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"Die Foodcoop hat mein Leben verändert"
Brigitte aus dem Ich-
Eine Foodcoop ist eine Einkaufsgemeinschaft. Wann immer Brigitte Hunger bekommt, kann sie in den Keller ihres Wohnhauses gehen und sich Lebensmittel holen. "Ich bin dadurch viel entspannter. Stressige Supermarktbesuche nach der Arbeit oder vor'm Wochenende sind nicht mehr notwendig, weil ich weiß, in der Foodcoop gibt's eh was", erklärt sie.
Die Foodcoop wird von mehreren Hausbewohnern ehrenamtlich organisiert. Als Lieferanten werden kleine Bauernhöfe in der Nähe bevorzugt. Die Lebensmittel sollten biologisch sein, aber das muss nicht unbedingt mit Zertifikaten belegt sein. Dienstag wird bestellt, Freitag wird geliefert. Verderbliche Ware gibt's nur auf Bestellung, weshalb nur ganz wenig im Abfall landet und die Produkte fast ohne Aufschlag zum Einkaufspreis abgegeben werden. Lediglich für die Einrichtung des Lagers (Kühlschränke, Regale, Waagen usw.) wird ein Gemeinkostenbeitrag von 3 Prozent eingehoben. Dafür müssen die Teilnehmer selbst putzen, aufräumen, Müll entsorgen und vor allem auch ihre Einkäufe abrechnen. Das geht nur auf Vertrauensbasis, was auch der Grund ist, dass die Foodcoop für Hausfremde nicht zugänglich ist.
Wohnprojekt
Brigitte wohnt in einem Gebäude, wo 60 Erwachsene und 20 Kinder in einer Art Wohngemeinschaft leben. Das heißt: Gemeinschaftseinrichtungen können von allen benutzt werden, die Verwaltung machen die Bewohner selbst und Entscheidungen werden gemeinsam getroffen. Jeder hat eine eigene Wohnung, aber es wird erwartet, dass man sich an gemeinsamen Aktivitäten beteiligt und gegenseitig Unterstützung gibt. Für gesellige Menschen wie Brigitte ist dieses Konzept ideal: "Ich fühl mich hier irrsinnig geborgen."
Wenn eine Wohnung frei wird, gibt es wie in einer Studenten-
Genuss ohne Konsum
Wie man auch ohne viel Geld glücklich werden kann, hat Brigitte von klein auf gelernt. Von ihren Eltern bekam sie hauptsächlich Essen aus dem eigenen Garten. Es gab keine Banane, aber dennoch hatte Brigitte nie das Gefühl, auf etwas zu verzichten. "Das Essen schmeckte immer", lächelt sie.
Jetzt, wo sie in der Seestadt in Wien-
Ein Auto braucht Brigitte nicht. "Zugfahren entspannt", sagt sie. "Das kann die Zeitersparnis im Auto nicht aufwiegen." Sie versteht nicht, wieso die Autofahrer so gerne im Stau stehen und nicht zumindest Fahrgemeinschaften machen.
Brigitte ist kein fanatischer Konsumverweigerer: Sie gönnt sich gerne einen längeren Urlaub in Asien.
Weblinks
- Foodcoops in Österreich
- Foodcoops in Deutschland
- Foodcoop selbst gründen
- Kontakt zu dem gemeinschaftlichen Wohnhaus, in dem Brigitte zuhause ist ("Leben in der Seestadt Aspern") – Für Gruppen werden kostenlose Führungen abgehalten.