Umweltwirkungen durch den Verbrauch von Strom
Es gibt ganz verschiedene – unklare – Ansichten darüber, welche Umweltwirkungen ein bestimmter Stromverbrauch hat:
- Ist etwa der Stromverbrauch, den die Schneekanonen auf den Schipisten verursachen, unbedenklich, nur weil er kleiner als die Stromproduktion eines mittleren Wasserkraftwerks ist?
- Können Burgenländer ruhigen Gewissens ihre Stromheizung einschalten, weil es so viele Windkraftwerke im Burgenland gibt?
- Fährt ein Elektroauto tatsächlich emissionsfrei, wenn es mit Strom von einem Anbieter aufgeladen wird, der nur Kraftwerke auf Basis von erneuerbarer Energie einsetzt?
- Oder muss man korrekterweise einen Durchschnitt aus allen Kraftwerken, die es in Österreich oder Europa gibt, nehmen?
Aus welchem Kraftwerk kommt dein Strom?
Kraftwerke produzieren Strom nicht nur aus "Profitgier", sondern weil es jemanden gibt, der ihnen den Strom abkauft. Wenn du mehr oder weniger Strom brauchst, welche Kraftwerke werden dann letztlich mehr oder weniger Strom erzeugen?
- Wasserkraftwerke haben eine begrenzte Erzeugungskapazität, welche sie immer voll ausnutzen – egal, ob du viel oder wenig Strom verbrauchst. Es wäre Unsinn, Wasser ohne triftigen Grund ungenutzt am Kraftwerk vorbeifließen zu lassen.
- Atomkraftwerke, Windkraftwerke und Solarzellen haben geringe bis gar keine variablen Kosten. D. h. wenn sie abschalten würden, würde der Kraftwerksbesitzer damit wenig bis gar nichts sparen, aber kein Geld einnehmen, um die Baukosten und andere Fixkosten zu verdienen. Diese Kraftwerke laufen daher praktisch immer und verkaufen ihren Strom um jeden Preis, den sie kriegen können, egal ob das viel oder wenig ist.
- Biomasse-
Kraftwerke haben zwar hohe variable Kosten, aber gesetzlich garantierte Einspeisetarife. Sie schalten nur ab, wenn ihnen der Einkauf der Biomasse zu teuer wird.
Übrig bleiben die Wärmekraftwerke auf Basis von fossiler Energie. Wir alle wissen, dass Kohle, Gas und Öl begrenzt sind, aber paradoxerweise sind sie heute die einzigen Energieformen, die "im Überfluss" vorhanden sind und zur Deckung einer erhöhten Stromnachfrage zur Verfügung stehen. Nur in seltenen Fällen erzeugen Wind und Sonne dermaßen hohe Stromüberschüsse, dass alle konventionellen Kraftwerke auf ein Minimum gedrosselt oder ganz abgeschaltet sind.
Das heißt: I. A. kommt jede Kilowattstunde, die du mehr verbrauchst, aus Wärmekraftwerken – und zwar gerade aus den ineffizientesten, denn die haben höhere Kosten, was bewirkt, dass sie nur bei entsprechend hoher Nachfrage zum Einsatz kommen.
Oder umgekehrt: Jede Kilowattstunde, die du einsparst,
- wird wahrscheinlich in einem Wärmekraftwerk eingespart
- verringert somit den Ausstoß an Treibhausgasen, welche den Klimawandel verursachen
- verringert die Luftverschmutzung
- schont die begrenzten Vorräte an fossiler Energie
- bewahrt ein kleines Stück eines Biotops (vorübergehend) vor der Zerstörung durch Bagger, Bohrtürme und Pipelines
- unterstützt die Energiewende
Emissionen
Wenn man betrachtet, was wirklich passiert, wenn Strom verbraucht wird, ergibt sich ein De-
Gaskraftwerke wären deutlich sauberer, aber Gas ist teuer und wird aus Gründen der Versorgungssicherheit nur in begrenztem Umfang verwendet. Deshalb halte ich es nicht für richtig, mit einem deutlich kleineren Wert als 800 g/kWh zu rechnen, wenn gerade viele Gaskraftwerke am Netz sind. Außerdem erzeugen genau dann auch die Pumpspeicherkraftwerke Strom, den sie zuvor mit hohen Verlusten gespeichert haben.
Hinzu kommen indirekte Emissionen, die bei Errichtung, Wartung und Abriss der Kraftwerke sowie bei Gewinnung und Transport der Brennstoffe entstehen. Diese liegen im Bereich von 5–
Physikalisch
Manche sagen, rein physikalisch kommt der Strom immer aus dem nächstgelegenen Kraftwerk. Das stimmt insoweit, als in der Nähe eines Kraftwerks, das in Betrieb ist, kein Strom von weiter entfernten Kraftwerken importiert wird. Aber der Weg der elektrischen Kräfte lässt sich nicht wirklich von einzelnen Kraftwerken bis zu dir daheim verfolgen. Physikalisch wirken sich an jedem Punkt eines verbundenen Stromnetzes alle Kraftwerke des gesamten Netzwerkes aus (Überlagerungsprinzip).
Wie auch immer – wenn du neben einem Wasserkraftwerk wohnst, heißt das nicht, dass du ohne Bedenken beliebig viel Strom verbrauchen darfst. Wenn du mehr verbrauchst, muss irgendwo auch mehr erzeugt werden. Auf die Gesamtsummen kommt es an.
Kurzfristig
Wenn du deinen elektrischen Wasserkocher einschaltest, erbringt zunächst ein Kraftwerk, das schnell regelbar ist, die benötigte Leistung. Das ist in Österreich praktisch immer ein Speicherkraftwerk. Aber wenn ein Speicherkraftwerk mehr Wasser aus seinem Stausee verbraucht hat, weil die Kunden mehr Strom bezogen haben, dann kann das Kraftwerk zu einem späteren Zeitpunkt weniger Strom produzieren. Diese Lücke, die dadurch entsteht, muss ein Wärmekraftwerk schließen.
Langfristig
Wenn der Stromverbrauch steigt, müssen irgendwann neue Kraftwerke gebaut werden. Welche werden das sein? Ökostrom-
Es ist gut, einen Ökostrom-
Weiter
Siehe auch
- Lob für die Stromheizung – Die Werbung beschönigt die Umweltwirkungen des Stromverbrauchs.
- Pessimisten über die Herkunft des Stroms für Elektroautos – Auch andere rechnen so wie ich. Das Prinzip heißt Zuwachsbetrachtung.
Quellen
[1] | Marian Klobasa, Frank Sensfuß, Fraunhofer-[2]
| WWF: Auswirkungen von Elektroautos auf den Kraftwerkspark und die CO2- | |