Kostenwahrheit beim Vergleich von Kraftwerken
Ökostrom-
Externe Kosten
- Bei Atomkraftwerken gibt es die Gefahr von verheerenden Unfällen. Eine unbegrenzt haftende Versicherung wäre unbezahlbar.
- Wärmekraftwerke verursachen Kosten hauptsächlich durch ihre Abgase:
- Die Kosten des Klimawandels werden mit 30–
100 € pro freigesetzte Tonne Kohlendioxid beziffert. Als "bester Schätzwert" werden 80 €/t genommen.[1] - Weitere Schadstoffe beeinträchtigen die Gesundheit von Menschen und verkürzen ihr Leben. Die Health and Environment Alliance rechnete das in Geld um und kam so für österreichische bzw. deutsche Kohlekraftwerke auf externe Kosten von 2,0 bzw. 2,6 Cent/kWh.[2]
- Die Kosten des Klimawandels werden mit 30–
Rechnet man alles zusammen und berücksichtigt auch den Herstellungsaufwand der Kraftwerke, ergeben sich folgende Zahlen:[3]
Externe Kosten | |||||||
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Braunkohlekraftwerke | 10,8 Cent/kWh | ||||||
Steinkohlekraftwerke | 9,0 Cent/kWh | ||||||
Gaskraftwerke | 4,9 Cent/kWh | ||||||
Biomasse- | 1,9–Wasserkraftwerke
| 0,14 Cent/kWh
| Windkraftwerke
| 0,3 Cent/kWh
| Solarzellen
| 1,2 Cent/kWh
| |
Nicht enthalten, da kaum berechenbar:
- mögliche Kriege um begrenzte Rohstoffe
- mögliche Stromausfälle durch Lieferengpässe oder Netzüberlastungen
- mögliche wirtschaftliche Vorteile durch Exporte von neuer Technik und mehr heimische Arbeitsplätze
Subventionen
Zu den externen Kosten sind noch die Förderungen aus öffentlichen Mitteln hinzuzuzählen. Ich bezweifle jedoch, dass die Subventionen von Kraftwerken bei den Wärmekraftwerken wesentliche Beträge ausmachen bzw. dass man diese mit der Ökostrom-
Faire Vergleiche
Jetzt müssen wir zu den externen Kosten noch die reinen Erzeugungskosten hinzuzählen. Dann können wir mit den Ökostrom-
Es ist allerdings fragwürdig, ein Kraftwerk, das Strom nach Bedarf produzieren kann, mit einem, das Strom nur bei günstiger Wetterlage produziert, zu vergleichen. In unserer heutigen Kraftwerkslandschaft spart der Wind- und Solarstrom de facto nur Brennstoff ein, weil bei Flaute weiterhin konventionelle Kraftwerke benötigt werden. Daher wäre korrekterweise mit den reinen Brennstoffkosten zu vergleichen, welche für Kohlekraftwerke weniger als 1 Cent/kWh betragen können. Auch unter Einrechnung aller externen Kosten ist Kohle dann noch billiger als Solarstrom. Gas wäre u. U. sogar deutlich billiger (abhängig vom stark schwankenden Gaspreis).
Weiters ist das Rechnen mit einem Kohlendioxid-
- Es gibt Klimaschutzmaßnahmen, die deutlich weniger als 80 €/t kosten (z. B. Ausbau von Fernwärme und Gebäudedämmung).
- Wenn wir auf Ökostrom umstellen, ist keineswegs garantiert, dass irgendwo auf der Welt tatsächlich 80 €/t eingespart werden. Im schlimmsten Fall wird der bei uns eingesparte fossile Brennstoff nur später oder anderswo verfeuert.
- Den angenommenen Schaden von 80 €/t hätten Menschen in aller Welt, während die Kosten der Ökostrom-
Förderung nur von den inländischen Stromverbrauchern getragen werden. Aus deren Sicht ist der Ökostrom keineswegs "eigentlich billiger", sondern ein Opfer für die Allgemeinheit.
Zukunft
Die Ökostrom-
Die Berliner Denkfabrik "Agora Energiewende" hat berechnet, dass Windkraftwerke und Solarzellen nie ohne Förderungen auskommen werden, weil sie sich am Strommarkt, wie er derzeit aufgebaut ist, selbst die Preise kaputtmachen: Gerade dann, wenn sie viel erzeugen, bekommen sie wenig bis gar nichts für ihren Strom.[4] Das passt meines Erachtens nicht zu der These, dass Ökostrom "eigentlich billiger" ist.
Mit einem Supernetz, das einen europaweiten Ausgleich von Erzeugungsschwankungen ermöglicht und vorhandene Speicherkraftwerke in Skandinavien anschließt, kann eine Versorgung mit 100% Ökostrom tatsächlich billiger sein – selbst ohne Hinzurechnung irgendwelcher externen Kosten.
Mein Fazit
Die oft verbreitete Meldung, dass Ökostrom eigentlich heute schon billiger als Kohlestrom ist, stimmt nicht. Der Ökostrom-
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Siehe auch
Quellen
[1] | Deutsches Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Erneuerbare Energien in Zahlen (PDF), 6 MB, 2012, S. 47 |
[2] | Health and Environment Alliance: Was Kohlestrom wirklich kostet (PDF, 7 MB), 2013, S. 35 |
[3] | Deutsches Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit: Erneuerbare Energien in Zahlen (PDF, 6 MB), 2012, S. 49 |
[4] | Agora Energiewende: 12 Thesen zur Energiewende (PDF, 3 MB), 2012, S. 22 (im PDF S. 24) |