Mario Sedlak
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Über meine Artikel

Dieser Artikel wurde im SOL-Magazin, Frühling 2021, S. 24 veröffentlicht. Das SOL-Magazin ist eine Zeitschrift des "Nachhaltigkeitsvereins" SOL.


Ökologischer Lebensstil – nur gefühlt?

Die Umweltwirkung einer Konsumentscheidung ist oft viel größer oder kleiner als gedacht. Online-Rechner helfen bei der Einschätzung.

Diagramm

Quelle: Deutsches Umweltbundesamt[1]

Der Energieverbrauch korreliert sehr stark mit dem Einkommen. Gleichzeitig achten Reichere tendenziell mehr auf die Umwelt und fühlen sich daher umweltfreundlicher.

Was wir tun können, um die Umwelt zu schonen, ist bekannt: Müll trennen, Auto stehen lassen, Heizung zurückdrehen, leihen statt besitzen und vieles mehr. Doch wie viel jeder einzelne Schritt bringt, ist sehr unterschiedlich und nur relativ wenigen bekannt. Z. B. hat der Verzicht auf Plastikverpackungen keine nennenswerten Auswirkungen auf deinen ökologischen Fußabdruck.

Unterschätzt wird hingegen, wie wichtig es ist, insgesamt wenig zu kaufen. Durch den Griff zum Produkt mit Bio-Siegel oder Umweltzeichen erhöhst du deinen Fußabdruck vielleicht um ein Fünftel weniger als wenn du einfach das billigste Produkt kaufst. So kommt es, dass arme Menschen die Umwelt weniger belasten als wohlhabende Umweltbewusste, die doppelt so viel Geld ausgeben.

Um deinen ökologischen Fußabdruck klein zu halten, auch wenn du nicht arm bist, kannst du ressourcenintensive Produkte möglichst meiden und dir stattdessen z. B. Kurse zur Weiterbildung oder einen Helfer für deinen Garten gönnen. Bisher scheinen das nur wenige zu tun. Die "grün" eingestellten Menschen sind sogar von allen Bevölkerungsgruppen jene, die am häufigsten fliegen.

Natürlich ist jeder noch so kleine Schritt in Richtung Nachhaltigkeit hilfreich und lobenswert. Doch wenn der große Wandel passieren soll, brauchen wir große Schritte. Nach meiner Einschätzung brauchen wir vor allem Menschen, die mit wenig Geld auskommen. Die SOL-Kampagne "Ich habe genug" ermutigt und vernetzt solche Menschen. Wichtig ist, dass ein bescheidener Lebensstil mit Freude verbunden ist – nur dann interessieren sich andere dafür und es wird irgendwann eine "kritische Masse" von Vorreitern geben, die tatsächlich die Welt verändern können.

Screenshot

Fußabdruck-Rechner vom Klimaministerium – Ergebnis

Lebensstil überprüfen

Ich empfehle den Fußabdruck-Rechner vom Klimaministerium. Dort bekommst du nicht nur in wenigen Minuten ein aussagekräftiges Ergebnis, sondern siehst auch bei jeder Eingabe sofort, wie sie sich auf deinen Fußabdruck auswirkt. Probier verschiedene Antwortmöglichkeiten aus! Außerdem bekommst du auf Wunsch zu jeder Frage einfache Tipps, wie du die Umwelt noch mehr schonen kannst (wobei es auch andere Aspekte außer dem ökologischen Fußabdruck gibt). Vielleicht findest du etwas, das viel bringt und das du leicht umsetzen kannst. Im Gegenzug kannst du auf eine Maßnahme, die wenig bringt, aber für dich mühevoll ist, verzichten.

Aufgabe der Politik

Egal wie ökologisch du lebst – am Ende wirst du das Ergebnis erhalten, dass mehr als ein Planet Erde erforderlich wäre, wenn alle Menschen der Welt so viel verbrauchen würden. Das liegt daran, dass bei gerechter Verteilung jedem Erdenbürger maximal 1,7 Hektar zur Verfügung stünden, und 1,5 Hektar werden pro Österreicher bereits durch die öffentliche Hand für Straßen, Verwaltung, Spitäler usw. belegt.

Konsumverzicht allein ist offenbar nicht die Lösung. SOL betont daher, dass es auch sehr wichtig ist, weniger Straßenbau, mehr erneuerbare Energie, effizienteren Verbrauch usw. zu fordern. Damit die Politiker auf uns hören, müssen wir mehr werden oder Verbündete finden. Damit wir glaubwürdig sind, müssen wir einen Schritt Richtung Nachhaltigkeit vorausgehen.

Quellen

[1] Deutsches Umweltbundesamt: Repräsentative Erhebung von Pro-Kopf-Verbräuchen natürlicher Ressourcen in Deutschland (nach Bevölkerungsgruppen) (PDF, 16 MB), S. 13 (im PDF S. 15), Abbildung C