Vergangenheit der Firma Oekostrom als Ökostrom-Anbieter
Am 23.11.1999 gaben die Gründer der Firma Oekostrom den Start der ersten Stromlieferungen bekannt. Tatsächlich ermöglichten die Stromnetzbetreiber diese aber erst ab Februar 2000.[1] Eigentlich begann die Strommarkt-
2001 belieferte das Unternehmen genau fünf Personen in fünf Bundesländern. Als erster Stromanbieter in Österreich hat die Firma Oekostrom für die "Durchleitung" des Stroms zu den Endkunden, die keinen Viertelstundenzähler haben, synthetische Lastprofile verwendet.[2] Das sind Zeitreihen, anhand derer geschätzt wird, wie viel die Kunden in jeder Viertelstunde verbrauchen und wie viel Strom der Lieferant daher in jeder Viertelstunde einspeisen (oder einkaufen) muss.
Die Firma Oekostrom hatte die erste anerkannte Stromkennzeichnung und bekam als erste das Umweltzeichen für sauberen Strom verliehen. Der erhoffte Kundenansturm blieb aber aus. Die Kunden schauten viel stärker auf den Preis, als es Umfragen nahelegten.[3] Für die noch weniger zahlungsbereiten Geschäftskunden bot die Firma Oekostrom ein eigenes Produkt an, wo ihr Ökostrom mit "kostengünstiger Großwasserkraft" vom Verbund gestreckt wurde.[4]
Produktqualität
Bei meinen Recherchen 2006 habe ich viel Lob, aber keine kritischen Stimmen über die Firma Oekostrom gefunden. Zu meiner Überraschung fand ich aber heraus, dass die behauptete Transparenz eher eine scheinbare war. Z. B. erfolgte die Einspeisung des Ökostroms gar nicht zeitgleich mit dem Verbrauch, obwohl genau das suggeriert wurde. Diese und andere frühere Kritikpunkte hat die Firma Oekostrom in den folgenden Jahren behoben. Dazu baute sie unter anderem ein besseres Bilanzgruppenmanagement auf.
Inklusivpreis
Vom Anfang bis 2006 kostete der "reine" Oekostrom 18,1 Cent/kWh. Das war ein Preis inklusive sämtlicher Netzkosten und Steuern; nur die Messkosten (für Stromzähler) kamen oben drauf. Dieser heute vollkommen unübliche Inklusivpreis ist problematisch:
- Die Netzkosten und Abgaben sind in jedem Bundesland bzw. bei jedem Netzbetreiber unterschiedlich. D. h. die Firma Oekostrom verdiente an einem Ort mehr als an anderen.
- Die Netzkosten sind tw. Grundgebühren (damals bis zu 2,20 €/Monat[5]). D. h. die Firma Oekostrom verdiente an Kleinverbrauchern weniger und bei selten benutzten Anschlüssen (z. B. in leerstehenden Wohnungen) zahlte sie sogar drauf.
- Aus Sicht der Kunden war vor allem kritisch, dass sie nicht von Senkungen des Netzentgelts profitierten. Die Firma Oekostrom hätte sie eigentlich bei jeder Senkung über eine Erhöhung des Energiepreises informieren und ihnen ein außerordentliches Kündigungsrecht gewähren müssen. (Die Kündigung war aber sowieso jederzeit möglich.)
Erst 2007, als "Egalstrom" kaum noch billiger war, erhöhte die Firma Oekostrom ihren Preis auf 19,5 Cent/kWh. Ab 2009 verlangte sie 21,5 Cent/kWh. Seit 2011 wird der Inklusivpreis nicht mehr angeboten. Am 1.1.2014 wurden alle Altkunden automatisch auf einen neuen, billigeren Tarif, der nur noch den reinen Energiepreis beinhaltete, umgestellt.
Grundgebühr
Als 2007 die Zählpunktpauschale eingeführt wurde, musste die Firma Oekostrom auch bei ihrem Inklusivpreis eine Grundgebühr verrechnen. "Oekostrom AG bestraft Stromsparer!", schimpften dann manche.[6] Im Sinne der Kostenwahrheit ist die Grundgebühr meines Erachtens richtig – allerdings hätte aus demselben Grund die Grundgebühr für den Nachtstromzähler niedriger sein müssen, da für diesen kein Fixpreis für die Netzkosten, sondern nur die Zählpunktpauschale anfiel. Ich habe in der Folge meinen Nachtstromzähler abgemeldet.
Am 1.1.2014 wurde die Grundgebühr – zusammen mit dem Inklusivpreis – wieder abgeschafft.[7] Später gab es aber auch wieder den einen oder anderen Tarif mit Fixkosten. Seit 2016 haben alle Tarife eine Grundgebühr (für Neukunden).
Steigende Produktvielfalt
Seit 2011 bietet die Firma auch für Haushaltskunden einen günstigeren Ökostrom-
Weitere Tarife folgten, wobei der frühere Grundsatz der Firma, die gleiche Stromkennzeichnung für alle anzugeben, nicht zu halten war. – Schließlich ist der Strommix der Hauptunterschied der Produkte.
Seit 1.6.2014 wird ein Tarif angeboten, wo der Energiepreis dem Großhandelsmarktpreis von Strom folgt.[8]
Sonderaktionen
- 2004 bot die Firma Oekostrom zum gleichen Preis wie beim bisherigen Stromanbieter für das gesamte Jahr 2004. Das lockte aber nur wenige.
- 2013 konnte man für begrenzte Zeit beim Diskont-
Supermarkt Hofer zur Firma Oekostrom wechseln. Es wurde ein attraktiver Sondertarif angeboten. Das war ein voller Erfolg: Medien berichteten über die Aktion und es konnten auf einen Schlag 5600 neue Kunden gewonnen werden.[9] 1/10 wählte sogar den Premiumtarif. Hofer diente nur als Aufhänger und hatte kaum mehr zu tun, als den Stromliefervertrag zu bewerben und aufzulegen. Bei Aussagen über die Herkunft des exklusiv bei Hofer verkauften Grünstroms verwickelte sich die Firma Oekostrom in Widersprüche. - Im Herbst 2013 wurde die Hofer-
Aktion mit einem noch günstigeren Tarif wiederholt, was bis zu 10 000 Vertragsabschlüsse brachte. Da diesmal eine Grundgebühr enthalten war, wechselten überwiegend Haushalte mit einem größeren Stromverbrauch. Weitere Kooperationen kamen mit Hofer nicht mehr zustande, weil andere Ökostrom- Anbieter billiger wurden und sich die Firma Oekostrom (noch) weigerte, immer ein Preisbrecher zu sein. - 2015 gewann die Firma Oekostrom mit einem wieder für Vielverbraucher attraktiven Preis (netto 3,82 Cent/kWh + 2,75 €/Monat Grundgebühr) die Ausschreibung des Vereins für Konsumenteninformation "Energiekosten-
Stop 2015 ". Das brachte ihr knapp 12 000 neue Kunden. - 2016 gab es eine ausgedehnte Kooperation mit der Kronenzeitung. Diese brachte in 1 Jahr (nur) 4000 neue Kunden, bei einem Werbewert von 1,5 Millionen €.[10]
Preispolitik
Es hat lange gedauert, bis die Firma Oekostrom eingesehen hat, dass die Zahlungsbereitschaft für Ökostrom stark begrenzt ist. Ich halte es für richtig, dass sie mit dem Preis runtergegangen ist. Kritisch sehe ich lediglich, dass sie nun die Illusion verbreitet, ein Stromprodukt kann zugleich billig sein und die Umwelt verbessern.
Der Zeitpunkt für die Einführung der "Kampfpreise" war günstig. 2013 waren die Großhandelspreise für Strom stark gefallen, aber die Stromanbieter gaben diese Ersparnisse – aufgrund der generell geringen Bereitschaft, den Stromanbieter zu wechseln – nicht an die Haushaltskunden weiter. Die Firma Oekostrom hat den Wettbewerb am Strommarkt angeregt.
Probleme
2009 verschickte die Firma Oekostrom "aufgrund einer Systemumstellung" falsche Rechnungen. Sie hat diese kurz darauf von sich aus storniert und korrigiert.
Weiter
Weblinks
- Firma Oekostrom: Halbjahresbericht 2015 (PDF, 1 MB) – Auf S. 2 ist das Kundenwachstum von 2000–
2015 dargestellt.
Quellen
[1] | Firma Oekostrom: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2014 (PDF, 2 MB), S. 4 |
[2] | Firma Oekostrom: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2014 (PDF, 2 MB), S. 4 |
[3] |
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[4] | Firma Oekostrom: 3. Kapitalerhöhung. Unternehmensdarstellung für Aktionäre und Interessenten (PDF, 1 MB), S. 15 |
[5] | Firma Oekostrom in der Vereinszeitschrift SOL, Frühling 2007 (PDF, 2 MB), S. 26 |
[6] | Vereinszeitschrift SOL, Frühling 2007 (PDF, 2 MB), S. 25 |
[7] | Firma Oekostrom: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2014 (PDF, 2 MB), S. 4 |
[8] | Firma Oekostrom: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2014 (PDF, 2 MB), S. 13 |
[9] | Firma Oekostrom: Quartalsbericht 1/2013 (PDF), S. 1 |
[10] | Oekostrom AG: Präsentation des Vorstands (PDF, 10 MB) bei der Hauptversammlung am 26.6.2017, S. 30 |