Mario Sedlak
Mathematik
Wissenschaft
Hauptthemen
Neue und erweiterte Seiten

Mengen als Grundlage der Mathematik

Jedes mathematische Objekt kann immer als Menge oder echte Klasse [= „zu große“ Menge] betrachtet werden. Die Eigenschaften des Objekts können dann in der Sprache der Mengenlehre ausgedrückt werden. Jede mathematische Aussage kann in der Sprache der Mengenlehre formalisiert weren, und jeder mathematische Satz kann nach den Regeln der Logik erster Ordnung, ausgehend von den Axiomen der Mengenlehre ZFC oder einer Erweiterung von ZFC, hergeleitet werden. In diesem Sinne ist die Mengenlehre die Grundlage der Mathematik.[1]

Die grundlegenden mathematischen Objekte können wie folgt als Mengen aufgefasst werden:

mathematisches Objekt mengentheoretische Definition Alternativen
natürliche Zahlen 0 = ∅

1 = {0}
2 = {0, 1}
...
n = {0, 1, ..., n – 1}
(Von-Neumann-Darstellung)

0 = ∅

1 = {∅}
2 = {{∅}}
3 = {{{∅}}}
...
(Zermelo-Darstellung)

Ordinalzahlen α = Menge aller kleineren Ordinalzahlen (Von-Neumann-Darstellung) (Die Zermelo-Darstellung lässt sich nicht auf Ordinalzahlen erweitern, weshalb sie kaum benutzt wird.)
geordnetes Paar (a, b) = {a, {a, b}}
  • {{a}, {a, b}} (Kuratowski-Darstellung; funktioniert auch ohne Fundierungsaxiom.)
  • {{{a}, 1}, {{b}, 2}} (Hausdorff-Darstellung)
  • weitere
Tripel (a, b, c) = ((a, b), c)
kartesisches Produkt A × B = {(a, b) | (aAbB)}
Relationen a steht in Relation zu b ⇔ (a, b) ∈ RA × B (D. h. Relationen sind Teilmengen des kartesischen Produkts.)
Funktion Menge geordneter Paare mit bestimmten Eigenschaften (D. h. Funktionen sind spezielle Relationen.)
Folge (an)n∈ℕ = Funktion von ℕ
geometrische Objekte Ebene = ℝ2

geometrische Figur = Teilmenge von ℝ2

Raum = ℝ3

geometrischer Körper = Teilmenge von ℝ3

Graphen
  • Menge von Knoten und
  • Menge von Kanten
  • Kante = Menge von 2 Knoten

Die mengentheoretische Definition von natürlichen Zahlen und geordneten Paaren wird in der Praxis kaum benutzt. Sie ist nur wichtig, um zu zeigen, dass alle mathematischen Objekte in der Sprache der Mengenlehre streng definiert werden können. Man braucht also keine weiteren „Grundannahmen“.

Unerwartete Probleme könnte es geben,

In der Praxis treten solche Mengen jedoch nicht auf. (Und wenn doch, kann man z. B. Zahlen z als (0, z) hinzufügen und Mengen M von Zahlen als (1, M). Dann kommen sich die beiden Arten von Elementen sicher nicht mehr „in die Quere“.)

Weitere Definitionen

Aufbauend auf obigen grundlegenden Definitionen kann man festlegen:

mathematisches Objekt mengentheoretische Definition Alternativen
ganze Zahlen geordnete Paare natürlicher Zahlen, wobei (n, m) = (p, q) sein soll, wenn n + p = m + q ist

D. h. man bildet Äquivalenzklassen.
(n, m) = nm

rationale Zahlen geordnete Paare einer ganzen und einer natürlichen Zahl größer als 0, wobei (g, n) = (h, m) sein soll, wenn g·m = h·n ist

D. h. man bildet Äquivalenzklassen.
(g, n) = g/n

reelle Zahlen Folgen rationaler Zahlen; das n-te Glied ist gleich den ersten n Dezimalstellen der reellen Zahl.
  • Äquivalenzklassen von Folgen rationaler Zahlen, deren Glieder einander beliebig nahe kommen und nahe bleiben (Cauchy-Folgen)
  • Paare (A, B) von Mengen rationaler Zahlen, die zusammen
    • alle rationalen Zahlen enthalten und
    • jedes Element von A ist kleiner als jedes Element von B und
    • A hat kein größtes Element (z. B. A = alle rationalen Zahlen, deren Quadrat kleiner als 2 ist – entspricht dann der reellen Zahl √2)

    (Dedekind-Schnitte)

komplexe Zahlen geordnete Paare reeller Zahlen (Realteil und Imaginärteil), deren Multiplikation so definiert wird, dass i2 = −1 ist

Philosophisch

Vielleicht fragst du dich:

Antwort: Mathematik und Wirklichkeit dürfen nicht vermischt werden. In der Mathematik ist das wahr, was wir als wahr annehmen oder was aus diesen Annahmen folgt.

Ich unterscheide nicht zwischen mathematischen Objekten, die bis auf die Bezeichnung gleich sind. Daher ist es für mich dasselbe, wenn eine Teilmenge des ℝ2 eine Figur ist oder diese codiert.

Beispiel

Als Student habe ich nicht verstanden, wieso der Professor V2 als abstrakte „Menge aller Vektoren der Ebene“ von ℝ2 unterscheidet, und ich sehe heute noch keinen Nutzen darin. Rechnen kann man ja in V2 nicht (da die Vektoren in dieser abstrakten Menge keine Koordinaten haben), sondern nur in ℝ2.

Weiter

Vorteile von Mengen als Grundlage der Mathematik

Weblinks

Detaillierter über die Grundlagen der Mathematik (in Englisch):

Quellen

[1] Stanford Encyclopedia of Philosophy, Artikel „Set Theory“, Abschnitt „Set theory as the foundation of mathematics“ – „Any mathematical object whatsoever can always be viewed as a set, or a proper class. The properties of the object can then be expressed in the language of set theory. Any mathematical statement can be formalized into the language of set theory, and any mathematical theorem can be derived, using the calculus of first-order logic, from the axioms of ZFC, or from some extension of ZFC. It is in this sense that set theory provides a foundation for mathematics.“

Seite erstellt am 24.10.2025 – letzte Änderung am 25.10.2025