Erdwärme-Kraftwerke

Die Nutzung der Erdwärme ist eine wenig verwendete Technik zur Stromerzeugung, in die manche Vordenker (aber immer weniger) große Zukunftshoffnungen setzen.

Potenzial

Erdwärme-Kraftwerke könnten in Deutschland den halben Stromverbrauch des Landes decken. Bei dieser Nutzungsrate würde die gespeicherte Erdwärme für 1000 Jahre reichen.^[1] Danach wäre die "unerschöpfliche" Energiequelle für ein paar Jahrtausende erschöpft – also nicht unbedingt das, was man sich unter "erneuerbarer Energie" vorstellt.

Der Durchschnittswert über die Jahrtausende wären kaum mehr als 10% des Stromverbrauchs. Diese Leistung kann ohne Abkühlung des genutzten Gesteins dauerhaft entnommen werden – zumindest theoretisch. In der Praxis wären hier noch große technische Probleme zu lösen, damit die Erdwärme flächendeckend und nicht nur, wie derzeit, an günstigen Lagen gefördert werden kann.

Vorteile

Betrieb als Regelkraftwerk möglich
dezentrales Kraftwerk ohne Brennstoffbedarf – gut für die Versorgungssicherheit

Nachteile

extrem teuer – hohe Ökostrom-Förderung von bis zu 27 Cent/kWh (aktuell etwas weniger; in Österreich nur ein Bruchteil dessen), sogar bezogen auf die Bruttoerzeugung (vor Abzug von Eigenbedarf für die Pumpen, der bis zu ¹/₃ ausmacht), d. h. in Wirklichkeit bis zu 40 Cent/kWh und keine bedeutenden Kostensenkungen zu erwarten
- daher durchgängig in Betrieb anstatt nach Bedarf
- daher Verstärkung von Stromüberschüssen – vernachlässigbar derzeit nur aufgrund der geringen Zahl von Erdwärme-Kraftwerken
sehr geringer Wirkungsgrad – Eine Stromerzeugung ist beim derzeitigen Stand der Technik ab einer Temperatur von 80°C möglich.^[2] Der Wirkungsgrad beträgt dann 8% und steigt bis 140°C auf 13%. Das ist sehr wenig. Aus Effizienzgründen sollten Erdwärme-Kraftwerke daher immer in Kraft-Wärme-Kopplung betrieben werden. Eine reine Stromerzeugung ist eine Verschwendung des begrenzten Wärmeinhalts der Erde. Allerdings gibt es in der Umgebung des Kraftwerks selten so viel Wärmebedarf oder nicht das ganze Jahr über.

Ansonsten sind die Vor- und Nachteile gleich wie für die Nutzung von Erdwärme allgemein. Insbesondere gibt es eine Gefahr von Erdbeben, Geländeverschiebungen und Wasserverschmutzung. Wenngleich bis jetzt nichts wirklich Ernstes passiert ist, gibt es immer mehr Kritik an der Erdwärmenutzung.

Mein Fazit

Erdwärme-Kraftwerke können nicht die Lücke, die sich durch Abschaltung von konventionellen Wärmekraftwerken und Atomkraftwerken ergäbe, füllen. Nur in besonders begünstigten Ländern (wie z. B. Island) können und sollen sie einen großen Teil des benötigten Ökostroms erzeugen. Hierzulande ist die Verwendung der Erdwärme zum Heizen in den meisten Fällen effizienter und nachhaltiger.

Weiter

		Kraftwerke: Atomkraftwerke
		Ökostrom-Kraftwerke: Solarzellen

Weblinks

Erdwärme-Heizkraftwerk Sauerlach – Beispiel für ein Erdwärme-Kraftwerk (Nähe München)
Wikipedia: Erdwärme-Kraftwerke in Mitteleuropa
Udo Leuschner: Chronik der wichtigsten Nachrichten über Erdwärme-Nutzung (hauptsächlich Kraftwerke)

Quellen

[1]	Greenpeace: 2000 Megawatt – sauber! Die Alternative zum geplanten RWE Braunkohle-Kraftwerk Neurath (PDF, 3 MB), 2005, S. 17–20 (im PDF S. 21–24)
[2]	Bayerisches Staatsministerium: Bayerischer Geothermieatlas (PDF, 4 MB), 2013, S. 9 (im PDF S. 11)

Seite erstellt am 21.3.2008 – letzte Änderung am 24.3.2016

Strom

Siehe auch

Energie

Umweltschutz

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