Regionaler Konsum
Ich sehe in allen Supermärkten immer mehr Hinweise auf "regionale" Produkte. Der Trend hat im 1. Jahrzehnt nach der Jahrtausendwende begonnen und wird immer stärker. Österreicher sind "sozusagen Weltmeister" im Bevorzugen von Erzeugnissen "aus der Heimat", aber auch in Deutschland ist "Regionalität" das Thema Nr. 1. Fast die Hälfte der Konsumenten spricht positiv darauf an.
Was genau eine "Region" ist, wird unterschiedlich gesehen. Konsumenten verstehen darunter eher die unmittelbare Nachbarschaft (max. 100 km Entfernung), während Unternehmen den Begriff oft großzügig auslegen.
Motive für regionalen Konsum
In 1. Linie greifen Käufer zu regionalen Lebensmitteln, weil sie
- frischere Produkte erwarten
- eine höhere Qualität vermuten
- ein größeres Vertrauen in die regionale Wirtschaft haben[1]
Das sind alles eigennützige Vorteile. Die Vorteile aus Sicht des verantwortungsvollen Konsums werden oft genannt, spielen für die Kaufentscheidung aber eine eher untergeordnete Rolle:
- kurze Transportwege
- regionale Wirtschaft stärken
Kritik
- Regionaler Konsum ist nicht automatisch auch gut für die Umwelt:
- Die Art der Produktion macht in der Ökobilanz i. A. viel mehr aus als die Länge des Transports. Z. B. braucht die Beheizung eines Glashauses in den meisten Fällen mehr Energie als der Import mit dem Lkw.
- Auch weit gereiste Bio-
Produkte sind i. A. ökologisch günstiger als regionale Lebensmittel aus konventionellem Anbau. - Da auch regionale Tiere überwiegend mit importiertem Futter gemästet werden und jedes Tier im Laufe seines Lebens ein Vielfaches seines Schlachtgewichts frisst, entstünden weniger Transportkilometer, wenn die fertigen Tierprodukte aus Amerika, wo das Futter ausreichend vor Ort zur Verfügung steht, importiert würden.
- Die regionalen Transporte werden oft mit kleineren, schlecht ausgelasteten Fahrzeugen durchgeführt, sodass trotz kürzerem Weg die Klimabilanz schlechter sein kann.[2]
- Die Herkunftsangaben sind nicht immer glaubwürdig, da es i. A. keine unabhängige Überprüfung gibt.
- Aufgrund der hohen Kosten von regionalen Lebensmitteln bzw. der sehr begrenzten Zahlungsbereitschaft der Konsumenten stoppt der regionale Konsum trotz seiner hohen Beliebtheit nicht den unnötigen, massiven Import von Lebensmitteln aus Billiglohnländern wie China.
- Auch die angestrebten kleinen, überschaubaren Wirtschaftskreisläufe werden kritisiert:
Wir im Osten haben diese regionalen Märkte noch, von denen ihr träumt, aber bei uns interessiert das niemanden, die jungen Leute wollen alle weg, Geld verdienen.[3]
Mein Fazit
Für mich als umweltbewussten Konsumenten kommt die Regionalität bei Lebensmitteln erst an 3. Stelle:
- Das Wichtigste ist die Herkunft aus biologischer Landwirtschaft.
- Von zwei Bio-
Produkten ist das saisonal angebaute zu bevorzugen. - Nur wenn zwei gleiche Lebensmittel sowohl bio als auch saisonal sind, dann ist das mit dem kürzeren Transport i. A. umweltfreundlicher.
Der regionale Konsum zeigt schön, dass der Konsument die Wirtschaft beeinflussen kann – die aus Kostengründen aber oft mehr Schein als Sein macht, denn nicht alle Wünsche können so billig erfüllt werden, wie es der kleine Kunde gerne hätte. Wie so oft ist die Welt komplexer, als es auf den ersten Blick aussieht.
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Quellen
[1] | Lebensministerium: Lebensmittelbericht 2010 (PDF, 7 MB), S. 98 | ||
[2] | Öko-[3]
| Bäuerliche Zukunft. Zeitschrift der ÖBV- | |