Mario Sedlak
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Über meine Artikel

Dieser Artikel wurde im SOL-Magazin, Sommer 2019, S. 20 veröffentlicht. Das SOL-Magazin ist eine Zeitschrift des "Nachhaltigkeitsvereins" SOL.


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So schaut ein Papiersackerl aus, wenn ich damit einen Himbeerkuchen nachhause transportiere.

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So viel Saft verliert 1 kg Kirschen auf dem Heimweg mit dem Fahrrad.

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Plastiksackerln gelangen auch in Gewässer, aber relativ selten und sie kommen von Österreich nicht bis ins Meer.

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Wasserkraftwerke filtern Treibgut aus dem Fluss.

Pro Plastiksackerln und Plastikverpackungen

Die Alternativen zu Plastik sind meist nicht ökologischer. Für drastische Maßnahmen besteht in Österreich kein Anlass.

Nachdem im Jahr 2009 der Film Plastic Planet in die Kinos gekommen ist, begann eine regelrechte Hysterie, die bis heute anhält. In der erfolgreichen Doku wurde gezeigt, dass Plastikmüll ein riesiges Problem in den Meeren ist und dass manche (!) Plastikarten Gifte abgeben können. Von vielen Zuschauern und Umweltschützern wurde offenbar der falsche Schluss gezogen, dass alle Kunststoffe verboten werden sollten.

Fakt ist, dass Plastikbeutel, die hierzulande in einen Fluss geworfen werden, nicht ins Meer gelangen, sondern höchstens bis zum nächsten Wasserkraftwerk, wo sie mitsamt dem restlichen Treibgut entsorgt werden. Es gibt in Österreich auch keine Berichte über Tiere, die Plastik fressen und daran verenden. Nur 0,2% des Hausmülls sind Plastiktaschen.[1] In der Müllverbrennung entsteht aus den Plastiksackerln, die ein Haushalt in einem Jahr wegwirft, so viel CO2 wie bei 13 km Autofahren.

Was tun?

Natürlich ist jeder unnötige Müll zu vermeiden. Ein Mindestpreis für Plastiksackerln wäre daher zu begrüßen. Ein Verbot ist kontraproduktiv, weil Alternativen oft sogar eine schlechtere Ökobilanz haben. Ein Papiersackerl ist viel schwerer als ein dünnes Obstsackerl, und die Herstellung von Papier erfordert viel Energie sowie Chemikalien zur Verbesserung der Reißfestigkeit,[2] die trotzdem bei Nässe manchmal zu gering ist.

Laut der Deutschen Umwelthilfe wäre eine robuste Tragetasche aus recyceltem Kunststoff am umweltfreundlichsten.[3] Ein Papiersackerl belastet die Umwelt dreimal so viel und ein Stoffsackerl sogar 30 Mal so viel wie eine Plastik-Tragetasche aus Erdöl.[4] Wenn die Plastiktasche für 10 Einkäufe hält, müsste also die Papiertasche 30 Mal und das Stoffsackerl mindestens 300 Mal verwendet werden, bis auch nur Gleichstand in der Ökobilanz erreicht wird.

Wie ich z. B. Erdbeeren oder Kirschen ohne Plastikverpackung nachhause bringen soll, ist mir schleierhaft. Der auslaufende Saft verschmutzt Stofftaschen irreparabel und Papier hält oft nicht. Bioplastik ist auch nicht ökologischer. Kreislaufwirtschaft klingt zwar gut, aber in der Praxis wird Bioplastik kaum wiederverwertet. Kompostierbar wäre es nur in speziellen Anlagen, die es kaum gibt, und selbst dort entsteht aus dem alten Bioplastik kein Dünger, sondern lediglich Wasser und CO2. Besser: verbrennen und die Wärme nutzen.

Falsche Botschaft führt zu Verwirrung

Es tut mir weh, wenn in Folge der Plastikverteufelung Leute kein Bio-Obst mehr kaufen, nur weil es in einer dünnen Plastikfolie eingepackt ist. Die ist in der Ökobilanz im Vergleich zu den Umweltwirkungen der konventionellen Landwirtschaft vollkommen vernachlässigbar.

Supermärkte stellen auf Einweg-Glas um, weil viele glauben, das sei umweltfreundlicher als Plastikbecher. Wahr ist genau das Gegenteil.

Zeitschriften werden im Kuvert statt in einer dünnen Plastikfolie verschickt, obwohl ein Papierkuvert die Umwelt rund 20% mehr belastet.

Ein echtes Problem ist mikroskopisch kleines Plastik. Dieses passiert Kläranlagen und gelangt tatsächlich bis ins Meer.

Quellen

[1]
[2] SOL-Magazin, Frühjahr 2019 (PDF, 12 MB), S. 12
[3] Deutsche Umwelthilfe: Einweg-Plastik kommt nicht in die Tüte! (PDF, 3 MB), S. 2

Recycling-Tasche auf www.konsument.at/einkaufstasche zu kaufen

[4] Studie der Schweizer Eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) aus dem Jahr 2008 laut