Fahrradschloss
Ungesichert wird jedes Fahrrad rasch gestohlen. Ich hänge mein Rad daher immer, wenn ich es auch nur kurz verlasse, an einen festen Gegenstand. Aber nicht alle Schlösser bieten den gleichen Schutz:
- Die billigsten lassen sich mit einer besseren Zange in einer Sekunde durchzwicken. Ich hab mal eines selbst mit einer Geflügelschere durchtrennt, weil das Schloss nicht mehr aufging.
- Bügelschlösser zählen zu den besten, aber auch da gibt's große Unterschiede. Mein Abus Sinus wurde anscheinend mit einem Wagenheber oder Spreizer aufgehebelt. Ich wusste gar nicht, dass das möglich ist.
Daraufhin suchte ich nach einem besseren Schloss. Das war überraschend schwierig:
- In Geschäften fand ich nur eine kleine, scheinbar zufällige Auswahl an Schlössern vor. Die Verkäufer konnten mir weder alle meine Fragen beantworten noch gab es die Möglichkeit, ein Schloss auszuprobieren.
- Im Internet fand ich kaum Erfahrungsberichte oder konkrete, sachkundige Empfehlungen. Vergleichsseiten und Internet-
Händler haben dürftige, oft sogar falsche Informationen in ihren Datenbanken. Häufig wird einem einfach eine Liste von Modellbezeichnungen hingeknallt, als ob man sich anhand dieser für ein Modell entscheiden könnte. - Die Herstellerangaben sind bruchstückhaft und oft nicht nachvollziehbar. Abus hält z. B. geheim, wie viel Zugkraft seine Bügelschlösser aushalten. Konkurrent Trelock veröffentlicht dies, dafür ist nirgends ersichtlich, wie schwer die Schlösser sind, und auf eine Kontaktanfrage reagierte Trelock nicht.
Hilfreich für meine Kaufentscheidung waren:
- Testberichte der Stiftung Warentest – Diese sind glaubwürdiger als Tests von Fahrradzeitschriften oder Websites.
- Liste von Schlössern, die vom ADFC zertifiziert wurden
Letztlich entschied ich mich für zwei Schlösser:
- Bügelschloss Trelock BS 550 um 62 € – Hält laut Hersteller eine Kraft bis 60 kN (= Gewichtskraft von 6 t) aus und gehört damit zur zweithöchsten Stufe dieser Modellreihe, die in Tests immer gut abschnitt (wenngleich in der Kunststoffummantelung giftige Chemikalien gefunden wurden).[1]
- Panzerkabelschloss Abus Ivera Steel-
O- um 42,30 € – Zwar bei der Aufbruchsicherheit laut Stiftung Warentest deutlich schlechter als das Abus Iven Steel-Flex 7200/110 O- , aber dafür auch nur halb so schwer (835 g).[2]Flex 8200/110
Vorteile von zwei Schlössern:
- Zum Knacken von Bügelschlössern braucht man andere Werkzeuge als für ein Panzerkabelschloss. Es ist unwahrscheinlich, dass der Dieb beide bei sich hat und selbst wenn, macht er sich hoffentlich nicht die Mühe. Diese Empfehlung habe ich von der Stiftung Warentest. Die Händler, denen ich in Wien und im Internet begegnet bin, sind da verblüffend unbewandert – sonst schwatzen sie einem gerne auch unnötige Dinge auf.
- Falls ich ein Schloss nicht richtig zusperre oder dieses versagt, sichert noch das andere mein Rad.
- Ich kann Vorder- und Hinterrad gegen Abmontieren schützen.
Weitere Kaufkriterien:
- Ich wählte zwei verschiedene Hersteller, um die Chance, dass beide Schlösser die gleiche (derzeit noch unbekannte) Schwachstelle haben, zu minimieren.
- Da ich mein Rad auch über Nacht draußen lasse, brauche ich hohe Sicherheit.
- Gegen die höchste Sicherheitsstufe spricht das Gewicht.
Mit dem richtigen Werkzeug bekommt man natürlich jedes Schloss auf. Auch die besten halten z. B. einer Trennscheibe (Winkelschleifer, "Flex") nicht stand.[3] Ein mittelmäßiges Schloss ist in 8 Sekunden durchtrennt; ein gutes hält mehr als 3 Minuten stand.[4]
Erfahrung
2018 ging mein damals 3 Jahre altes Panzerkabelschloss von Abus plötzlich nicht mehr auf! Sprays und dergleichen halfen nichts. Ich musste es mit einer Flex aufsägen und ein neues kaufen. Es sollte ein Verdeck am Schloss haben, damit es nicht wieder so schnell ausfällt.
Zuerst probierte ich ein Panzerkabelschloss um 12,99 € aus dem Baumarkt. Ich bemerkte jedoch, dass sich der "Panzer" mit der Hand wegbiegen lässt und somit wirkungslos ist. Deswegen gab ich es zurück.
Danach bestellte ich bei Fahrrad.de das Panzerkabelschloss Trelock PK 560/100/26, das angeblich 499 g wiegt. Als ich es erhielt, wog es jedoch 1,5 kg, weshalb ich es umgehend zurückschickte.
Nach langer Suche kaufte ich – weil ich nichts Besseres fand – ein Panzerkabelschloss von Masterlock um 16,99 € bei Interspar. Es hat Sicherheitsstufe 7 von 10 und angeblich eine "lebenslange limitierte Garantie". Modellbezeichnung: 8228 1M/18
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Siehe auch
- Tipps zum Kauf eines Fahrradschlosses – Hier erörtere ich alle gängigen Typen von Schlössern mit ihren Vor- und Nachteilen.
- Tipps zur Vermeidung eines Fahrraddiebstahles – Wenn man das Fahrradschloss richtig benutzt, erschwert man den Knackern die Arbeit. Auch das erfährt man nicht von den Herstellern ...
Weblinks
- Mein Schlösser-
Aufbruchstestbericht in der Fahrradzeitschrift Drahtesel, 4/2019 – Bestätigte die Faustregel, dass billige/leichte Schlösser nichts taugen.
Quellen
[1] | Stiftung Warentest: Test, 4/2013, S. 79 |
[2] | Stiftung Warentest: Test, 4/2013, S. 80 |
[3] | Fahrrad- |
[4] | Ergebnisse eines Tests des Schweizer Fernsehens, 19.5.2015 |