Mario Sedlak
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Nissan Leaf

Der Nissan Leaf war bis 2018 das weltweit meistverkaufte Elektroauto und das erste von Nissan. Es ist seit 2010 erhältlich, hierzulande aber erst seit 2012. Damals war es "das beste rein elektrisch betriebene Auto, das derzeit zu haben ist" und zählte "zu den Technologieführern im Bereich Elektromobilität."[1] Als "vollwertiger Fünfsitzer in der beliebten Kompaktklasse" setzte der Leaf "einen neuen Maßstab bei Elektroautos." Er war "der erste, als reines Elektroauto konzipierte Kompaktwagen überhaupt"[2] und eines der ersten Elektro-Familienautos mit viel Platz.[3] Vier Erwachsene finden leicht Platz; drei Erwachsene können auf der Rückbank nicht bequem nebeneinander sitzen.[4]

Inzwischen ist der Leaf "etwas in die Jahre gekommen." Im Vergleich zum BMW i3 und anderen neueren Elektroauto-Modellen bietet der Leaf vor allem eine geringere Reichweite, die im Winter drastisch einbricht, und er kann nicht so schnell beschleunigen, obwohl er mehr Strom verbraucht.

Daten

Leergewicht: 1545 kg[5]
maximale Zuladung: 410[6]450 kg (inkl. Menschen)[7]
maximale Anhängelast: 0 kg[8]
nutzbare Akkukapazität: 21,3 kWh (von theoretischen 24 kWh) – was nicht sehr bekannt ist
Akkugewicht: ca. 300 kg
Motorleistung: 80 kW – "absolut ausreichend für alle Lebenslagen"[9]
Höchstgeschwindigkeit: 145 km/h[10]
Kofferraumvolumen: 295 l (645 l bei umgeklappter Rückbank)[11] – ok, aber mit unpraktischer Geometrie

Varianten

Extras können/konnten nur in gewissen Paketen bestellt werden, die eigene Namen haben:[12]

Bei Tests wird meistens Nissan Leaf Tekna verwendet. Bei den Paketen Acenta und Tekna gibt/gab es gegen 300 € Aufpreis auch eine kleine Solarzelle ("Solarspoiler"), die den 12-V-Akku für die Bordelektronik ein wenig aufladen kann.

Was anscheinend nicht so an die große Glocke gehängt wird:

Modellverbesserungen

Akku

Bei Leafs ohne Akkukühlung steigt bei höheren Außentemperaturen und Tempo 130 die Akkutemperatur langsam in den roten Bereich. Auch reduziertes Tempo lässt sie nicht mehr sinken. Bei der nächsten Schnellladestation reduziert sich dadurch die Ladeleistung (ist gleich längere Ladedauer), um den Akku nicht zu schädigen.[16] Ebenso heiß wird der Akku bei mehreren Schnellladungen hintereinander.[17]

Ladezeiten

Serienmäßig kann der Leaf mit 3,3 kW an der Steckdose laden.[18] Das Vollladen dauert da bis zu 14 Stunden. In der 2014er-Version des Leafs: ca. 10 Stunden.[19]

Nissan empfiehlt aber eine Wandladestation um ca. 1100 €[20] + 370 € für das Ladekabel[21] (Stand: 2013). Damit erhöht sich die maximale Ladeleistung auf 6,6 kW[22] und die Ladezeit verkürzt sich auf 6–8 Stunden.[23]

ein deutlicher Nachteil gegenüber anderen Elektrofahrzeugen ist ... der fehlende 11 kW-Lader, welcher eine Aufladung an einer 3-phasigen Starkstrom-Steckdose bzw. Ladesäule ermöglichen würde.[24]

Als Extra gibt es die Gleichstrom-Schnellladefähigkeit mit bis zu 50 kW an Chademo-Ladesäulen, wo die Ladung bis auf 80% ca. 30 Minuten dauert (im Test von Heise Autos 28 Minuten, im ÖAMTC-Test 35 Minuten[25]). Auf Fernfahrten (mit Modellen ohne Akkukühlung) dauerte es aber ab der zweiten Schnellladung deutlich länger, weil bei einer Akkutemperatur über 32°C die Ladeleistung reduziert wurde. Mit einem Softwareupdate soll dieses als "Rapidgate" kritisierte Problem 2019 weitgehend behoben worden sein.

Aufladeverlust

21%[26]

(Wirkungsgrad des Ladegeräts: 86,6%)

Selbstentladung

3%/Monat

Ist der Akku des Nissan Leafs einmal richtig leer, empfiehlt das Handbuch sogar, Unterlegkeile unter die Räder zu legen, denn die Feststellbremse funktioniert elektrisch.

Haltbarkeit

Datenübertragung

Der Leaf kann mit einer Handy-App verbunden werden. Ein Gebrauchtwagen-Käufer sollte diese Verbindung löschen. "Wir ... können unseren Dauertest-Nissan Leaf zehn Monate nach der Rückgabe noch immer orten", schrieb der ÖAMTC.[29]

Ausstattung

2018er Version:

Ein Schalter in der Mittelkonsole erlaubt es, die Charakteristik des Fahr-(vormals Gas-)Pedals so zu ändern, dass es nicht nur zum Beschleunigen, sondern auch zum Verzögern bis zum Stillstand dient. Je abrupter man den Fuß hebt, desto stärker die Bremswirkung.[30]

Verbrauch und Reichweite

Rückgewinnung von Bremsenergie

Großer Einfluss von Kälte

Wenig Einfluss von Hitze

Einfluss von Geschwindigkeit

Erfahrungsberichte

Die angezeigte Restreichweite ändert sich oft sprunghaft. Das sorgt für "Stirnrunzeln" und "bange Fragen" bei den Fahrern. Der ADAC sieht dieses Verhalten aber sogar als Vorteil:

Dem Fahrer werden am Bordcomputer die verschiedenen Reichweiten je nach Nutzung zusätzlicher Verbraucher angezeigt. Auch die aktuelle Fahrweise wirkt sich rasch auf die Reichweitenanzeige aus, so dass eine gute Planung möglich ist.[42]

Im Dauertest des ARBÖ:

Sobald die elektrische Reichweite in Richtung 100 Kilometer sinkt, beginnt sich eine gewisse Unruhe einzustellen. Gedanken, wann wohin die nächste Fahrt geht, machen sich breit. Mein Glück, dass in unmittelbarer Nähe zu meiner Arbeitsstelle ein Parkhaus mit E-Tankstelle errichtet wurde. Doch ... Für 50 Prozent Ladekapazität beträgt die Ladezeit mehr als zehn Stunden, da für eine schnellere Ladung die Steckertypen nicht kompatibel sind.[43]

Wegen der knappen Reichweite:

Meiner Frau wird's zu bunt. Sie will mit unserem normalen Auto fahren.
meine Frau hat die Nerven schon weggeworfen
Wer in hügeligem Gelände zur Sommerszeit mit einem 4 Monate alten Nissan Leaf von A nach B und zurück nach A fahren möchte und dazwischen weder Zeit noch Möglichkeit für ein Aufladen hat, sollte – Sicherheitskilometer mit eingerechnet – nur Ziele auswählen, die unter 60 Kilometer liegen.[44]

Sonstige Testergebnisse

Der Nissan Leaf erreichte als erstes Elektrofahrzeug 5 Sterne im ADAC-Crashtest.

Der Leaf ist ein vollwertiges Auto und fühlt sich auch so an, einmal abgesehen von den akustischen (leise) und fahrdynamischen (gleichmäßig sanfte Beschleunigung) Besonderheiten des Elektro-Antriebs.[45]

Die Heizung ist schwach. Es wird nicht wirklich warm bzw. erst nach 18 Minuten vorne und nach 41 Minuten hinten.[46]

Bremsweg von 100 km/h auf 0: 43,6 m mit Winterreifen[47]

Erfahrungsberichte

"Ohne Angeberfaktor" – Es dreht sich niemand staunend nach dem Wagen um.

Erfahrungsbericht eines Leaf-Fahrers im 5-jährigen Praxiseinsatz:

Der Leaf benötigt die eher ungewöhnliche Reifendimension 205/55/R16. Felgen dazu gibt es nur im Original, direkt bei Nissan.[48]

"Leerlauf" hat der Nissan Leaf keinen, d. h. ein Anschieben des Fahrzeuges ist nicht möglich.[49]

Kosten

Knapp 37 000 € – Das ist für ein Elektroauto mit üppiger Ausstattung noch im günstigen Rahmen, meinte der ADAC 2012. Derselbe Club 2015:

Mit einem Grundpreis von 35 090 Euro ist der Leaf tekna aber schlicht zu teuer.[50]

Der Nissan Leaf rechnet sich im Vergleich zum VW Golf Highline (mit ungefähr gleicher Leistung) bei 12 500 km/Jahr nach 34 Monaten.[51]

Die Ersparnis beim Kraftstoff und bei der Kfz-Steuer eingerechnet, kann sich für Pendler beispielsweise der Nissan Leaf durchaus nach fünf Jahren schon rechnen.

Der ARBÖ sah das nicht so:

Nissan verlangt für seinen Elektro-Kleinwagen Leaf ... 79 Euro monatliche Batteriemiete bei einer Jahresfahrleistung von 12 500 Kilometer ... So weit kommt man mit dem Diesel-Pulsar allemal bei monatlichen Spritkosten von höchstens 60 Euro – ohne Kabelsalat und Ladestress – und fährt dabei einen langstreckentauglichen Kompakten. Da rechnen die Leute halt...[52]

Wartungs- und Reparaturkosten

Die Wartungskosten liegen zwischen 140 und 400 €/Jahr. Der Austausch eines gebrochenen Hebels zum Entriegeln der Ladeklappe kostete 118 €.

Weiter

Smart ForTwo Electric Drive

Quellen

[1] Freie Fahrt. Das Klubjournal des ARBÖ, 4/2016, S. 25
[2] ÖAMTC: Galerieseite über Nissan Leaf (nicht mehr aufrufbar), Zugriff am 7.1.2012
[3] TCS: Nissan Leaf im Test (nicht mehr Aufrufbar)
[4] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 5
[5] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 10
[6] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 3
[7] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 2
[8] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 10
[9]
  • ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 6
  • Ähnlich der ÖAMTC in Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 6.2017, S. 31: "vollkommen ausreichend"
[10] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 10
[11] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 3
[12] Nissan-Leaf-Werbebroschüre (nicht mehr aufrufbar), S. 17, Zugriff am 22.9.2013
[13] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 12.2016, S. 30
[14] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 4
[15] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 2.2014, S. 30
[16] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 12.2016, S. 30
[17] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 6.2017, S. 32
[18] Nissan-Leaf-Werbebroschüre (nicht mehr aufrufbar), S. 18, Zugriff am 22.9.2013
[19] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 2
[20] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 4.2012, S. 32
[21] Andreas Hollinek: Elektroauto-Blog, Beitrag vom 6.5.2013
[22] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 6.2017, S. 31
[23] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 4.2012, S. 32
[24] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 2
[25] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 4.2012, S. 32
[26]
  • ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 2, 11 – Differenz von 19,9 kWh/100 km mit Ladeverlust und 15,7 kWh/100 km ohne Ladeverlust
  • Ein Nutzer hat genau den gleichen Ladeverlust gemessen.
[27] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 6.2017, S. 32
[28] Plug in America: Leaf Battery Survey (PDF), 2012, S. 3
[29] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 3.2018, S. 19
[30] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 10.2017, S. 32
[31] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 9
[32] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 2
[33] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 11
[34] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 4.2012, S. 31
[35] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 6.2016, S. 28
[36] TCS: Alternative Antriebskonzepte – Das Elektroauto, 2014 (nicht mehr aufrufbar)
[37] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 3.2017, S. 43
[38] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 12.2016, S. 31
[39] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 9
[40] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 11
[41] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 12.2016, S. 30
[42] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 9
[43] Freie Fahrt. Das Klubjournal des ARBÖ, 4/2016, S. 25, 4/2016, S. 25
[44] Andreas Hollinek: Elektroauto-Blog, Beitrag vom 17.8.2013
[45] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 6.2016, S. 28
[46] ADAC-Autotest: Nissan Leaf (PDF), 2012, S. 6
[47] Auto-Touring. Das Mobilitätsmagazin des ÖAMTC, 4.2012, S. 31
[48] Andreas Hollinek: Elektroauto-Blog, Beitrag vom 23.10.2013
[49] Andreas Hollinek: Elektroauto-Blog, Beitrag vom 27.1.2015
[50] ADAC-Autotest: Nissan Leaf Tekna (PDF), 2014, S. 1
[51] Energie AG: E-Mobilität aus Sicht eines Energieversorgers (PDF, nicht mehr aufrufbar), Vortrag vom 23.11.2013, S. 18
[52] Freie Fahrt. Das Klubjournal des ARBÖ, 4/2016, S. 16

Seite erstellt am 18.1.2019 – letzte Änderung am 30.10.2020