Geoengineering
Wie der Klimawandel zeigt, kann der Mensch die ganze Erde umgestalten. In diesem Fall ist das allerdings nicht gewollt und kann verheerende Folgen haben.
Die Idee von Geoengineering ist, die Erde gezielt zu verbessern. Insbesondere soll das Erdklima wieder ins Lot gebracht werden (wofür zuweilen der präzisere Begriff "Climate-
Vorteile
- Alternative zur Reduktion von Treibhausgas-
Emissionen und Anpassung an den Klimawandel - rasch wirksame Notfallmaßnahme
Nachteile
- keine erprobte Technologie
- Folgen unkalkulierbar (wie selbst Befürworter zugeben)
- könnte Anreiz zu nachhaltigen Lösungen verringern
Vorgeschlagene Maßnahmen
Abschirmung von Sonnenstrahlen
- Schwefel in die hohe Atmosphäre (wo es nie Wolken gibt) einbringen – Passiert auch natürlich durch große Vulkanausbrüche, daher ist die Wirkung relativ gut gesichert. Der Aufwand wäre verlockend gering. Der Schwefel würde jedoch auch die Ozonschicht angreifen. Alternativen:
- Aluminium statt Schwefel – Ist bis jetzt nur eine Idee.
- Titandioxid – Wird anscheinend auch noch nicht ernsthaft diskutiert.
- Nanopartikel aus Aluminium- und Bariumverbindungen könnten in einer Höhe von 40–
50 km dauerhaft schweben. – Durchgerechnet, aber experimenteller Beweis fehlt - Metallstaub als Treibstoffzusatz für Flugzeuge – Patentiert, beruht aber auf Denkfehlern, und ich bezweifle, dass die Flugzeugturbinen den Zusätzen standhalten würden.
- Wolken heller machen – Ähnlich wie bei der globalen Verdunkelung durch mehr Schwebstoffe, z. B. Salzkristalle aus Meerwasser, aber relativ aufwendig und unklar, ob es funktioniert
- Flächen weiß streichen – Bringt viel zu wenig.
- Sonnenschirme im Weltraum – Utopisch, da astronomisch teuer
Die mittlere Temperatur könnte man mit diesen Maßnahmen wohl senken, aber damit wäre nicht alles ok:
- Das gedämpfte Sonnenlicht würde zu weniger Niederschlag und einer Verschiebung von Regen- und Trockengebieten führen – wie in Folge der globalen Verdunkelung.
- Hilft nicht gegen die Versauerung der Meere.
Hinzu kommen folgende Nachteile:
- unberechenbar – Theoretische Modelle sind noch viel zu schlecht für eine verlässliche Voraussage der Wirkungen.
- schwer zu testen – Versuche im kleinen Rahmen liefern kurzfristig keinen messbaren Effekt.
- müsste praktisch für immer fortgeführt werden – daher langfristig teurer als ursächliche Bekämpfung des Klimawandels
Erhöhung der Abstrahlung
Hohe, dünne Wolken reflektieren i. A. weniger Sonnenlicht ins All als Wärmestrahlen zurück zur Erdoberfläche. Wenn man sie auflöst, hat das daher im Durchschnitt kühlende Wirkung. "Impft" man sie mit kleinen Partikeln, könnten sie schneller abregnen. Dieses Impfen könnten gewöhnliche Verkehrsflugzeuge nebenbei übernehmen. Pro Flug müssten sie nur wenige Kilogramm ausbringen. Es wäre aber mit noch größeren Nebenwirkungen auf das Wetter als bei der Abschirmung von Sonnenstrahlen zu rechnen.[1]
Entfernung von Kohlendioxid
- Meer düngen – Die Idee war, dass durch den Dünger (z. B. Eisen) die Algen üppiger sprießen, dabei Kohlendioxid aufnehmen und an ihrem Lebensende mitsamt diesem auf den Meeresgrund sinken, wo es dauerhaft der Atmosphäre entzogen wäre. Bei Versuchen stellte sich aber heraus, dass Tiere 99% der Algen fressen. Die Methode taugt also eher zur Fischzucht (und als Beispiel dafür, wie wenig wir von den ökologischen Kreisläufen bis jetzt verstehen).
- Meer kalken oder mit anderen fein gemahlenen Mineralien, die Kohlendioxid binden, versetzen – Würde auch die Versauerung bekämpfen, aber gigantische Mengen von Gesteinsmehl erfordern (annähernd so viel wie heute Kohle gefördert wird) und lokal, beim Ausbringen, den Organismen schaden.[2]
- Meer durchmischen, sodass es mehr Kohlendioxid aufnimmt – Nicht praktikabel[3]
- künstliche Bäume, die Kohlendioxid aus der Luft filtern – Absurd, denn Kohlendioxidabscheidung bei Kraftwerken etc. wäre viel effizienter
- Biomasse dem Kreislauf entziehen (z. B. unter Luftabschluss vergraben) – Erst sinnvoll, wenn weltweit keine fossile Energie mehr ausgegraben wird
Kosten
Die Schätzungen, was Geoengineering kosten würde, gehen weit auseinander. Häufig wird vernachlässigt, dass die Preise der benötigten Materialien unausweichlich steigen werden, wenn riesige Mengen gekauft werden.[4]
Meine Meinung
Geoengineering ist so, wie wenn man ein brennendes Haus nicht löscht, sondern die Wände mit Asbest auskleidet, sodass man in den nicht brennenden Zimmern weiter wohnen kann – ein gefährliches Spiel mit dem Feuer.
Die Vorgänge auf der Erde lassen sich auf absehbare Zeit nicht in der nötigen Genauigkeit simulieren und schon gar nicht unter Kontrolle halten. Erst wenn die Modelle so gut werden, dass man exakt vorhersagen kann, was durch einen Eingriff passiert, wäre eine seriöse Risikoabschätzung möglich. Ich habe aber keine Hoffnung, dass sich die gezielte Klimabeeinflussung als ideale Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels entpuppt, denn jede Veränderung an einem komplexen System hat neben erwünschten auch unerwünschte Wirkungen.
Weitere Forschungen sollten sich auf die Verbesserung der Modelle konzentrieren. Großflächige Versuche sind abzulehnen.
Meine Befürchtung
Wenn der Klimawandel weiterhin ungebremst voranschreitet und die Folgen unerträglich werden, dann wird man Verzweiflungsmaßnahmen wie Geoengineering einsetzen, auch wenn das riskant ist. Entweder verursacht das mehr Schaden als Nutzen und wird bald wieder aufgegeben oder die Erde wird endgültig zu einem Planeten, der von Technik anstatt Natur dominiert wird. Zu einem Leben mit der Natur, mit Artenvielfalt, mit der Möglichkeit, unberührte Natur zu erleben und zu erforschen etc. könnten wir dann nie mehr zurückkehren. Das werden wir bereuen.
Weiter
Weblinks
- Deutsches Umweltbundesamt: Geo-
Engineering – wirksamer Klimaschutz oder Größenwahn? (PDF, 48 Seiten) – Kompakte Übersicht und Bewertung der möglichen Geoengineering-Methoden auf S. 12– 30 (im PDF S. 13– 30) - Kiel Earth Institute: Gezielte Eingriffe in das Klima? Eine Bestandsaufnahme der Debatte zu Climate Engineering (PDF, 189 Seiten), Studie im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2011 – Ausführlicher
Quellen
[1] | Kiel Earth Institute: Gezielte Eingriffe in das Klima? Eine Bestandsaufnahme der Debatte zu Climate Engineering (PDF, 5 MB), Studie im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2011, S. 46f. (im PDF S. 54f.) |
[2] | Deutsches Umweltbundesamt: Geo- |
[3] | Deutsches Umweltbundesamt: Geo- |
[4] | Kiel Earth Institute: Gezielte Eingriffe in das Klima? Eine Bestandsaufnahme der Debatte zu Climate Engineering (PDF, 5 MB), Studie im Auftrag des deutschen Bundesministeriums für Bildung und Forschung, 2011, S. 63 (im PDF S. 71) |