Mario Sedlak
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Über meine Artikel

Dieser Artikel wurde im SOL-Magazin, Frühling 2024, S. 21 veröffentlicht. Das SOL-Magazin ist eine Zeitschrift des „Nachhaltigkeitsvereins“ SOL.


Balkonkraftwerke

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Solarmodule und ein kleines Windrad auf einem Balkon

Ein kleiner Beitrag für die Energiewende und vielleicht auch für die Haushaltskasse

Für die Stromproduktion am Balkon eignen sich Solarzellen am besten. Zigtausend Module dürften in Österreich bereits an Brüstungen hängen. Bei hohen Strompreisen können sich solche Mini-Photovoltaik-Anlagen schon in 5 Jahren rechnen.[1] Dazu muss möglichst viel des erzeugten Solarstroms zeitgleich im eigenen Haushalt verbraucht werden. Einfach ist das nicht: Ein großes Modul kann bei ungetrübtem Sonnenschein 300 Watt liefern. So viel ständigen Stromverbrauch sollte es in einem energiebewussten Haushalt nicht geben. Einem Kühlschrank genügen bereits rund 100 Watt, und die braucht er nur zeitweise, wenn der Kompressor läuft. D. h. wer den Kaufpreis der Solaranlage (etwa 0,50–1,50 € pro Watt) rasch zurückverdienen will, muss Geschirrspüler, Waschmaschine und ggf. Boiler oder andere Geräte möglichst dann einschalten, wenn die Sonne scheint. Pro 100 Watt Nennleistung können auf einem sonnigen, südorientierten Balkon bei senkrechter Montage ungefähr 70 kWh/Jahr „geerntet“ werden.

Balkonkraftwerke werden einfach an eine gewöhnliche Steckdose angesteckt und dürfen insgesamt bis zu 800 Watt einspeisen. Elektriker-Verbände warnten eindringlich vor ihnen, aber seit 2016 sind sie erlaubt. Sie müssen jedoch beim Stromnetzbetreiber angemeldet werden. Außerdem ist eine Genehmigung vom Besitzer der Wohnung und/oder des Hauses einzuholen. Wenn es in dem Haus Eigentumswohnungen gibt, müssen theoretisch sämtliche Eigentümer zustimmen, da das optische Erscheinungsbild des Hauses verändert wird. In Wiener Gemeindebauten werden Balkonkraftwerke nur genehmigt, wenn sie von Fachleuten installiert werden – was die Anlagen verteuert und ein Grund sein dürfte, dass da noch kein großer Boom erkennbar ist. Zusätzlich kann ein Gang zur Baupolizei oder anderen Behörden nötig sein, bevor du dein Balkonkraftwerk montieren darfst. Am besten erkundigst du dich bei deiner Gemeinde.

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Kleines, mobiles Solarmodul

Den Warnungen zum Trotz scheinen steckerfertige Solaranlagen sehr sicher zu sein. Bis jetzt ist kein einziger Sach- oder Personenschaden bekanntgeworden. Über die Lebensdauer der Anlagen gibt es noch keine Erfahrungen. Optimisten erwarten 25–30 Jahre; Pessimisten verweisen darauf, dass Wechselrichter oft schon nach 10–15 Jahren kaputtgehen. Diese Komponente sollte daher austauschbar sein.

Gängige Balkonkraftwerke arbeiten bei Stromausfall nicht! Eine Notstromversorgung bieten nur deutlich teurere Modelle, die einen Akku haben. Um netzunabhängig ein Handy aufladen zu können, reicht auch ein kleines, mobiles Solarmodul.

Kleines Windrad

Auch mit der Kraft des Windes lässt sich am Balkon sauberer Strom gewinnen. Finanziell lohnt sich das aber kaum, da eine Kleinwindkraftanlage um ein Vielfaches teurer als eine kleine Photovoltaikanlage gleicher Leistung ist, und der Stromertrag pro Jahr ist ungefähr gleich. Allenfalls an Orten, wo es kein Stromnetz gibt, kann die Windnutzung eine wirtschaftlich sinnvolle Ergänzung zur Sonnennutzung sein. Pro Quadratmeter Rotorfläche ist eine Generatorleistung von 100–300 Watt vernünftig; größere Leistungen würden nur selten erreicht.[2]

Bei starkem Sturm können Windräder oder Teile davon wegfliegen – insbesondere bei minderwertigen Modellen, die leider auch auf dem Markt sind. Ein weiterer Nachteil gegenüber Solarzellen ist, dass Windkraftwerke nicht geräuschlos arbeiten. Nachbarn können sich beschweren.

Energiegemeinschaften

Damit auch Leute ohne Balkon oder Hausdach günstig produzierten Strom nutzen können, wurden Energiegemeinschaften erfunden. Hier können Leute gemeinsam eine Anlage finanzieren und sich deren Ertrag teilen.

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Artikel über Verkehr

Quellen

[1]

Annahmen:

  • Kaufpreis 1 €/W
  • Strombezugspreis: 30 Cent/kWh
  • Ertrag: 0,7 (kWh/Jahr)/W, vollständig genutzt für Eigenverbrauch

Ergibt:

  • Ersparnis: 0,7·30 = 21 Cent/Jahr pro Watt
  • Amortisation: nach 1/0,21 = 4,76 Jahren
[2] Arbeitsgemeinschaft Erneuerbare Energie (AEE): Kleinwindkraft. Ein Leitfaden zur Planung und Umsetzung (PDF), S. 12