Mario Sedlak
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Infozentrum der Kraftwerksgegner

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Bäume vor der Schlägerung

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Nach dem Bau kann man wieder spazieren.

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Ruhiger Stausee – nicht unbedingt vorteilhaft, wenn man dafür die Autobahn hört

Kritik am Murkraftwerk Graz-Puntigam

Vor allem Naturschützer lehnen das Murkraftwerk Graz-Puntigam ab. Aus umfassenderer Sicht spricht nicht so viel dagegen.

Wirtschaftliche Sinnhaftigkeit

Kritikpunkt Gegenargument
Weder die gesamte Investitionssumme, noch die Kosten pro Watt oder Kilowattstunde sind extrem hoch. Die meisten Ökostrom-Kraftwerke haben pro Kilowattstunde höhere Kosten (weshalb sie stärker gefördert werden).
Laut der Studie, aus der die Kraftwerksgegner zitieren, können die Investitionskosten in 50 Jahren zurückverdient werden, wenn der Kredit-Zinssatz max. 3,7%/Jahr beträgt.[1]
Der Speicherkanal ist so oder so notwendig. Die vorhandenen Kanäle sind zu schwach und laufen bei Regen in die Mur über. Das ist nicht mehr zeitgemäß und auch Gesetze verbieten, ungefiltertes Abwasser in Flüsse zu leiten, wenn das nach dem Stand der Technik vermeidbar ist.
Die Lebensdauer eines Wasserkraftwerks ist min. 100 Jahre; die von Solarzellen ca. 30 Jahre. Außerdem steht Solarstrom nicht so durchgehend zur Verfügung wie Wasserkraft, braucht daher mehr Netz- und Speicherkapazitäten. Grundsätzlich brauchen wir aber sowohl Solarstrom (und Windstrom etc.) als auch Wasserkraftwerke, wenn wir aus der Nutzung fossiler Energie aussteigen wollen.
  • Wenn so teure Kraftwerke gebaut werden, steigt der Strompreis.
Jedes neue Kraftwerk senkt den Strompreis. Die Zeiten, wo die E-Werke politisch ihre Kosten auf die Verbraucher abwälzen konnten, sind seit der Strommarkt-Liberalisierung 2001 vorbei.
Wir erzeugen immer noch 30% unseres Stroms in Wärmekraftwerken aus fossiler Energie. Wenn wir die Energiewende schaffen wollen, dürfen wir keine Potenziale leichtfertig verschenken.

Naturzerstörung

Kritikpunkt Gegenargument
  • Wir dürfen nicht alle Flüsse zubauen. Stattdessen muss Strom gespart werden.
Wir müssen Strom sparen und neue, umweltfreundliche Kraftwerke errichten.
Jedes Wasserkraftwerk hat negative Umweltwirkungen. Mitten in einer Stadt in einem kanalisierten Fluss kommen jedoch weniger seltene Arten als in abgelegenen, naturbelassenen Flussabschnitten vor. Daraus folgt: Wenn das Murkraftwerk Puntigam aus ökologischen Gründen abgelehnt wird, ist die Wasserkraft an allen Standorten abzulehnen.
  • In der Stadt machen Großkraftwerke keinen Sinn.
In der Stadt wird der erzeugte Strom gleich vor Ort verbraucht. Das erspart Netz- und Speicherkapazitäten. Solche dezentralen Kraftwerke sind also sehr sinnvoll.
  • Durch das Murkraftwerk Puntigam wird die grüne Lunge von Graz zerstört. Die Grazer wollen nicht in einer Stadt ohne Bäume leben!
Die Bäume und Sträucher werden nachgepflanzt. In 30 Jahren wird man kaum noch etwas von der einmaligen Abholzung merken. In Wien gibt es das Donaukraftwerk Freudenau. Dem Erholungswert schadete es nicht, eher im Gegenteil.
  • Bäume filtern Schadstoffe aus der Luft. Durch deren Abholzung sinkt die Luftqualität und wir werden krank.
Die Abgase von Gas- und Kohlekraftwerken machen die Menschen noch viel mehr krank. Diese Abgase werden durch Ökostrom vermieden, sind also bei der ökologischen Einschätzung des Murkraftwerks zu berücksichtigen.
  • Bis neue Bäume nachgewachsen sind, verlieren die Tiere ihr Zuhause.
Durch den Klimawandel werden viel mehr Tiere gefährdet, als wenn ein paar Bäume umgeschnitten werden. Die Bäume sind ersetzbar, aber aussterbende Arten können nicht wieder kommen.
Durch den Klimawandel gehen viel mehr wertvolle Flächen verloren und es kommt zu mehr Naturkatastrophen als durch lokale Baumfällungen.
Es ist eine bedenkliche Entwicklung, dass große Bauprojekte durch Bürgerinitiativen immer mehr an solche Orte verdrängt werden, wo es keine Anrainer gibt. Das sind leider gerade die aus Sicht des Umweltschutzes wirklich schützenswerten Gebiete.

Meine Meinung

Es ist falsch, sich an jeden Baum zu ketten und dabei die großen ökologischen Zusammenhänge zu vergessen! Wenn wir alles verhindern, gibt es nie eine Energiewende.

Die Liebe für das Bestehende ist verständlich. Aber wir sollten nicht aus Angst vor Veränderungen jeden Eingriff ablehnen. Ich bin überzeugt, dass auch eine so große Baumaßnahme nur vorübergehend gewöhnungsbedürftig ist.

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Wärmekraftwerke

Siehe auch

Quellen

[1] E3 Consult: Bewertung der wirtschaftlichen Perspektiven des Projekts Murkraftwerk Graz (PDF, 1 MB), S. 16 (im PDF S. 18)

Seite erstellt am 16.2.2017 – letzte Änderung am 19.1.2020