Anekdotische Argumente für Chemtrails

Flugzeuge beim „Zusprühen“ des Himmels
Anekdotische Argumente
Es gibt zwar viele Berichte (u. a. in Stetter 2004) über Flugzeuge, die scheinbar mit gezielten Manövern den Himmel „zusprühen“, aber keine konkrete Liste von solchen „eigenartigen“ Flügen, obwohl die Identifikation von gesichteten Flugzeugen relativ leicht z. B. auf www.flightradar24.com möglich wäre. Die Deutsche Flugsicherung GmbH kennt jedenfalls keine „auffälligen Flugbewegungen“, die mit geheimen Sprühaktionen zu tun haben könnten.[1]
„Nach intensiven ganztägigen wolkenbildenden Flugtagen klagen zunehmend mehr Menschen auch in Sachsen über Atembeschwerden, brennende Augen, Schwindel, Schwächegefühle, Herz/Kreislaufbeschwerden und teilweise Bewusstseinstrübungen“, behauptete der mittlerweile verstorbene NPD-Abgeordnete Winfried Petzold in einer parlamentarischen Anfrage an die sächsische Landesregierung.[2] Diese antwortete, dass von einer Häufung derartiger Krankheitssymptome nichts bekannt ist.
Aufgrund von „außergewöhnlichen Wetterbedingungen in Österreich“ fragten Abgeordnete der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) den Umweltminister, was er gegen die „Wettermanipulation durch Chemikalien“ in Form von „Chemtrails“ unternehme. Nachdem dieser „keine wie auch immer gearteten Hinweise auf die tatsächliche Durchführung solcher Versuche“ gefunden hatte, fragten FPÖ-Parlamentarier beim Verteidigungsminister an. Dieser antwortete, dass alle bisher beobachteten atmosphärischen Phänomene durch bekannte, natürliche Vorgänge erklärt werden können.

In Feuerwerk sorgen Bariumverbindungen für grünes Licht.
Auf Chemtrail-Websites wird behauptet, dass im Schnee und Regenwasser drastisch hohe Mengen von Aluminium und Barium gefunden wurden. Dazu teilte das Umweltbundesamt auf Anfrage eines Bürgers mit, dass der Behörde keine derartigen Analyseergebnisse bekannt sind. Das Amt verwies auf mögliche Verfälschungen des Messwertes durch Ort und Art der Probeentnahme, das Behältnis, in dem die Probe aufbewahrt wurde, ferner durch Konservierung und Lagerung bis zur Analyse sowie eine ungeeignete Messmethode. Ohne Blindwerte und Qualitätsmanagement sind die Ergebnisse nicht belastbar. Aluminium-Konzentrationen werden von Umweltbehörden und Wissenschaftlern immer wieder gemessen. Barium-Konzentrationen steigen durch das Abbrennen von Feuerwerkskörpern, die Bariumsalze zur Erzeugung von grünen Farbeffekten enthalten. Grenzwertüberschreitungen sind in Flüssen örtlich begrenzt und lassen sich z. B. eingeleiteten Abwässern aus Bergbaubetrieben zuordnen. In Zürich wurden 2008 in der Luft 0,4–1,3 mg Aluminium pro Kubikmeter Luft gemessen, wobei der größere Wert in der Nähe eines Bahnhofs auftrat (verursacht durch Abrieb).[3] Auch natürlicher Gesteinsstaub enthält größere Mengen Aluminium und Barium, da beide Elemente relativ häufig vorkommen. Solche Staubkörner fungieren als Kondensationskeime für Regentropfen. Weitere Teilchen können während des Falls aus der Wolke bis zum Auftreffen auf der Erde eingesammelt werden. Daher ist frisch gefallener Regen keineswegs reines Wasser. Die Häufigkeit von Aluminium und Barium vereitelt auch den Nachweis von Chemtrails in Bodenproben, denn von Flugzeugen versprühte Stoffe würden sich über ein riesiges Gebiet verteilen und nur zu vergleichsweise winzigen Zusatzeinträgen im Boden führen.

Statikentlader an einem Flugzeugflügel
Anonyme Informanten sollen von geheimen Umbauten in Flugzeugen berichtet haben. Z. B. habe ein Flugzeugmechaniker, der seinen Namen nicht nennen will, in den Abwasseranlagen von Flugzeug-WCs versteckte Tanks gefunden, von denen Rohre zu präparierten „Blitzableitern“ (sog. Statikentladern) an den Flügeln gingen. Das Umweltbundesamt weist darauf hin, dass eine solche Ausstattung aufgrund der strengen Sicherheitsvorschriften in der zivilen Luftfahrt nicht unbemerkt bleiben würde. Die für Sprüheinsätze umgerüsteten Flugzeuge müssten „ein technisch aufwändiges sowie kostspieliges Zertifizierungsverfahren durchlaufen, das von den Aufsichtsbehörden umfassend geprüft würde“, erläutert das Schweizer Bundesamt für Zivilluftfahrt (BAZL).[4] Dem Amt ist weder ein solcher Umbau noch eine Zertifizierung für die Beigabe von Aluminiumoxid oder ähnlichen Substanzen zum Flugzeugtreibstoff bekannt. Wäre der Treibstoff mit geheimen Chemikalien versetzt, würden diese auch schon am Boden von den Flugzeugtriebwerken ausgestoßen werden und ließen sich somit leicht nachweisen.
Trotz der großen Zahl von Mitwissern, die es bei einer echten Chemtrail-Verschwörung geben müsste, hat sich bis heute kein glaubwürdiger Kronzeuge gemeldet. Edward Snowden hat nichts über Chemtrails gesagt. Ein Bericht, wonach Snowden die Existenz eines Chemtrail-Projekts bestätigt habe, war eine Satire, die viele Anhänger der Verschwörungstheorie geglaubt haben und teilweise heute noch glauben. Häufig verweisen sie auch auf den ehemaligen FBI-Chef Ted Gunderson. Dieser soll bestätigt haben, dass die Chemtrails, welche er „Todesstreifen“ nannte, über den USA, England, Schottland, Irland und Nordeuropa versprüht werden. Bemerkenswert ist allerdings, dass Gunderson schon 1979 in Pension ging – lange bevor es die ersten Chemtrails gegeben haben soll. Außerdem glaubte er an allerlei Verschwörungstheorien. Konkrete Beweise legte er nie vor.
Der US-Politiker Dennis Kucinich soll Einblick in vertrauliche Militärunterlagen gehabt haben und dann öffentlich zu dem Schluss gekommen sein, dass es Chemtrails wirklich gibt. Das ist jedoch falsch. Er hat lediglich einmal einen obskuren, von 2 UFO-Fanatikern verfassten Gesetzesentwurf eingebracht, der neben Waffen von Außerirdischen, militärischer Erdbebenerzeugung und Ähnlichem in einem Entwurf auch Chemtrails erwähnt.
Auch vom grünen EU-Abgeordneten Werner Schulz und der ehemaligen Umweltministerin von Niedersachsen, Monika Griefahn, wird häufig behauptet, sie hätten zugegeben, dass Geoengineering bereits stattfindet. Die beiden Politiker weisen das jedoch zurück. Es gibt auch keine anderen Politiker, geschweige denn Regierungen, die das Versprühen von Chemikalien mittels Flugzeugen „eingestanden“ haben. Davon zu unterscheiden sind Politiker, die an Chemtrails glauben oder sie für möglich halten, wie z. B. der CDU-Politiker Martin Bäumer, der 2015 im niedersächsischen Landtag eine Anfrage bezüglich der Existenz oder Nichtexistenz von Chemtrails einbrachte.
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Quellen