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Geldanlage für Ökos
Aktien haben in Österreich einen schlechten Ruf – zu Unrecht: Gerade auch aufstrebende Umweltfirmen brauchen wagemutige Investoren, die solidarisch das Risiko tragen.
Hast du mehr Geld als du brauchst? Spenden wäre eine Möglichkeit, den Überschuss loszuwerden. Weniger Arbeiten ist eine andere Option, aber nicht immer möglich. Sparen ist sinnvoll, um Reserven für größere Ausgaben zu haben oder früher in Pension gehen zu können.
Wem die Umwelt wichtig ist, der möchte wissen, was mit seinem Geld passiert. Viele eröffnen daher ein Sparkonto bei einer Ethikbank, z. B. GLS oder Oikocredit. Bei garantierten Einlagen und fixen Zinsen lässt es sich gut schlafen. Allerdings brauchen die meisten Unternehmen viel dringender Risikokapital. Wenn die Errichtung eines Windparks schiefgeht, muss irgendwer den Verlust tragen. Banken dürfen das immer weniger, um nicht selbst pleitezugehen. Klassische Kredite müssen nach einem fixen Zahlungsplan getilgt werden. Risikokapital braucht die Firma hingegen überhaupt nicht zurückzahlen. Nur in guten Zeiten bekommen Aktionäre eine Gewinnbeteiligung. Kein Wunder also, dass insbesondere kleine, noch nicht so etablierte Unternehmen diese Finanzierungsform bevorzugen. Risikokapital ist für sie ein klarer "Überlebensvorteil".
Leider finden sich aber zu wenige Käufer für die Aktien. Nur etwa 14 Prozent der Österreicher besitzen Aktien oder Aktienfonds (= Kauf vieler Aktien zugleich, um die Auswirkungen eines Fehlgriffs zu verringern). Viele Anleger scheuen das Risiko, das bei Aktien bis zum Totalverlust gehen kann. Andere missverstehen Aktien als Beschleuniger des Kapitalismus. Aktien brachten im langjährigen Durchschnitt einen Ertrag von rund 7 Prozent pro Jahr – mehr als bei jeder anderen seriösen Geldanlage. Das ist als Entschädigung für das Risiko der teilweise enormen Kursschwankungen gerechtfertigt, oder?
Beispiele
- Die WEB Windenergie AG finanzierte ihre Windräder bis 2008 über Aktien. Dann kam die globale Wirtschaftskrise und die Anleger wollten lieber fix verzinslich investieren. Das ermöglichen Anleihen. Die sind im Grunde wie ein gebundenes Sparbuch, nur ohne Einlagensicherung. Für das Unternehmen ist es wie ein Bankkredit. Als Kompromiss hat die WEB Windenergie auch sogenannte Hybridanleihen ausgegeben: Auch hier wird das Kapital fix verzinst und zurückgezahlt, aber im Krisenfall können die Zahlungen verschoben werden, bis das Unternehmen wieder genug Geld in der Kassa hat. Zum Ausgleich für das höhere Risiko gibt es üppige 6,5 Prozent pro Jahr – was zuweilen fälschlicherweise für "Turbokapitalismus" gehalten wird. WEB-
Finanzvorstand Michael Trcka muss die Sinnhaftigkeit des Risikopolsters immer wieder erklären. - Die Oekostrom AG will aus Sicherheitsgründen nur Aktien ausgeben. "Die Laufzeiten von Anleihen sind in unserer Branche in der Regel kürzer als die Laufzeiten der finanzierten Projekte", erklärt Finanzvorstand Lukas Stühlinger. Das heißt: Wenn sich das Kraftwerk erst nach 15 Jahren rechnet, aber die Investoren schon nach 5 Jahren ihr Geld wiederhaben möchten, ist die Firma davon abhängig, immer wieder neue Investoren zu finden. 2017 soll es erstmals seit 2007 neue Oekostrom-
Aktien zu kaufen geben. Durch die Beinahe- Pleite 2009 wurde das Vertrauen langfristig beeinträchtigt, sodass die Firma kein neues Kapital aufnehmen konnte. Die Folge war ein sehr gedämpftes Wachstum, denn mit dem laufenden Gewinn geht sich nicht einmal ein neues Windkraftwerk pro Jahr aus.
Mein Fazit
Ökos sollten vor einer Unternehmensbeteiligung nicht zurückschrecken. Das kann eine Aktie oder ein direktes Investment über diverse Plattformen (Crowdfunding) sein. Zur Begrenzung des Risikos pro Firma nur kleine Beträge investieren und auch nicht alles in die gleiche Branche! Es gibt auch Leute, die um 100 € eine Aktie kaufen und das als Spende für die Energiewende sehen.
Weblinks
- GruenesGeld.at – unabhängige Informationsplattform
- EcoReporter.de – Analysen und Nachrichten
- HumanInvest: Daten von konkreten Anlagemöglichkeiten