Mario Sedlak
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Dieser Artikel wurde im SOL-Magazin, Winter 2024/2025, S. 21 veröffentlicht. Das SOL-Magazin ist eine Zeitschrift des „Nachhaltigkeitsvereins“ SOL.


40 Jahre Hainburger Aubesetzung

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Donau-Auen bei Hainburg

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Gernot Neuwirth

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So sieht es nun in der Hainburger Au aus.

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Bernd Lötsch und Peter Weish (Aktivisten gegen das Kraftwerk Hainburg)

Manche fragen: Wären wir heute froh, wenn das Donaukraftwerk Hainburg gebaut worden wäre? Kurze Antwort: Nein, keineswegs.

1984 war das Donaukraftwerk Hainburg fertig geplant, finanziert und (rechtswidrig) genehmigt. Es ist ein legendärer Erfolg der Umweltbewegung, dass der Bau doch noch verhindert werden konnte. Auch SOLis (damals noch „Erdfreunde“ genannt) beteiligten sich am „leidenschaftlichen Protest gegen das Kraftwerksmonster inmitten einer Landschaft, die zum Rückzugsgebiet vieler vom Aussterben bedrohter Tier- und Pflanzenarten geworden ist“.[1] SOL-Gründer Gernot Neuwirth war mehrmals in der Au und hat darüber einen lesenswerten Erfahrungsbericht verfasst.

Was ist das Umweltproblem von Wasserkraftwerken?

Wasserkraftwerke wie jenes, das in Hainburg kommen hätte sollen, funktionieren nur, wenn das Wasser vor der Staumauer deutlich höher steht als danach. Aus diesem Grund erzeugen die Donaukraftwerke bei Hochwasser wie jenes im September weniger oder gar keinen Strom, obwohl die fließenden Wassermengen viel Energie hätten. Der Stau eines großen Wasserkraftwerks reicht viele Kilometer zurück und macht den Fluss dort fast zu einem stehenden Gewässer. Bei oberflächlicher Betrachtung schaut dieser Stauraum wie ein „Vogelparadies“ aus, aber für Fische und andere Tiere, die Kies und Geröll für Nahrungssuche und Fortpflanzung brauchen, ist ein Stillwasser lebensfeindlich, denn in ihm setzt sich Schlamm ab.

Auch die hohen Dämme an den Ufern eines gestauten Flusses zerstören das Biotop, wie Marie Pfeiffer vom WWF Österreich erklärt:

Nur ein frei fließender Fluss erhält gesunde Auenwälder. Wird ein Fluss gestaut, wird der Sedimentfluss gestoppt, Lebensräume werden fragmentiert und der Sauerstoffgehalt sinkt, was zu einem Verlust an Artenvielfalt und einer Verschlechterung der Wasserqualität führt.

Das Donaukraftwerk Hainburg hätte jährlich mehr als 2 Milliarden Kilowattstunden Strom CO2-frei erzeugt, doch das wären gerade mal 3% des heutigen Stromverbrauchs in Österreich. Dafür eine der letzten halbwegs intakten Aulandschaften zu vernichten, wäre Irrsinn, zumal die 3% in wenigen Jahren vom Stromverbrauchswachstum „aufgefressen“ werden würden.

Grundwasserverseuchung

In Auen kann oft bestes Trinkwasser gewonnen werden, da es hier kaum Eintrag von Pestiziden und Nitraten aus der konventionellen Landwirtschaft gibt. Wird allerdings ein Fluss aufgestaut, stagniert das Grundwasser in der abgedämmten „Relikt-Au“. Es fehlen die klärenden „Atemzüge“ des vorher mit dem Fluss hydrologisch auf und ab kommunizierenden Grundwassers der Auen. Dadurch kommt es zu Sauerstoffmangel, und in Folge dessen lösen sich Mangan- und Eisenmengen aus dem Boden, die im Trinkwasser unerwünscht sind. Der vorher poröse, wie der Tropfkörper eines Klärwerks wirkende Kiesgrund, verschlämmt, und das Grundwasser unter den Auen „verfault“.[2] Laut dem Biologen und seinerzeitigen Hainburg-Aktivisten Bernd Lötsch mussten bei Pöchlarn (nahe Melk) Brunnen aus diesem Grund aufgegeben werden.

Alternativen

Es wurde eine Art „Unterwasser-Windrad“ („Strom-Boje“) entwickelt, womit fließende Gewässer zur Stromerzeugung genutzt werden könnten, ohne sie aufzustauen. Doch um ein Donaukraftwerk zu ersetzen, müssten tausende solcher Anlagen errichtet werden. Das wäre nicht nur sehr teuer, sondern auch ökologisch fragwürdig.

Kleinwasserkraftwerke sind ebenfalls nicht grundsätzlich besser als große. Deswegen favorisiert die Umweltbewegung Solar- und Windenergie.

Quellen

[1] SOL-Magazin, 9.1983, S. 2
[2] Bernd Lötsch: Wasser für die LobAu! (PDF, 10 MB), Acta ZooBot Austria, 2023, S. 166