
Dank Stromkennzeichnung können Elektroautos gedanklich mit reinem Ökostrom geladen werden.
Stromkennzeichnung
Jeder Stromanbieter muss auf der Jahresabrechnung angeben, in welchen Kraftwerken der Strom, den er dir geliefert hat, erzeugt wurde. Auf meiner Wienstrom-
Der gesamte von der WIEN ENERGIE Vertrieb GmbH & Co KG gelieferte Strom stammt aus folgenden Energiequellen (Zeitraum 1.10.2004–30.9.2005): 35,0% Wasserkraft, 2,5% Wind- und Sonnenenergie, 1,5% sonstige erneuerbare Energie und 61,0% Erdgas.
Die Stromkennzeichnung wurde von der EU allein zu dem Zweck eingeführt, damit es auf dem Strommarkt laufend eine "Volksabstimmung" über die Art der Stromproduktion gibt. Wer gegen Atomkraftwerke ist oder wer nur ökologisch erzeugten Strom haben möchte, kann zu einem entsprechenden Stromanbieter wechseln.
Funktionsweise
Wenn ich Freunden oder Bekannten erzähle, wie die Stromkennzeichnung funktioniert, sehen die meisten darin einen Schwindel. Strom hat nämlich "kein Mascherl" – d. h. es lässt sich physikalisch nicht nachverfolgen, aus welchem Kraftwerk der Strom zu dir in die Steckdose kommt. Stattdessen können sich die Stromanbieter am Ende des Jahres frei entscheiden, wie sie die in ihren Kraftwerken erzeugten Strommengen auf ihre Kunden rechnerisch aufteilen. Sie können auch sogenannte Herkunftsnachweise von anderen Kraftwerksbesitzern kaufen und diese für ihre eigene Stromkennzeichnung verwenden – auch wenn sie nie tatsächlich Strom von diesen Kraftwerken bezogen haben! Sie können also ganz legal Atomstrom einkaufen und diesen auf der Stromrechnung als "Wasserkraft" deklarieren. Nur die Gesamtsummen des ganzen Marktes werden kontrolliert (wobei es in manchen Ländern noch Defizite gibt).
Beispiele
- Global 2000 und Greenpeace haben aufgedeckt, dass im Jahr 2004 von österreichischen Stromanbietern 7 Milliarden Kilowattstunden (rund 10% des gesamten österreichischen Verbrauchs), deren Herkunft unbekannt ist, als "Wasserkraft-
Strom" verkauft wurden. Das geschah, indem sie entsprechende Herkunftsnachweise aus Spanien und Skandinavien einkauften, die die dortigen Unternehmen selbst nicht benötigten, weil es in den Ländern noch keine Stromkennzeichnung gab (und tw. immer noch nicht gibt[1]). Tatsächliche Stromlieferungen aus Spanien und Skandinavien erfolgten höchstwahrscheinlich nicht. Die österreichischen Stromanbieter haben diesen Vorwürfen nicht widersprochen. - Die BEWAG (Ex-
Monopolist für das Burgenland) gab in einem Interview auf derStandard.at zu, dass sie Lastspitzen mit Wärmekraftwerken (Kohle, Gas, Öl) deckt. In der Stromkennzeichnung sind jedoch 100% erneuerbare Energien angegeben. - Die Firma Oekostrom verspricht "100 % ökologischen Strom aus den erneuerbaren Energiequellen Sonne, Wind, Biomasse und Wasser." Doch in Wirklichkeit erzeugten ihre Kraftwerke nur im Durchschnitt die von ihren Kunden benötigte Strommenge. Woher der Strom kommt, wenn die Oekostrom-
Kraftwerke gerade nicht ausreichen, wurde nicht deklariert.
Ich habe die E-
Beispiele aus dem Ausland
In der Schweiz arbeiten manche Stromanbieter nach der Strategie:
- Sauberen Wasserkraftstrom mit Aufpreis im Ausland verkaufen
- Bei den eigenen Kunden im Inland die "saubere Erzeugung" bewerben, aber "Strom unbekannter Herkunft" liefern (aus "schmutzigen" Kraftwerken, denn "sauberer" Strom wird immer als solcher deklariert)
Auch in Norwegen, wo es fast nur Wasserkraftwerke gibt, wird ein durchschnittlicher Stromkunde kaum davon zu überzeugen sein, dass er etwas anderes als Wasserkraftstrom bekommt. Er sieht ja mit eigenen Augen die sauberen Kraftwerke ... Zudem wird in Skandinavien immer der vom Versorger erzeugte Strom deklariert (Stand: 2008), auch wenn der entsprechende Herkunftsnachweis z. B. an einen österreichischen Stromanbieter verkauft wurde. Somit glaubten sowohl der Norweger als auch der Österreicher, genau die gleiche saubere Kilowattstunde zu verbrauchen. Das sollte eigentlich nicht passieren! Erst seit 2009 dürfen Herkunftsnachweise aus diesen Ländern, die noch keine EU-
Mein Fazit
Die Idee der Stromkennzeichnung ist gut gemeint, funktioniert aber nicht wie erhofft. Einen besonders umweltfreundlichen Stromanbieter wähle ich nach anderen Kriterien aus.
Weiter
Siehe auch
- Auswahl eines Ökostrom-
Anbieters nach seiner Stromkennzeichnung – Manche Anbieter werben mit bestimmten Gütesiegeln, doch deren Nutzen ist ebenfalls fragwürdig.
Weblinks
- Wikipedia: Stromkennzeichnung – An dem Artikel habe ich mitgearbeitet.
Quellen
[1] | Christian Schönbauer von der E-[2]
| E- | [3]
| Association of Issuing Bodies: Annual Report 2009 (PDF, 2 MB), S. 8 (Diagramm "Imported per year")
| [4]
| E- | |