Mario Sedlak
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Verbrauchsmesser am Heizkörper (in der Fachsprache: Heizkostenverteiler)

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Überfüllung zum Ausgleich der Verdunstung außerhalb der Heizperiode

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Elektronischer Verbrauchsmesser

Fernwärme-Abrechnung

Zur Bestimmung der bezogenen Wärmemenge ist an jedem meiner Heizkörper ein Röhrchen mit einer Flüssigkeit angebracht. Wenn der Heizkörper warm wird, verdunstet ein bisschen von der Flüssigkeit. Am Ende der Heizperiode wird die Menge der verbliebenen Flüssigkeit auf einer Skala abgelesen und das Röhrchen getauscht. So wird die Abrechnung nach dem individuellen Verbrauch ermöglicht.

Leider verdunstet die Flüssigkeit nicht nur beim Einheizen, sondern in geringem Umfang immer. Auch nie benutzte Heizkörper zeigen 1–3 Verbrauchsstriche an. Das wird von vielen als ungerecht empfunden. Ich fasse es jedoch als eine Art Grundgebühr auf. Diese halte ich für gerechtfertigt, denn wenn man nie einheizen muss, bekommt man offenbar Wärme von den Nachbarn oder ungedämmten Rohren. Für inakzeptabel halte ich hingegen die Kaltverdunstung an warmen Tagen, wo gar keine Wärme geliefert wird. Um diese Verdunstung auszugleichen, muss das Röhrchen über den Nullpunkt hinaus befüllt werden.

Auch sonst ist die Verdunstung ungenau:

Genauere Messverfahren

Neuere Geräte zur Heizkostenverteilung messen die Temperatur elektronisch. Vorteile:

Nachteile:

Elektronische Verbrauchsmesser können auch mit Funk ausgestattet werden, wodurch die Daten automatisch zur Abrechnungsfirma kommen können. Das spart Ablesekosten (was aber von den teuren Ablesefirmen nicht unbedingt an die Mieter weitergegeben wird) und es entfällt die Möglichkeit zu Betrug durch Bestechung der Ableser. Andererseits sind diese Geräte natürlich noch teurer und sensible Menschen werden sich über den Elektrosmog aufregen.

Ein Manko aller bisher erwähnten Verbrauchsmesser ist, dass sie nur die über den Heizkörper abgegebene Wärme erfassen. Wenn es viele ungedämmte Rohre gibt, dann ist in Deutschland eine Berücksichtigung des Rohrwärmeanteils in der Heizkostenabrechnung vorgeschrieben.[5] In Österreich verlangt das Heizkostenabrechnungsgesetz (§ 5, Absatz 3), dass von der gesamt gelieferten Wärme zumindest die Hälfte über Heizkörper abgegeben werden muss.[6] In Österreich wird aber anscheinend die verbrauchsabhängige Abrechnung kaum hinterfragt, obwohl es Häuser mit ungedämmten Heizrohren auch bei uns gibt. (Ich wohne selbst in einem.)

Am exaktesten wäre ein Wärmezähler für jede Wohnung. Dieser kann die gesamte von der Wohnung bezogene Wärme messen, ist aber meist zu teuer.

Gerechte Abrechnung

Eine 100% gerechte Aufteilung der Heizkosten ist auch mit viel Aufwand nicht möglich, weil nicht offensichtlich ist, wer für die Wärme, die zu einem Nachbarn fließt, zahlen soll – der Nachbar will es vielleicht gar nicht so warm haben und sieht sich zwangsbeglückt. Sicher nicht gerecht ist:

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Fernwärme-Verbrauchshochrechnung

Weblinks

Quellen

[1] Arbeitskreis der Professoren für Regelungstechnik in der Versorgungstechnik: Meßtechnik in der Versorgungstechnik, Berlin: Springer, 1997, Kapitel 9.1.3 (PDF), S. 377 (im PDF S. 8), Bild 9.1.3–4
[2] Die Überfüllung meiner Röhrchen reicht laut Wien Energie für 120 Tage bei 20°C. Tatsächlich reicht sie über den Sommer nur 100 Tage (20% schneller). Bei 30°C wird es noch etwas mehr sein.
[3] Kuppler, F.: "Europaweit einheitliche Anforderungen an Heizkostenverteiler", Heizungsjournal, 2/1995 lt. Arbeitskreis der Professoren für Regelungstechnik in der Versorgungstechnik: Meßtechnik in der Versorgungstechnik, Berlin: Springer, 1997, Kapitel 9.1.3 (PDF), S. 380 (im PDF S. 11)
[4] Frank Peters: Handbuch zur Wärmekostenabrechnung. Fachinformation für Wohnungsverwalter, Vermieter, Heizungstechniker und -ingenieure (PDF, 2 MB), S. 92 (im PDF S. 28)
[5] Ista: Berücksichtigung der Rohrwärmeabgabe in der Heizkostenabrechnung (PDF, 2 MB), S. 3 – Gerichte erklärten, "dass die Heizkosten bei einem zu niedrigen Anteil der erfassten Wärme vollständig nach Wohnfläche zu verteilen sind." Dann müssen die Mieter aber "gemäß § 12 Abs. 1 Heizkostenverordnung um 15 %" weniger zahlen.
[6] Der Mieter. Fachzeitschrift der Mietervereinigung Österreichs, 12.2013, "Verbrauchsaufteilung – eine Illusion", S. 71 (im PDF S. 13)

Seite erstellt am 11.7.2014 – letzte Änderung am 6.9.2020