologischen Kraftwerken, sondern wird zum allergrößten Teil aus fossiler Energie produziert! Realistisch gerechnet, bleibt von der behaupteten Energieersparnis und dem angeblich vermiedenen Kohlendioxid-
- Der Hype um Elektroautos lenkt von den bereits jetzt vorhandenen Möglichkeiten zum Spritsparen ab. Die Autoindustrie will mit Produkten, die sie noch gar nicht verkauft, ihren Ruf verbessern.
- Niemand scheint sich mehr dafür zu begeistern, den Verbrauch eines Mittelklasseautos auf 3 l/100 km zu drücken. Für ein Elektroauto bekommt man hingegen "den vollen Applaus", auch wenn dessen CO2-
Bilanz schlechter als die eines 3-Liter- Autos mit Verbrennungsmotor ist. - Durch den Hype werden völlig falsche Erwartungen geweckt. Das Entfachen von Aufbruchstimmung scheint im Vordergrund zu stehen, zumal es um erkleckliche Fördermittel geht.
- Nur durch die überschwängliche Begeisterung für das emissionsfreie Fahren kann ich mir erklären, dass viele aktuelle Elektroauto-
Modelle im Winter mit Strom heizen, während schon in den 1990er Jahren die Elektroautos sinnvollerweise eine Benzinheizung hatten. Eine Stromheizung verschlechtert Verbrauch und Reichweite drastisch und ist aus Umweltschutzgründen abzulehnen, auch wenn Ökostrom getankt wurde.
Ich habe auch schon Leute getroffen, die so begeistert von Elektroautos sind, dass sie sich unbedingt Solarzellen auf ihr Hausdach montieren lassen wollen, weil sie fälschlicherweise glauben, mit selbst produziertem Strom nach Herzenslust herumfahren zu können, ohne der Umwelt zu schaden. Sonnenkollektoren zur Warmwasserbereitung und Heizungsunterstützung wollen sie deshalb nicht, obwohl diese aus Umweltsicht zu bevorzugen sind. Die ungerechtfertigt hohe Begeisterung für Elektroautos kann dazu führen, dass der für lange Zeit noch begrenzt verfügbare Ökostrom durch noch mehr Autoverkehr auf den Straßen vergeudet wird.
Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, werden wir nicht darum herumkommen, weniger mit dem Auto zu fahren oder auf deutlich leichtere Fahrzeuge umzusteigen. Mit dieser Botschaft kann man natürlich keine Massen begeistern ...
Und wenn uns demnächst das Benzin ausgeht?
"Das Ende des Ölzeitalters" wird so schnell nicht kommen, denn es gibt die Möglichkeit der Kohleverflüssigung, und Kohle reicht (leider) noch für Jahrhunderte.
Ende des Hypes
Seit 2012 scheint der Hype endlich abzuebben:
- Das Nachrichtenmagazin Profil brachte einen skeptischen Artikel, der meine pessimistische Sicht teilt. (2009 berichtete dieselbe Zeitschrift über den Eintritt in ein "neues Zeitalter".)
- Es "mehren sich derzeit unüberhörbar die Stimmen der Experten, die zum Grabgesang für die Stromer rufen", berichtet das Handelsblatt.
- Audi hat 2013 alle Elektroauto-
Bemühungen abgeblasen.
Oder doch nicht?
Gegen den Trend sind 2015 die österreichischen Autofahrerclubs ÖAMTC und ARBÖ zu Elektroauto-
Aktuell heißt es immer wieder, die Autohersteller müssen Elektroautos verkaufen, weil sie nur so die strengen EU-
- Ein durchschnittlicher Kohlendioxid-
Ausstoß von 95 g/km ist schon mit den heute verfügbaren Autos möglich. - Die Ziele können bis 2021 auch noch aufgeweicht werden (wäre nicht zum 1. Mal) oder durch schöngerechnete Hybridautos erreicht werden.
- Die Strafen bei Zielverfehlung sind gar nicht so drastisch hoch.
Weiter
Siehe auch
Weblinks
- Verkehrsclub Deutschland: Position Elektromobilität (PDF), 2010 – "Die Elektromobilität erlebt zurzeit einen Hype. Vor wenigen Jahren wurden der Wasserstoffantrieb und dann Kraftstoffe aus Biomasse als Lösungen für die Verkehrs- und Klimaprobleme gefeiert und gefördert. ..."
Quellen
[1] | Zeitschrift Lebensart, 3/2010, S. 12 |
[2] | Beitrag (nicht mehr aufrufbar) in Frontal21, ZDF, 28.6.2011 |
[3] |
|