Energieverbrauchswachstum
Der Energieverbrauch der Menschheit steigt unaufhörlich, durchschnittlich um ein paar Prozent pro Jahr – nicht nur im globalen Durchschnitt, sondern auch in Ländern wie Österreich. Das ist erstaunlich, da zur selben Zeit Heizungen, Fahrzeuge, Kraftwerke, Kühlschränke usw. immer effizienter werden.
Ursachen
Der Hauptgrund, wieso trotz technischen Fortschritts der Energieverbrauch nicht sinkt, liegt im steigenden Konsum:
- Der Heizbedarf ist heute dank besserer Isolierung und höherer Wirkungsgrade der Öfen pro Quadratmeter gesunken – aber gleichzeitig haben wir immer größere Wohnungen.
- Ein Auto braucht heute weniger Benzin als vor 20 Jahren, aber es wird heute mehr damit gefahren.
- Kraftwerke werden zwar besser, aber das Stromverbrauchswachstum ist größer.
- Wir können uns immer mehr leisten und unsere Ansprüche steigen (Klimaanlage, Gassen-
Heizstrahler , Ausstattung mit Elektrogeräten, Reisen, ...). - Die Energieeffizienz der Lampen hat sich in den letzten 100 Jahren gewaltig verbessert, und trotzdem ist der Energieaufwand pro Kilometer beleuchteter Straße erheblich gestiegen, weil die Ansprüche an die erreichte Helligkeit stärker zunahmen als die Effizienz der Leuchtmittel.
- Wenn Energiesparmaßnahmen umgesetzt werden, wird das damit eingesparte Geld für andere Dinge ausgegeben, wodurch wiederum neuer Energieverbrauch entsteht.[1]
Auch gesellschaftliche Veränderungen wie der Trend zum Single-
Zusammenhang mit Wirtschaftswachstum
Ein nennenswerter Rückgang des Energieverbrauchs tritt bei größeren Wirtschaftskrisen auf. Wenn es ein Wirtschaftswachstum gibt, dann wird i. A. mehr Energie verbraucht. Das ist plausibel, denn die Herstellung jedes Produkts braucht mehr oder weniger Energie. Ein Wirtschaftswachstum muss jedoch nicht zwangsweise ein Energieverbrauchswachstum bewirken. Es besteht auch die Möglichkeit zu
- qualitativem Wachstum, indem nicht mehr, sondern bessere (z. B. verbrauchsärmere) Produkte gekauft werden oder
- einer Verschiebung zu weniger energieintensiven Produkten, z. B. Dienstleistungen
Das ist jedoch nur möglich, wenn die Konsumenten entsprechend umweltbewusste Kaufentscheidungen treffen oder durch die Politik in diese Richtung gelenkt werden.
Problem
Das rasante Energieverbrauchswachstum erschwert die Energiewende zu umweltfreundlichen Energiequellen, denn jeder Umstieg braucht Zeit und ein Wettrennen mit einer immer höheren Nachfrage ist schwer zu gewinnen. Das ist der Grund, wieso es trotz großer Anstrengungen bisher kaum gelungen ist, fossile Energie zu ersetzen. Damit bleiben auch die schädlichen Umweltwirkungen. Ich halte die Eindämmung des Energieverbrauchswachstums daher für absolut unumgänglich, wenn wir eine langfristig vertretbare, nachhaltige Energieversorgung haben möchten.
Vergleich
Das jährliche Energieverbrauchswachstum ist vergleichbar mit einem Übergewichtigen, der immer mehr zunimmt und als Gegenmaßnahme Fleisch, Fett sowie Schokolade seltener isst, das aber mit steigendem Verzehr von Gemüselaibchen, Vollkornbrot und Diät-
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Siehe auch
Weblinks
- Statistisches Bundesamt Deutschland: Die Nutzung von Umweltressourcen durch die Konsumaktivitäten der privaten Haushalte. Ergebnisse der Umweltökonomischen Gesamtrechnungen 1995–
2004 - Österreichische Energieagentur: Bestimmungsgrößen für Energieeffizienz und -verbrauch in Österreichs Haushalten – Eine Komponentenzerlegung (PDF), 2013 – Geht auf die Ursachen des Energieverbrauchswachstums trotz technischen Fortschritts ein.
Quellen
[1] | et – Energiewirtschaftliche Tagesfragen, 11/2006, S. 25 |