Mario Sedlak
Strommarkt
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Firmenstruktur des Oekostrom-Konzerns

Bei "Konzern" denkst du wahrscheinlich an große Unternehmensgruppen wie Nestle, Monsanto usw., aber auch die Firma Oekostrom mit gerade mal 35 Mitarbeitern (Stand: 2016) leistet sich eine Aufsplitterung in etliche 100%-Tochtergesellschaften (siehe Organigramm).

Vor- und Nachteile

Die Gründung von rechtlich eigenständigen Firmen, in die gewisse Tätigkeiten ausgelagert werden, nutzt meines Wissens vor allem im Krisenfall: Wenn ein Geschäft zur finanziellen Katastrophe wird, kann die Tochter in die Pleite geschickt werden, ohne dass der ganze Konzern mit bankrottgehen muss.

Diesem Vorteil stehen höhere Verwaltungskosten, z. B. für die Erstellung von Jahresabschlüssen und deren Prüfung durch externe Gutachter, gegenüber. Eine Abwägung von Kosten und Nutzen wäre interessant. Ich finde es diskussionswürdig, dass die Firma Oekostrom fast für jedes einzelne Produkt (z. B. für die Solarzellen "Simon") eigenständige Unternehmen ins Leben ruft. Wenn so eine feine Aufteilung angebracht ist, dann müsste z. B. der Verbund, der ca. hundertmal größer als der Oekostrom-Konzern ist, an die tausend Tochtergesellschaften haben.

Klar sind mir die Töchter, an denen Partner beteiligt sind. Das sind aber nur ein paar Kraftwerks-Betriebsgesellschaften. Die meisten Oekostrom-Töchter gehören zu 100% der Mutter und es ist nicht geplant, dass sich daran etwas ändert.

100%-Töchter haben verlockende Vorteile beim Argumentieren:

Als außenstehender Beobachter achte ich ganz besonders darauf, dass eine Firmenstruktur nicht zum Schönreden missbraucht wird:

Oekostrom AG contra Töchter

Die Muttergesellschaft Oekostrom AG ist für strategische Entscheidungen, Kommunikation nach außen, Finanzwesen und die gesamte Informationstechnik zuständig.[1] Die eigentliche Geschäftstätigkeit findet ausschließlich in den Töchtern statt. In der Werbung wird aber alles der Oekostrom AG zugeschrieben. Das ist grundsätzlich sinnvoll, hat aber den Schönheitsfehler, dass als Vertragspartner eine relativ unbekannte Tochterfirma aufscheint, was Kunden irritieren kann, weil es der Werbung widerspricht.

Hier wird fälschlich von "Oekostrom AG" gesprochen:

Wir von oekostrom AG ... versorgen tausende Haushalte mit 100% erneuerbarem Strom
oekostrom AG gewinnt VKI-Aktion "Energiekosten-Stop 2015"
Heute präsentierte die E-Control den Stromkennzeichnungsbericht 2014. Demnach hat die oekostrom AG mit insgesamt 17,81 Prozent den höchsten Anteil an Strom aus Sonne und Wind in Österreich.

Tatsächlich kommt die Oekostrom AG im Stromkennzeichnungsbericht gar nicht vor. Sie kann gar nicht vorkommen, da sie keine Endkunden beliefert. Blöd, dass das ganze Marketing auf "Oekostrom AG" ausgerichtet ist, aber wenn man bei der E-Control oder bei Vergleichstests nach der Firma sucht, findet man nichts ...

Verbesserungsvorschlag

Meines Erachtens sollte die Oekostrom AG auch als Vertragspartner gegenüber Kunden auftreten. Das geschäftliche Risiko müsste über interne Verträge dennoch auf die Töchter abwälzbar sein.

Ähnliches hat der Verbund gemacht: Damit nach außen immer der bekannte Name verwendet werden kann, obwohl eine eigene Tochtergesellschaft tätig ist, lieferten sie den Strom "im Namen und auf Rechnung" des Verbunds.[2]

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Kritik an der Firma Oekostrom

Quellen

[1] Firma Oekostrom: Nachhaltigkeits- und Geschäftsbericht 2014 (PDF, 2 MB), S. 43
[2] Verbund: Geschäftsbericht 2009 (PDF, 2 MB), S. 83 (im PDF S. 93)

Seite erstellt am 23.12.2016 – letzte Änderung am 12.6.2018