Kaltverdunstung bei Heizkostenverteilern
Zur Abrechnung von Heizkosten (z. B. bei der Fernwärme) werden Röhrchen mit einer Flüssigkeit an den Heizkörpern angebracht. Je heißer der Heizkörper, desto wärmer wird die Flüssigkeit und desto schneller verdunstet sie. Allerdings verdunstet die Flüssigkeit auch dann, wenn der Heizkörper gar nicht aufgedreht ist, insbesondere auch im Sommer. Das nennt man "Kaltverdunstung".
Kaltverdunstungsvorgabe
Um die Verdunstung außerhalb der Heizperiode auszugleichen, wird mehr Flüssigkeit eingefüllt. Bei mir sind das ca. 1,2 Teilstriche. Dadurch steht die Flüssigkeit Anfang September bis spätestens Anfang Oktober (je nachdem, wie heiß der Sommer war) ziemlich genau bei 0.
2–
Rechtsgrundlage
Laut den Normen DIN 4713 und EN 835 soll die sogenannte Überfüllung für die gesamte heizfreie Zeit von (mindestens) 120 Tagen reichen. Dann dürfte diese nicht schon nach 70–
Gelebte Praxis
Bei der Ablesung wird meist (mehr oder weniger großzügig) abgerundet. Dadurch wird die normgerechte, aber unzureichende Kaltverdunstungsvorgabe gerade so weit ergänzt, dass der Kunde nicht sagen kann, dass er für Sommerwärme Heizkosten zahlen muss. Meines Erachtens wäre die Verrechnung von nicht erbrachter Leistung sittenwidrig und eine Beschwerde beim Landeshauptmann oder gerichtlich möglich.
Vergangenheit
Die Fernwärme-
2012 schrieb Wien Energie auf ihrer Website:
Sollte sich zu Beginn der Heizperiode [zirka Mitte September] der Flüssigkeitsstand unter der Nullmarke befinden, besteht kostenlos die Möglichkeit, diese Röhrchen zu ersetzen, bzw. eine Zwischenablesung durchzuführen.
So einen Passus finde ich jetzt nicht mehr. Meine telefonische Nachfrage bei Wien Energie am 10.10.2017 ergab, dass sie jetzt die Röhrchen nur noch tauschen, wenn schon Mitte August die Nulllinie unterschritten ist.
Mein Fazit
So sieht ein Gesetz aus, wenn die Industrie es sich selber schreiben kann. (Die Normen haben Gesetzes-
Die immer höhere Kaltverdunstung und der verschwundene Passus über die garantierte Überfüllung bis Mitte September deuten darauf hin, dass "hinter den Kulissen" an allen möglichen Rädchen gedreht wurde, damit die Fernwärme trotz massiver Preiserhöhungen weiterhin konkurrenzfähig bleibt. (Die Umverteilung zulasten der begünstigten Mittelwohnungen, die kaum mehr als Kaltverdunstung haben, dämpft den Preisanstieg für die, die viel heizen müssen. Allerdings werden Erstere dann immer häufiger die Fernwärme kündigen.)