Vergangenheit der Firma Oekostrom
Die Firma Oekostrom wurde 1999 von Personen aus dem Greenpeace-
Aufbruchstimmung bis 2006
- Die ersten eigenen Kraftwerke des Unternehmens sollten eine Biogasanlage in Niederösterreich und ein Biomasse-
Kraftwerk in Salzburg werden. - Zusammen mit dem deutschen Ökostrom-
Anbieter Greenpeace Energy errichteten sie Windkraftwerke auf der Parndorfer Platte im Burgenland. Deren Erträge aus der Ökostrom-Förderung bildeten einen Großteil der Einnahmen der Firma Oekostrom. - Sie kauften Besitzern von Solarzellen deren Überschussstrom zum gleichen Preis, wie der Bezug von Strom aus dem Netz kostet, ab. Davon haben die Energievorkämpfer immer geträumt.
- Der angebotene Ökostrom war unumstritten das glaubwürdigste Angebot am Markt. Extra um als erste mit dem staatlichen Umweltzeichen werben zu können, kauften sie Strom aus Windkraftwerken, die dafür auf die geförderten Einspeisetarife verzichteten. Das war sicher nicht billig für die Firma Oekostrom. Leider ging die Strategie nicht auf. Kaum jemand (0,3%[2]) wollte den Strom der Firma Oekostrom haben, denn dieser war nicht nur das glaubwürdigste, sondern auch das teuerste Angebot am Markt.
- Das Investitionskapital holte sich die Firma von Kleinanlegern. Die kauften die Aktie gerne. Der große Streubesitz "sichert dem Unternehmen Unabhängigkeit und Stabilität", glaubte man.[3] Doch es kam anders.
Beinahe-Pleite
In den Jahren 2006 und 2007 hat die Firma Oekostrom einen Verlust von über 5 Millionen € (= 2/3 des Grundkapitals) ausgewiesen.[4] Anfang 2007 wurde dem Alleinvorstand Ulfert Höhne ein 2. Vorstand (Michael Pierer) zur Seite gestellt, Anfang 2008 trennte man sich im Streit von Höhne. 2009 war die Krise am Höhepunkt. Um die Pleite abzuwenden, musste die Firma Oekostrom ihren Anteil an dem erst 2006 errichteten Kleinwasserkraftwerk Triebentalbach verkaufen. Ende 2009 herrschte eine "große Unsicherheit" über die Zukunft des Unternehmens.
Ursachen
Der Hauptgrund, wieso sich die Firma Oekostrom im Vergleich zu anderen Ökostromfirmen wie der WEB Windenergie so schlecht entwickelte, war der mangelnde Erfolg im ertragreichsten Geschäftsbereich: dem Bau von geförderten Ökostrom-
Wir mussten uns plötzlich mit Finanzinvestoren und Hedgefonds vom Schlage der Meinl European Power um die wenigen guten Kraftwerksprojekte raufen. Das konnten wir nicht finanzieren.
Das glaube ich auch:
Die Gründer der Gesellschaft hatten ... zu wenig auf die betriebswirtschaftlichen Grundlagen geachtet.
Pierer formulierte es so:
Die oekostrom AG wuchs Ende 2005, auch durch die Übernahme der oekoplan Energiedienstleistungen GmbH, auf eine organisatorische Größe, die für das damalige Management [unter Vorstand Ulfert Höhne] nicht mehr beherrschbar war.[5]
Der Grund, wieso der Ökostrom-
Aber nicht alle Ursachen waren hausgemacht. 2009 war Wirtschaftskrise. Die führte zu einem Verfall der Strompreise und einem rückläufigen Interesse an teuren Premiumprodukten. Greenpeace Energy kaufte keinen Solarstrom mehr von der Firma Oekostrom, sodass diese im Gegenzug das beliebte 1:1-
Interne Turbulenzen
2007, als der 2. Vorstand Pierer auf scharfe Kurskorrektur drängte, "kochte" es im Unternehmen. Berichte darüber sind auf verschiedenen Wegen sogar bis zu mir vorgedrungen. Die Belegschaft stand tw. aufseiten von Höhne und tw. aufseiten von Pierer. Ende 2007 sollen mehrere Mitarbeiter, die einen Betriebsrat gründen wollten, gekündigt worden sein. Jedenfalls gibt es seit Jänner 2008 einen Betriebsrat bei der Firma Oekostrom.[6]
Erholung ab 2010
Nach einem neuerlichen Wechsel im Vorstand ging es allmählich wieder aufwärts.
- Die Firma Oekostrom als Ökostrom-
Anbieter konnte die Zahl ihrer Kunden vervielfachen – zwar nur durch starke Preissenkung, aber man kam nachhaltig aus der Verlustzone. - Neue Kraftwerke wurden errichtet – leider nur wenige, da man sich nicht traute, neues Kapital aufzunehmen, oder keines bekam.
Unwirtschaftliche Geschäftsaktivitäten wurden eingestellt. Statt mit visionären Ideen zur ökologischen Stromzukunft beschäftigt man sich nun hauptsächlich mit dem Geldverdienen. Das Marketing wurde ausgebaut und nimmt nun mit einer Form von Energiepopulismus den Massenmarkt ins Visier, was gut für die Wirtschaftlichkeit, aber schlecht für die Glaubwürdigkeit ist und von mir kritisiert wird. Es ist das Gegenteil von Höhnes Kurs, der glaubwürdig, aber unwirtschaftlich war.
Mein Fazit
Die Firma Oekostrom ist ein Beispiel dafür, wie groß die Gefahr ist, beim Investment in eine Ökostromfirma an einen Visionär zu geraten, der Geld verbrennt, weil ihm Profit nicht so wichtig wie die Umsetzung seiner Ideen von einer besseren Welt ist. Ich bin froh, dass ich keine Aktien zum hohen Ausgabepreis gekauft habe. Der Kurswechsel 2008/2009 hätte viel früher stattfinden können und sollen.
Weiter
Weblinks
Eigendarstellung der Firma Oekostrom
- Geschichte bis 2013
- 15 Jahre Oekostrom (PDF, 4 MB), Jubiläumsausgabe der Kundenzeitschrift Power, 4.2014
Quellen
[1] | Greenpeace-[2]
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[3]
| Vereinszeitschrift SOL, Beilage zur Ausgabe Herbst 2004 (PDF), S. A-5 (im PDF S. 3)
| [4]
| Bilanzen in den Geschäftsberichten, z. B. im Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2008 (PDF), S. 31 (im PDF S. 17)
| [5]
| Firma Oekostrom: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2008 (PDF), S. 31 (im PDF S. 17)
| [6]
| Firma Oekostrom: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2008 (PDF), S. 9 (im PDF S. 6)
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