Prioritäten im Umweltschutz
Prioritäten setzen ist meiner Erfahrung nach etwas, das nur wenige Menschen gern machen. Viele können es wahrscheinlich gar nicht. In Bezug auf Umweltschutz ist es ein besonders "heißes Eisen",[1] denn es lässt sich wissenschaftlich nicht eindeutig begründen, welches Umweltproblem wichtiger als ein anderes ist. Außerdem ist Weltretten hauptsächlich eine Sache des Gefühls, und Gefühle lassen sich durch sachliche Argumente selten ändern.
Es wäre jedoch sehr wichtig, mehr darüber zu diskutieren, welche Taten am wichtigsten sind, um die Welt nachhaltiger zu machen, und welche weniger wichtig. Anstatt an vielen Fronten gleichzeitig zu kämpfen, sollten Umweltschützer das große Ganze betrachten und ihre Kräfte sinnvoll bündeln. Es ist leider nicht möglich, alle Umweltprobleme zugleich zu lösen.
So ist meine Einschätzung:
Hohe Priorität
- Klimawandel vermeiden, deswegen:
- Energie sparen – Dazu gehört auch:
- Verkehr reduzieren, Zersiedelung eindämmen
- öffentliche Verkehrsmittel bevorzugen und ggf. verbilligen, wenn nicht anders eine hohe Auslastung erzielt werden kann
- weniger Flugverkehr
- Radfahren fördern
- umweltbewusster Konsum – Jeder Rohstoffverbrauch ist auch Energieverbrauch.
- Müllvermeidung – Was nicht hergestellt, transportiert und entsorgt werden muss, kostet auch keine Energie.
- biologische Landwirtschaft – Spart hauptsächlich durch Verzicht auf Kunstdünger Energie.
- Ausbau der Fernwärme aus Kraft-
Wärme- und Sonnenenergie mit SaisonwärmespeichernKopplung - wenn kein Fernwärmenetz zur Verfügung steht, Wärme zumindest tw. mit Sonnenkollektoren gewinnen – Holz und Strom sind begrenzt und lassen sich auch anderswo nutzen bzw. gewinnen.
- Stoppen von Abholzungen – Eine der wirkungsvollsten und billigsten Maßnahmen zum Klimaschutz
- fossile Energie im Boden lassen – Ansonsten droht das "grüne Paradoxon": Was wir sparen, verbraucht irgendwer anderer mehr.
- Energie sparen – Dazu gehört auch:
- Artenschutz – Wenn Arten aussterben, sind sie für immer weg. Artenschutz kann daher niemals auf später verschoben werden.
- Ausbau des Stromnetzes – Damit die schwankende Stromerzeugung von Windkraftwerken und Solarzellen zu Verbrauchern und Pumpspeicherkraftwerken geleitet werden kann. Andere Ökostrom-
Kraftwerke können kurzfristig nicht so viel beitragen wie die Nutzung von Wind und Sonne. - Bevölkerungswachstum stoppen
Mittlere Priorität
- Feinstaub und Stickoxide – Sind ein gravierendes Gesundheitsproblem.
- Mülltrennung
- Ökostrom-
Ausbau – Kommt weltweit relativ gut voran, weshalb es nicht am dringendsten ist, dass auch in Österreich viel gebaut wird. Wichtiger ist Energiesparen und der Ausbau des Stromnetzes, der derzeit hinterher hinkt und den maximalen Ökostrom- Anteil begrenzt, obwohl theoretisch 100% möglich wären. Auf einem Hausdach sollten Sonnenkollektoren Vorrang haben, da Strom leichter als Wärme transportiert werden kann. - Energiewende – Die Reduzierung des Energieverbrauchs ist wichtiger.
- Atomkraftwerke abschalten
- Kohlendioxidabscheidung als Übergangslösung
- Gentechnik in der Landwirtschaft vermeiden – wegen möglicher unerwarteter Folgen, die nicht rückgängig gemacht werden können
Niedrige Priorität
- Wasser sparen
- dezentrale Kraftwerke
- dezentrale Akkus, um Ökostrom-
Schwankungen auszugleichen – viel zu teuer und ineffizient - Verluste im Stromnetz reduzieren – Die sind in Österreich mit 5% sowieso relativ gering. (Speicherverluste betragen ein Vielfaches.)
- Umstellung auf Elektroautos – Keine große Verbesserung, solange noch Wärmekraftwerke mit fossiler Energie Strom erzeugen.
- Kreislaufwirtschaft
- abbaubares Plastik – Wird bei uns sowieso verbrannt (mit Energiegewinn).
- nachwachsende Rohstoffe – Es hängt von ihrer grauen Energie und den Bedingungen ihrer Herstellung ab, ob sie besser sind.
- Plastik vermeiden – Die Alternativen haben i. A. keine bessere Ökobilanz.
- Bäume pflanzen – Die würden meist ohnehin wachsen, wenn man sie ließe.
- Flächenverbrauch reduzieren
- Naturschutz, sofern er sich auf Schönheit etc. beschränkt – Der Schutz der ganzen Erde ist wichtiger als die Schönheit einzelner Gebiete.
- Lichtverschmutzung – Betrifft nicht die ganze Erde, sondern nur relativ kleine Gebiete.
Nochmals: Alles Aufgezählte ist gut, aber nicht alles ist gleich wichtig.
Weiter
Quellen
[1] | Deutsches Umweltbundesamt: Bewertung in Ökobilanzen (PDF). Methode des Umweltbundesamtes zur Normierung von Wirkungsindikatoren, Ordnung (Rangbildung) von Wirkungskategorien und zur Auswertung nach ISO 14042 und 14043 (Version '99), S. 6 |