Zukunft der Fernwärme
Es ist nicht sicher, ob es Fernwärme immer geben wird:
- Wenn der Heizenergiebedarf aufgrund von besserer Wärmedämmung und dem Klimawandel sinkt, können Wärmenetze unwirtschaftlich werden.[1]
- Die Energiewende macht Gaskraftwerke zunehmend überflüssig. Damit gibt es weniger Kraft-
Wärme- , deren Effizienz ein wichtiger Grund ist, Wärme über weite Strecken zu transportieren.Kopplung
Andererseits:
- Müllverbrennungsanlagen und Industriebetriebe werden weiterhin günstige Abwärme anbieten, deren Weiterverteilung sich lohnt.
- Biomasse-
Heizkraftwerke sind effizienter, weil sie bei gleicher Wärmeproduktion mehr Strom "nebenbei" erzeugen als kleine Anlagen. Das kann die Energieverluste beim Transport der Wärme aufwiegen. Außerdem haben kleine Anlagen aus Kostengründen keine so aufwendige Abgasreinigung. - In der Großstadt gibt es kaum eine umweltfreundliche Alternative zur Fernwärme:
- Holz und Pflanzenöl gibt es nur in viel zu kleinen Mengen.
- Sonnenkollektoren bräuchten zur Vollversorgung riesige, teure Wärmespeicher.
- Für Wärmepumpen fehlt im dicht besiedelten Gebiet, wenn keine Bohrungen erlaubt sind, meist der Platz.
- Eine Stromheizung ist aus Effizienzgründen abzulehnen, auch wenn sie mit Ökostrom betrieben wird.
- Eine Umwandlung von Stromüberschüssen in Gas, um damit zu heizen, wäre möglich, ist aber ebenfalls ineffizient.
Fernwärme mit 100% erneuerbarer Energie
Die Energiewende beim Heizen ist noch schwieriger als im Strombereich. Derzeit wird in Österreich die Hälfte der Fernwärme mit fossiler Energie produziert.[2] Idealerweise würde der Verbrauch auf die Hälfte sinken, aber danach sieht es nicht aus. Wie also die Lücke schließen? Es gibt im Wesentlichen nur folgende Möglichkeiten:
- Erdwärme – An günstigen Lagen bereits konkurrenzfähig, aber mit Risiken
- Sonnenkollektoren – Ein großer Saisonwärmespeicher für viele tausend Menschen kann heute schon wirtschaftlich sein.
- Wärmepumpen – Auch da gibt es in anderen Ländern bereits Musterbeispiele.
Handlungsbedarf
- Die Fernwärmelieferung muss in Zukunft deutlich effizienter werden, indem die Temperaturen abgesenkt werden. Je tiefer die sind, desto geringer sind die Wärmeverluste und desto leichter können erneuerbare Wärmequellen eingebunden werden.[3] Alte Anlagen, die derzeit die hohen Temperaturen benötigen, um genügend Wärme aus dem Fernwärmenetz aufnehmen zu können, müssen modernisiert werden.
- Fernwärmespeicher werden gebraucht, um die Vorteile der Kraft-
Wärme- weiterhin nutzen zu können, obwohl Wärmekraftwerke am heutigen Strommarkt nur noch stundenweise (und nicht mehr, wie früher, durchgängig in der Heizsaison) gebraucht werden.Kopplung - Stromüberschüsse können und sollen durch simple Stromheizungen zur Fernwärmeproduktion verwendet werden (wie z. B. in Niederösterreich 2015 realisiert). Die Steuern sollen nicht, wie in Deutschland, so hoch sein, dass die Umwandlung von Stromüberschüssen in Wärme unwirtschaftlich ist und die gelegentlichen Überschüsse ungenutzt bleiben.
- Eine Anschlusspflicht würde helfen, Kosten und prozentuale Wärmeverluste zu senken. – Die in Österreich eingeführte Möglichkeit zur Kündigung der Fernwärme ist kontraproduktiv.
- Im Sommer nur Warmwasser mit Fernwärme zu produzieren, ist wegen der dann relativ großen Netzverluste ineffizient. Fernkälte sollte ausgebaut werden. Wenn es hierfür zu wenige Abnehmer gibt, dann sollte das Fernwärmenetz an warmen Sommertagen abgeschaltet werden.
Meine Prognose
Fernwärme hat ihren Platz in der Energiezukunft. Ich sehe keine Möglichkeit zur rein dezentralen Wärmebereitstellung ohne fossile Energie. Ich glaube auch nicht, dass die Energiewende bei der Fernwärme durch viele kleine Anlagen erfolgen wird. Große, zentrale Anlagen sind effizienter und technisch einfacher zu handhaben, als wenn jedes Haus mal Wärme einspeist und mal entnimmt.
Eine 100% erneuerbare Fernwärme wird wahrscheinlich mit gespeicherter Sonnenwärme und Wärmepumpen funktionieren. Erdwärmenutzung erwarte ich nur vereinzelt.
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Quellen
[1] | Agentur für erneuerbare Energien, Forschungsradar Energiewende: Metaanalyse: Energiewende im Wärmesektor in Deutschland (PDF, 5 MB), S. 12 |
[2] | Statistik Austria: Gesamtenergiebilanz Österreich Detailinformation (XLSX), Blatt "Fernwärme" |
[3] | Christian Holter: Solarwärme neu gedacht – Fernwärme für Europas Städte (PDF), Solarthermie, 3/2015, S. 20 (im PDF S. 2) |