Mario Sedlak
Geld
Hauptthemen

Wie glaubwürdig sind die Herkunftsangaben von regionalen Produkten?

Wer sich für regionalen Konsum entscheidet, der erwartet meist, dass die Produkte vollständig in der Region erzeugt wurden. Vor allem bei zusammengesetzten und verarbeiteten Produkten ist das aber selten der Fall. Der "Schwarzwälder Schinken" muss z. B. nur im Schwarzwald geräuchert worden sein; das Fleisch kann von irgendwoher kommen. Das gilt erst Recht für das Futter, mit dem die Tiere gemästet wurden. Dieses kommt in Österreich meist aus Übersee.[1]

Selbst bei pflanzlichen Produkten erlebt man Überraschungen: "Steirisches Kürbiskernöl" kann ganz legal aus Niederösterreich oder dem Burgenland stammen!

Herkunftsanalysen

Boden, Luft und Wasser enthalten verschiedene Atomsorten (Isotope, Spurenelemente) in regional unterschiedlicher Zusammensetzung. Als der österreichische Verein für Konsumenteninformation mit dieser Methode 2012 erstmals Kürbiskernöl untersuchen ließ, fand er nur in jeder 2. Flasche Öl aus österreichischen Kernen. Auf den Flaschen steht "gepresst in Österreich" – das stimmt sogar, aber dass die Kerne aus China stammen, wird verheimlicht. Sogar die Bio-Firma Byodo arbeitete mit dieser Täuschungstaktik.[2] Auf meine Nachfrage hieß es, dass "für die aktuelle Charge" chinesische Kerne genommen werden mussten, weil die österreichischen einen zu hohen Pestizidgehalt hatten.[3] Die Auslobung "1. Pressung aus Österreich" haben sie aber nicht geändert.

Bei einem Test der Stiftung Warentest (mit Isotopenanalyse) waren die regionalen Produkte alle wirklich aus der Region.

Alle deutschen Bäcker und Händler sagen, dass sie nur Teiglinge aus Deutschland oder den Nachbarländern verwenden, aber laut offizieller Statistik importierte Deutschland 18 071 t "Backwaren und andere Zubereitungen aus Getreide" aus China. Da wäre eine Herkunftsanalyse angebracht ...

Foto
Foto

Biohof Adamah liefert Obst und Gemüse.

Foto

Zuckerrohr

Eigene Erfahrung

Firmen, die ein gutes Marketing haben, versprechen in der Werbung oft mehr, als sie halten können. Ein Beispiel dafür ist der Bio-Händler Adamah, der von Umweltschützern häufig als eine Art Musterbeispiel gelobt wird. Er hat einen Zustellservice für Bio-Obst und -Gemüse populär gemacht und schreibt:

Jede Woche packen wir Kistln, welche regional, saisonal aber dennoch abwechslungsreich sind.[4]
Wir bieten Ihnen damit eine regionale Versorgung ohne lange Transportwege. Alles ist ganz frisch und Sie sparen Zeit fürs Einkaufen!

Im Widerspruch dazu enthielt 2008 das "Büro-Obst-Kistl" das ganze Jahr über Äpfel, die im Juni und Juli – wo bei uns so viele Früchte reif sind – aus Argentinien stammten, wie der Händler lobenswerterweise selbst offenlegte.

Was tun?

Weiter

Kosten von regionalen Produkten

Quellen

[1] Global 2000: Fleischatlas Österreich. Zurück zum Sonntagsbraten (PDF), S. 8
[2] News, 13.12.2012, S. 22f.
[3] Carsten Löffler, Kommentar vom 28.12.2012 12:14 (nicht mehr aufrufbar)
[4] Biohof Adamah: Aufg'weckt. Lebendige Nachrichten vom Ackerboden, Ausgabe 7 (PDF, 2 MB), S. 2

Seite erstellt am 28.7.2015 – letzte Änderung am 2.3.2017