Mario Sedlak
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Soll man durchheizen?

Greenpeace hat in der Schweiz mittels Wärmebildkamera festgestellt, dass in vielen Ferienhäusern, die nur wenige Wochen im Jahr bewohnt werden, dennoch den ganzen Winter über die Heizung voll läuft oder nur auf 16–18°C zurückgestellt ist.

Vielleicht halten sich diese Hausbesitzer an solche Tipps, wie sie von Energieversorgern und anderen Quellen, die gemeinhin als seriös gelten, häufig gegeben werden:

Man soll niemals einen Raum auskühlen lassen, denn das neuerliche Aufheizen kostet mehr Energie als den Raum auf einer gewissen Temperatur zu halten.

Interessanterweise wird dabei nie eine weitere Begründung angegeben, doch die Aussage ist stark erklärungsbedürftig. Schließlich würde wohl niemand auf die Idee kommen, ein heißes Wasser, das beim Teekochen übrig geblieben ist, "auf kleiner Stufe" bis morgen warmzuhalten und damit Energie zu sparen. Am nächsten Tag ist das Wasser zwar "total ausgekühlt" und muss wieder "unter hohem Energieeinsatz" erwärmt werden, doch diese nun aufzubringende Energiemenge hätte auch das Warmhalten gekostet, sonst wäre eben die Temperatur abgesunken. Und während das Auskühlenlassen keine zusätzliche Energie braucht, benötigt die Wärmeplatte ständig Energie, die nicht gespeichert wird, sondern verloren geht.

Genauso ist es mit den "total ausgekühlten Wänden". Rein physikalisch kann das Halten einer bestimmten Temperatur nur Energie kosten, aber keine sparen, da die Wärmeverluste umso größer sind, je größer der Temperaturunterschied zwischen Innen und Außen ist, und genau diese Wärmeverluste muss eine Heizung ständig ersetzen.[1]

Warum dennoch in den Tipps immer wieder das Gegenteil behauptet wird, dafür hab ich erstmals vom Wien-Energie-Haus eine Begründung bekommen:

Wenn die Wände stark ausgekühlt sind, braucht man für die gleiche Behaglichkeit eine höhere Lufttemperatur. Deshalb dreht man dann die Heizung stärker auf, wodurch ein höherer Energieverbrauch entsteht.

Stimmt, das Aufheizen eines ausgekühlten Raumes kann mehrere Tage dauern. Aber das kann man z. B. mit einer Zeitschaltuhr in den Griff bekommen. So kann man auch in der Nacht oder untertags, wenn man in der Arbeit ist, die Heizleistung drosseln, ohne davon viel zu merken (außer auf der Energierechnung).

Ein anderes Argument betrifft nur Wärmepumpen: Deren Effizienz sinkt, wenn sie eine höhere Temperatur erzeugen sollen. Nach einer Heizpause sollten Wärmepumpen daher frühzeitig wieder eingeschaltet werden, anstatt die Leistung zu erhöhen.

Außerdem ist richtig, dass sich in gut gedämmten Häusern eine Nachtabschaltung kaum lohnt, weil die Temperatur sowieso relativ hoch bleibt. Da kann es dann sogar sinnvoll sein, eine Wärmepumpe bevorzugt in der Nacht laufen zu lassen, wenn da der Strom günstiger ist. (Auch die Umweltwirkungen pro Kilowattstunde sind in der Nacht i. A. geringer.)

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Schimmel in der Wohnung – Ein anderes Argument zum Durchheizen

Weblinks

Quellen

[1]

Seite erstellt am 28.12.2007 – letzte Änderung am 15.12.2022