Mario Sedlak
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Murkraftwerk Graz-Puntigam in Bau (2018)

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Murkraftwerk Gössendorf – So ähnlich wird das Murkraftwerk Puntigam aussehen.

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Höhe der geplanten Staumauer

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Mur mit den Bäumen, die sterben mussten

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Diese Wiese wurde für 2–3 Jahre zu einer Baustelle (oben).

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Bauarbeiten für die ähnlichen Murkraftwerke Gössendorf und Kalsdorf

Murkraftwerk Graz-Puntigam

Auf Höhe des Grazer Stadtteils Puntigam wird ein Wasserkraftwerk gebaut, das die Mur bis zum Zentrum der Stadt (Hauptbrücke) aufstauen wird.

Geplante Leistung: 17,7 MW

Erwartete Erzeugung: 82 GWh/Jahr

Mit dem Bau wurde 2017 begonnen. Bauende: 2019

Das Kraftwerk ist als reines Laufkraftwerk geplant, d. h. es wird immer so viel Strom erzeugt wie Wasser zufließt – unabhängig vom Bedarf. (Dies entspricht einer Auflage aus der Umweltverträglichkeitsprüfung, die einen konstanten Pegel vorschreibt.[1] An der Enns ist ein Schwellbetrieb erlaubte und bewährte Praxis.)

Umweltwirkungen

Für die Erzielung einer Fallhöhe von 9,65 m ist auf rund 1,1 km Länge ein neuer, bis zu 3,3 m hoher Damm nötig. Rund 4000[2]16 500 Bäume müssen gefällt werden.

Wie bei allen Wasserkraftwerken nach gängiger Bauart entsteht durch den Stau fast ein stehendes Gewässer. In diesem können die meisten Fischarten nicht überleben.[3] Siehe Umweltwirkungen von Wasserkraftwerken für weitere häufige Probleme

Durch Wiederaufforstungen und das Anlegen von Biotopen sollen die negativen Umweltwirkungen des Kraftwerks ausgeglichen werden.

Kosten

Die Errichtungskosten des Murkraftwerks Graz-Puntigam werden mit 80109[4] Millionen € angegeben. Das entspricht 4,5–6,1 €/W, was über dem Durchschnitt vergleichbarer Wasserkraftwerke ist. Abzüglich Förderungen in Höhe von 9,5 Millionen € verbleiben Kosten von rund 90 Millionen €.

Wirtschaftlichkeit

Bei Nettoeinnahmen von 20 €/MWh rechnet sich das Kraftwerk frühestens nach 50 Jahren. Laut einer Studie, die die Kraftwerksgegner beauftragt haben, rechnet sich das Kraftwerk tatsächlich in 50 Jahren, wenn die nötigen Kredite einen Zinssatz von max. 3,7%/Jahr haben.[5] Beim derzeitigen Niedrigzinsniveau erscheint mir so ein Zinssatz realistisch.

Meine Meinung

Das Murkraftwerk Graz-Puntigam beeinflusst ausschließlich das Stadtgebiet Graz. Wo könnten die Umweltwirkungen eines Wasserkraftwerks geringer sein als mitten in einem Ballungsraum, wo der Fluss ohnehin bereits reguliert ist und die Natur alles andere als unberührt ist? Dass es vorübergehend weniger Bäume in Graz gibt, ist aus Sicht des Umweltschutzes nicht tragisch. Hier unterscheiden sich Umweltschützer von Naturschützern, die jegliche Natur lieben und erhalten möchten, egal welche Bedeutung sie für das große ökologische Gefüge hat. Deswegen zählen zu den Kraftwerksgegnern hauptsächlich Naturschutzorganisationen.

Selbstverständlich brauchen wir weitere Ökostrom-Kraftwerke. Von 100% Ökostrom sind wir noch weit entfernt. Das Murkraftwerk Graz-Puntigam bringt uns der Energiewende zwar nur einen winzigen Schritt näher und kostet relativ viel, aber mit dem Kostenargument müsste man jeglichen Ökostrom-Ausbau stoppen, denn Wind- und Sonnenstrom sind noch viel teurer.

Eher zu hinterfragen ist meines Erachtens, warum das Kraftwerk nicht zum Ausgleich von Schwankungen vorgesehen wird. Ein konstanter Betrieb ohne Rücksicht auf den aktuellen Bedarf wird in Zukunft, bei steigendem Anteil von Wind- und Sonnenstrom, immer problematischer. Auch wenn nur wenig Strom verschoben werden kann, sollte möglichst viel erzeugt werden, wenn der Strompreis hoch ist, und möglichst wenig, wenn er tief ist. Das würde außerdem die Wirtschaftlichkeit verbessern.

Weiter

Kritik am Murkraftwerk Graz-Puntigam

Siehe auch

Weblinks

Quellen

[1] Land Steiermark: Genehmigungsbescheid für das Murkraftwerk Graz (PDF, 5 MB), Umweltverträglichkeitsprüfung, 20.8.2012, S. 33 – "Es muss immer so viel Wasser aus dem Stauraum an das Unterwasser abgegeben werden, wie vom Oberwasser her zufließt. Somit ist ein Schwellbetrieb nicht gestattet."
[2] Energie Steiermark in Fragen von Bürgern zum Murkraftwerk Graz-Puntigam (PDF, 2 MB), 20.5.2011, S. 13
[3]
[4] Energie Steiermark: Geschäftsbericht 2013 (PDF, 2 MB), S. 15 (im PDF S. 18)
[5] E3 Consult: Bewertung der wirtschaftlichen Perspektiven des Projekts Murkraftwerk Graz (PDF, 1 MB), S. 16 (im PDF S. 18)

Seite erstellt am 10.11.2016 – letzte Änderung am 19.1.2020