Mario Sedlak
Elektroauto
Siehe auch
Umweltschutz
Hauptthemen

Notwendigkeit von öffentlichen Lademöglichkeiten für Elektroautos

Oft wird behauptet, dass Lademöglichkeiten für Elektroautos fehlen. Die These lautet:

Wenn es ausreichend Ladestationen gebe, werde sich niemand mehr von der geringen Reichweite der E-Autos abschrecken lassen

Auch wenn man die Fahrer selbst fragt, sagen die meisten, dass es wichtig sei, das Elektroauto überall aufladen zu können.

Beobachtungen

In der Praxis laden die Elektroautofahrer nur im Notfall außer Haus (wenn das kostenpflichtig ist). Das zeigte sich schon 2010 bei einem Versuch in Chemnitz:

Obwohl die Testfahrer angaben, dass eine öffentliche Ladeinfrastruktur wichtig sei, nutzten sie nicht diese, sondern ausschließlich die installierte Struktur in ihren Privathäusern ... Das sei bequemer, zudem habe man hier den günstigeren Nachtstrom genützt.

Ein ähnliches Bild zeigten auch andere Studien. Z. B. wurden beim Vorarlberger Pilotprojekt VLOTTE die Elektroautos zu 98% der Stunden zuhause aufgeladen.

Schlussfolgerungen

Ein dichtes Netz von Ladestationen oder Elektro-Tankstellen wäre ... aufgrund der durchschnittlich kurzen Fahrtwege gar nicht unbedingt nötig. Ladestationen zu Hause und eventuell auch am Arbeitsplatz wären demnach in den meisten Fällen ausreichend.
An der Ladeinfrastruktur scheitert die E-Mobilität in Österreich nicht, sind sich Experten einig.
Ladesäulen ... bauen ... vor allem die Angst vor dem Liegenbleiben ab[1]

Notwendig ist eine Lademöglichkeit zuhause. Extra zu einem Ladeplatz zu fahren, ist wegen der langen Ladezeiten nicht praktikabel. Wer auf der Straße parken muss, bräuchte dort eine Lademöglichkeit, die nur für ihn reserviert ist, denn er müsste jederzeit dort aufladen können, wenn das Elektroautofahren genauso flexibel und bequem wie die Nutzung eines Verbrenners sein soll. Aus Platzgründen wird das im öffentlichen Raum aber nicht überall möglich sein bzw. würde es von den Benzin- und Dieselfahrern nicht akzeptiert, weil sie schwerer einen Parkplatz finden, während die Elektroautoplätze häufig leerstehen. (Z. B. ärgern sich die Berliner "maßlos" über reservierte Elektroauto-Parkplätze.)

Wichtig sind

Foto

Laden in der Garage

Entbehrlich sind

Foto

Leihautos ohne Rückstellpflicht brauchen ein dichtes Ladenetz.

Foto

Elektro-Smart

Ein Sonderfall sind Anbieter von Leihautos, die nicht zu einer Basisstation zurückgebracht werden müssen. Sie bräuchten ein dichtes Netz von öffentlichen Lademöglichkeiten. Weil dieses in Berlin nicht vorhanden sei, zog die Daimler-Tochter Car2go ihre rund zwei Dutzend Elektro-Smart aus der Stadt zurück.

Nutzerstimmen

Schnellladeinfrastruktur in Städten braucht niemand.
Jede öffentliche Ladesäule, die nicht mindestens 22 Kilowatt liefert, ist ein schönes grünes Feigenblatt, aber nichts, was der Elektromobilist im Alltag braucht.

Beide Aussagen sind von demselben Nutzer und ergeben zusammen, dass in Städten nur 22-kW-Ladesäulen sinnvoll wären (über 22 kW = Schnellladung). Das verwundert mich, denn warum soll es grundsätzlich schlecht sein, wenn das Auto schneller lädt? Es ist eher eine Frage der Preise bei den Lademöglichkeiten. (Schnellladestationen sind teurer.) Gerade in der Stadt kann man die Ladepause leichter sinnvoll verbringen bzw. das Auto während dem Laden stehen lassen und mit den Öffentlichen zum Termin weiterfahren (wenn es ein kurzer Termin ist oder das Parken an der Ladesäule preiswert ist).

Mein Fazit

Die öffentliche Hand muss keine Ladestationen dringend fördern. Am ehesten wird ein Netz von Schnellladestationen benötigt, doch wahrscheinlich wird auch dieses hauptsächlich nur von Elektroautofans genutzt (insbesondere wenn dort kostendeckende Ladepreise verlangt werden – siehe Kritik an den Preisen bei Lademöglichkeiten von Elektroautos). Die große Mehrheit verwendet das für sie günstigere und bequemere Fahrzeug (was das Elektroauto auf Langstrecken zumindest derzeit nicht ist – vgl. Kritik an Lademöglichkeiten für Elektroautos).

Weiter

Technische Probleme beim Laden von Elektroautos

Weblinks

Quellen

[1] Dekra: Elektromobilität. Informationen und Fakten (PDF), S. 11 (im PDF S. 6)
[2] Norwegian electric car user experiences 2014 (PDF), S. 6
[3] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 5.2017, S. 27 – "Schnellladen und Zeitgebühr ist das Letzte, was ein Pendler mit dem E-Auto braucht, wenn er mit dem Zug weiterfährt."
[4] VCÖ-Magazin, 2/2014 (PDF, 3 MB), S. 5

Seite erstellt am 11.3.2016 – letzte Änderung am 19.5.2017