Kritik an Pumpspeicherkraftwerken
Pumpspeicherkraftwerke brauchen einen möglichst großen Stausee. Wenn so einer angelegt wird, ist das zweifellos ein erheblicher Eingriff in das Biotop.
Heftig kritisiert werden Pumpspeicherkraftwerke aber auch aus anderen Gründen. Man sagt:
- Sie sind "Energievernichter", weil ja die Stromspeicherung mit ihnen nur einen Wirkungsgrad von 60–
80% hat. - Sie sorgen dafür, dass "schmutzige" Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke auch in der Nacht nicht abschalten müssen.
Schlussfolgerung vieler Umweltschützer:
- Die Betreiber von Pumpspeicherkraftwerken machen durch Einkauf von billigem Nachtstrom und Verkauf von teurem Strom untertags Riesengewinne "auf Kosten der Umwelt".
- Pumpspeicherkraftwerke werden nur aus Profitgier errichtet.[1]
- "Wir brauchen keine neuen atomstrombetriebenen Pumpspeicherkraftwerke."
Entgegnung
Die Argumente obiger Umweltschützer machen nur Sinn, wenn man annimmt, dass Atomkraftwerke und Wärmekraftwerke jederzeit problemlos abgeschaltet werden können, so wie man einen Automotor im Handumdrehen stoppen kann. Das ist jedoch nicht der Fall:
- Dampfkraftwerke brauchen Stunden, um zwischen voller Leistung und Stillstand zu wechseln.
- Jeder solche Wechsel reduziert die Lebensdauer des Kraftwerks.
- Bei geringerer Leistung sinkt der Wirkungsgrad.
Und was ist die Alternative, wenn man Pumpspeicherkraftwerke rigoros ablehnt?
- Wäre es sinnvoll, Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke in der Nacht abzudrehen und dafür mehr solche Kraftwerke zu bauen? Wenn der Strom nicht in der Nacht gespeichert wird, fehlt er ja untertags.
- Nur Gaskraftwerke lassen sich leicht abschalten und hochfahren – aber nur dann, wenn sie keine Dampfturbine haben. Ohne Dampfturbine sind sie allerdings genauso ineffizient wie ein Pumpspeicherkraftwerk. Es wäre also nichts gewonnen. Außerdem wäre es aus Gründen der Versorgungssicherheit keine gangbare Alternative, allein auf Gas zu setzen.
- Ist es umweltfreundlich, wenn Kraftwerkskomponenten häufig ausgetauscht werden müssen? (Siehe Graue Energie)
- Wenn um 3 Uhr früh eine Wetterfront etwas früher als erwartet durchzieht, sodass die Windkraftwerke in Österreich mehrere 100 MW Überschuss im Stromnetz verursachen – wohin dann damit, außer zu einem Pumpspeicherkraftwerk, das binnen weniger Minuten seine volle Leistung aufnehmen kann?
Also die häufig vorgebrachten Kritikpunkte an Pumpspeicherkraftwerken sind meines Erachtens unhaltbar. Sie beruhen anscheinend auf Unkenntnis oder auf dem Kampf gegen alle großen, "zentralistischen"[2] Kraftwerksprojekte (als ob kleine, dezentrale Kraftwerke prinzipiell besser wären).
Weiter
Siehe auch
- Umweltwirkungen je nach Tageszeit des Stromverbrauchs – Ein Tipp zur Nachahmung speziell für Leute, die gegen Pumpspeicherkraftwerke sind
- Stromkennzeichnung von Pumpspeicherkraftwerken – Es ist auch nicht wahr, dass Pumpspeicherkraftwerke zum "Sauberwaschen" von "schmutzigem" Strom verwendet werden können.
Quellen
[1] | Heini Glauser für den WWF Schweiz: Pumpspeicherung, CO2 und Wirtschaftlichkeit (PDF, 3 MB), 2004, S. 30 |
[2] | Heini Glauser für den WWF Österreich: Ausbau Speicherkraftwerk Kaunertal und Erweiterung auf Pumpspeicherung (PDF, 1 MB), 2012, S. 9 |