Preisbildung in der Marktwirtschaft
Holzpellets haben sich von 2005 auf 2006 um ein Drittel verteuert. Wie ist diese Preissteigerung zu erklären? Sollte der "heimische Rohstoff" nicht "einen relativ konstanten Preis" haben? Wer das glaubt, dem fehlt das Wissen, wie in einer Marktwirtschaft die Preise zustandekommen. Nicht die Herstellungskosten, sondern Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis:
- Ist der Preis zu niedrig, ist die Ware evtl. ausverkauft. Kaufwillige würden dann evtl. sagen: "Verkaufen Sie mir, ich zahle mehr!"
- Ist der Preis zu hoch, würden manche Verkäufer keine Käufer finden. Sie verlangen dann lieber etwas weniger, als auf ihrer Ware sitzen zu bleiben.
Durch dieses Verhalten nähert sich in einer Marktwirtschaft der Preis automatisch einem Gleichgewichtspunkt. Es bedarf keiner übergeordneten Stelle, um einen Preis festzulegen, und in einer echten Marktwirtschaft gibt es auch keine. Wenn doch, liegen Preisabsprachen oder regulierte Preise vor.
Anderes Beispiel
Auch Gehälter können von Angebot und Nachfrage abhängig sein:
- 2008–
2009 suchte Niederösterreich Kindergärtner und überbot beim Einstiegsgehalt Wien um 200 Euro. Einige Kindergärtner verließen daraufhin Wien und lösten dort eine Personalknappheit aus. - Dass Techniker mehr als Frisöre verdienen, liegt nicht unbedingt an der unterschiedlich langen Ausbildungszeit, sondern daran, dass Techniker Mangelware sind, während es bei Frisören ein Überangebot gibt.
Gewinnmaximierung
In einer Marktwirtschaft beobachtet man üblicherweise, dass jeder seinen Profit zu maximieren versucht. Für einen Verkäufer bedeutet das: Entweder verkauft er an den Meistbietenden oder – wenn er mit der Stückzahl flexibel ist – setzt er den Preis so, dass er am meisten verdient. Deswegen sind Preissenkungen nicht unbedingt ein Beispiel dafür, dass Unternehmen bereitwillig (aus Verantwortungsbewusstsein etc.) auf Gewinn verzichten, denn der geringere Gewinn pro Stück kann durch eine größere abgesetzte Stückzahl mehr als ausgeglichen werden.
Einflussgrößen
- Kosten – Langfristig orientieren sich die Marktpreise an den Kosten, kurzfristig sind starke Abweichungen nach oben und unten möglich.
- Konkurrenzsituation – Je weniger Konkurrenz, desto höher sind i. A. die Preise.
- Preiserwartungen – Lagerfähige Waren steigen schon heute im Preis, wenn die Verkäufer eine (baldige) Preiserhöhung erwarten. Umgekehrt sinkt der Preis, wenn die Käufer eine Preissenkung erwarten und ihren Kauf verschieben können.
- Spekulation – Beim Kaufen erhöhen die Spekulanten die Nachfrage, beim späteren Verkauf erhöhen sie das Angebot. Dadurch können Preisausreißer verstärkt werden.
Im Endeffekt läuft alles auf Angebot und Nachfrage hinaus: Da, wo Zahlungsbereitschaft der Käufer und Preisvorstellungen der Verkäufer aufeinander treffen, bildet sich in der freien Marktwirtschaft der Preis.
Weiter
Siehe auch
Weblinks
- Franz Schellhorn: Treiben uns profitgeile Firmen in die Armut?, Profil, 21.5.2023, S. 28 – "Wer meint, Preise seien das Ergebnis der angefallenen Kosten und einem entsprechenden Gewinnaufschlag, hat eindeutig zu viel Karl Marx gelesen."