Mario Sedlak
Wissenschaft
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Epigenetik

Erworbene Eigenschaften werden nicht vererbt. Das zeigte das Experiment von August Weismann im 19. Jahrhundert: Er schnitt mehr als 20 Generationen von Mäusen den Schwanz ab, aber es kamen immer wieder Mäuse mit einem normal langen Schwanz auf die Welt. Der Lamarckismus, wonach Giraffen deswegen so einen langen Hals haben, weil sie sich immer nach den Blättern auf hohen Bäumen strecken, galt damit als widerlegt.

Die gegenteilige Theorie, wonach sich die Erbanlagen im Laufe eines Lebens nicht verändern (nur zufällig durch Mutation) und die nächste Generation lediglich eine neue Kombination dieses Codes bekommt, hat sich zwar grundsätzlich gut bewährt, aber sie dürfte nicht die ganze Wahrheit enthalten. Nach der Jahrtausendwende verdichteten sich die Forschungsergebnisse, dass das Erbgut mit gewissen Zusatzinformationen an den Nachwuchs weitergegeben wird. Dadurch werden die Gene zwar nicht verändert, aber ggf. aus- oder eingeschaltet und der neue Organismus wird auf bestimmte Umweltbedingungen vorbereitet. U. U. bleibt diese "Anfangsprogrammierung" für den Rest des Lebens bestehen und wird sogar weitervererbt.

Beispiele

Mechanismus

Wie epigenetische Informationen vererbt werden, ist noch nicht ganz klar. Offenbar heften sich Moleküle entweder an der DNA-Kette selbst oder an die Proteine (Histonen), um die sich die DNA-Ketten wickeln.[2]

Meine Meinung

Ich halte es für plausibel, dass wir keine "starren" Erbanlagen haben. Auch das Geschlecht eines Kindes wird nicht rein zufällig, sondern (zumindest bei Huftieren) so bestimmt, wie es in der gegebenen Situation optimal ist (im Rudel bekommen starke Tiere eher Männchen, schwache eher Weibchen). Die Natur ist nicht verpflichtet, die Vorgänge bei der Fortpflanzung einfach und überschaubar zu halten, sondern wird im Gegenteil alle Mechanismen, die den Erfolg bei der Vermehrung steigern, fördern. Die Evolutionstheorie wird durch die Epigenetik nicht widerlegt, sondern ergänzt.

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Chemie

Weblinks

Quellen

[1]
  • Nature.com: Neuroscience: In their nurture, 8.9.2010 – "epigeneticist Jessica Connelly at Duke University in Durham, North Carolina, and her colleagues found methylation differences in the gene encoding the receptor for oxytocin – a hormone believed to influence social behaviour – in people with autism"
  • Newsletter-Epigenetik.de: Beiträge zum Stichwort "Autismus"
[2] Till Roenneberg: Das Recht auf Schlaf. Eine Kampfschrift für den Schlaf und ein Nachruf auf den Wecker. München: dtv, 2019 (Aus dem Engl.), S. 70

Seite erstellt am 14.8.2015 – letzte Änderung am 22.4.2023