Mario Sedlak
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Argumente pro und contra Ökostrom-Förderung

Die Ökostrom-Förderung, welche den Strom für alle verteuert, wird immer wieder scharf kritisiert und von Interessensvertretern bekämpft. In der Debatte werden von beiden Seiten zuweilen fragwürdige Argumente verwendet. Diese habe ich in der folgenden Tabelle rot hinterlegt.

Pro Contra
  • Strom aus konventioneller Erzeugung wird langfristig immer teurer, weil Kohle, Gas, Öl, Uran und andere endliche Energiequellen immer knapper werden.
Den noch teureren Ökostrom können wir uns nicht leisten. Schon heute haben zigtausend Haushalte Probleme beim Bezahlen der Stromrechnung.
  • Ökostrom ist eigentlich billiger. Beim konventionell erzeugten Strom muss man Umwelt- und Gesundheitskosten hinzurechnen.
Kohlendioxid mittels Ökostrom-Förderung einzusparen, kostet ungefähr gleich viel wie die Folgen des Klimawandels (30–100 €/t). Andere Maßnahmen wie Ausbau von Fernwärme und Gebäudedämmung wären deutlich billiger. Die Förderung willkürlich ausgewählter Technologien verzerrt den Wettbewerb.
Förderungen, damit heimische anstatt importierter Steinkohle verwendet wird, dienen der Versorgungssicherheit beim Strom. Wenn Grundlagenforschung subventioniert wird, ist das auch nicht mit Investionszuschüssen und Betriebsprämien vergleichbar, wie sie die Ökostrom-Erzeuger bekommen. Die konventionellen Kraftwerke sind ohne Förderung wirtschaftlich – bei den Erneuerbaren gilt das nur für Wasserkraftwerke.
  • Für Altlasten der Kohle- und Atomkraftnutzung muss oft die Allgemeinheit aufkommen. Das verfälscht den Strompreis zu Ungunsten der ökologischen Erzeugung.
Die heutigen Unternehmen tragen alle Kosten für den Rückbau ihrer Anlagen und die Entsorgung des Atommülls. Für Altlasten, die andere Unternehmen hinterlassen haben, können sie nicht verantwortlich gemacht werden.
  • Die Erneuerbaren verdrängen teure konventionelle Kraftwerke von der Strombörse und senken dadurch den Strompreis.
Windkraftwerke und Solarzellen sparen keine Kraftwerksleistung, sondern nur Brennstoff. Ihre übertrieben hohe Förderung beeinträchtigt den Strommarkt, sodass scheinbar die Kosten sinken. Die Wahrheit wird sich zeigen, wenn es zu wenig Kraftwerke gibt, die bei Flaute einspringen können, weil sich deren Errichtung und Vorhaltung auf dem gedrückten Strompreisniveau nicht mehr lohnt.
  • Mittelfristig werden Ökostrom-Kraftwerke auch ohne Förderung konkurrenzfähig sein, da die fossile Energie immer teurer wird, während Wind und Sonne keine Rechnung schicken.
Windkraftwerke wurden nicht konkurrenzfähiger, als die Energiepreise stiegen. Denn wenn die Energie teurer wird, verteuern sich auch die Rohstoffe, die man für ein Windrad braucht. Biomasse-Kraftwerke, die aus hochwertigen Ausgangsstoffen Strom erzeugen, werden sich vermutlich nie ohne Förderung rechnen.
  • Die Kosten für die Ökostrom-Förderung sind erträglich, wenn sie gerecht verteilt werden.
Die Industriebetriebe würden abwandern.
Konventionelle Stromerzeuger zahlen mindestens genauso hohe Steuern.
  • Anstatt Milliarden für Brennstoffimporte auszugeben, ist es vernünftiger, die Energie im eigenen Land zu erzeugen und damit Arbeitsplätze zu schaffen.[1]
Ein Arbeitsplatz in der Solarwirtschaft wurde mit 175 000 €/Jahr subventioniert. In der Steinkohle-Industrie waren es 75 000 €/Jahr.
  • Erneuerbare Energie kann in der Regel im eigenen Land gewonnen werden und reduziert damit unsere Importabhängigkeit.
Wir haben auch genug Kohle im eigenen Land.

Meine Meinung

Die Rechnungen, wonach Ökostrom eigentlich billiger ist, überzeugen mich nicht. Ich sage lieber klipp und klar: Eine nachhaltige Energiegewinnung gibt's nicht zum Nulltarif. Natürlich ist es einfacher, die Energievorräte zu plündern! Aber offensichtlich ist das keine Dauerlösung, und es wäre unintelligent, erst dann nach Alternativen zu suchen, wenn die große Not da ist.

Ein etwas höherer Preis ist für uns durchaus leistbar, wenngleich er sicherlich schmerzt, was aber auch etwas Gutes hat, denn so entsteht ein verstärkter Anreiz zum Sparen, und der maßvolle Umgang mit Energie ist die Voraussetzung dafür, dass wir irgendwann tatsächlich 100% Ökostrom haben.

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Kritik an der Ökostrom-Förderung – Selbst wenn klar ist, dass Ökostrom gefördert werden soll, kann man über das Wie diskutieren.

Siehe auch

Quellen

[1] Systemmodell zur Optimierung der Integration von Windenergieanlagen in Österreich und Deutschland (PDF), S. 141 (im PDF S. 149)

Seite erstellt am 17.2.2013 – letzte Änderung am 23.1.2024