Leben aus Sicht der Biologie
Ein Biologielehrer erklärte einmal, dass tierisches Leben nichts anderes als "ein Verbrennungsvorgang" sei. Ich sehe das genauso: "Leben" ist eigentlich nichts anderes als eine extrem komplizierte chemische Reaktion.
Bist du darüber verwundert? Ich sage nicht, dass Lebewesen mit chemischen Reaktionen, wo etwa zwei zusammengeleerte Flüssigkeiten die Farbe ändern, vergleichbar sind. Vielmehr ist das Wesentliche meiner Aussage, dass es keinen besonderen Grund gibt, wieso sich Lebewesen auf der Erde ausbreiten. Anstatt zu fragen:
- Wozu ist es gut, dass Lebewesen sich vermehren?
- Welchen Sinn hat es, dass wir leben und dann erst wieder sterben?
kannst du genauso gut fragen:
- Wozu ist es gut, dass Eisen rostet?
- Welchen Sinn hat es, dass Glatteis so rutschig ist?
Leben "passiert" einfach – so unausweichlich wie eine chemische Reaktion. Ob du gerne ein zweckloser Vorgang bist oder lieber was Besseres wärst, ändert nichts daran. Wie nützlich eine Sichtweise für das wissenschaftliche Verständnis der Welt ist, zeigt sich anhand der Erkenntnisse, die sich aus ihr ergeben. Und jahrhundertelange Forschung ergab keine Widersprüche zu der "nüchternen" Sichtweise. Z. B. konnten keine eigenen Naturgesetze, die nur in Lebewesen gelten, gefunden werden:
- Wenn du atmest, ist es dem Eisen in deinem Blut zu verdanken, dass dein Körper genügend Sauerstoff aufnimmt.
- Wenn du am Glatteis ausrutscht, fällst du wie jeder andere Körper.
- Deine Energiebilanz ist in Joule zu rechnen, deine Masse in Kilogramm, deine Gehirnströme in Ampere – alles in den gewöhnlichen Maßeinheiten, mit denen die Physik das gesamte Universum beschreibt.
Weil es keine besondere "Lebenskraft" gibt, ist auch nicht eindeutig definierbar, was Leben ist. Sind Viren z. B. Lebewesen? Es gibt keine scharfe Grenze zwischen Leben und Unbelebtem.
Aber wo bleibt denn da der Geist, die Freude, das Menschliche, ...?
Der Sinn des Lebens ist aus Sicht der Biologie für jedes Lebewesen, sich fortzupflanzen. Genauer:
- die eigenen Erbanlagen weiterzugeben oder – wenn das nicht geht – dann
- anderen dabei zu helfen, bevorzugt nahen Verwandten
- oder, zuletzt, sich für die Gesellschaft nützlich machen
Wenn ich einen Roboter so programmieren müsste, dass er eigenständig möglichst viele Kopien von sich herstellt, dann würde ich genauso vorgehen wie die Natur offenbar vorgegangen ist.
Gefühle sind, rein biologisch betrachtet, nur nützliche Faustregeln, die uns das Überleben erleichtern. Die Annahme eines "höheren Sinns" ist für die Wissenschaft schlicht unnötig.
Weiter
Leben: Gänsehaut | ||
Biologie: Epigenetik |