Fahrraddiebstahl
In Österreich werden rund 25 000 Fahrraddiebstähle pro Jahr angezeigt. Ca. 1/3 der Fälle ereignen sich in Wien; das sind etwa 25 gestohlene Fahrräder pro Tag – so viel wie in Eisenstadt in einem ganzen Jahr.[1] Die Aufklärungsquote ist in Wien besonders niedrig: 3,4% (Stand: 2014). Da wegen der geringen Aussicht auf Erfolg viele Diebstähle gar nicht der Polizei gemeldet werden, schätzt man deren wahres Ausmaß auf das Achtfache der angezeigten Fälle.[2] Das deckt sich in etwa mit der Prämienhöhe einer Fahrrad-
Meine Erfahrung
Ich wohne in einer großen Wohnhausanlage. Da gibt es im Keller einen Fahrradabstellraum, den alle Mieter nutzen können. Sicher sind die Räder dort aber nicht:
- Ca. 2006 wurde meiner Freundin in dem gemeinschaftlichen Abstellraum der Schlauch vom Vorderrad abmontiert und gestohlen.
- 2008 wurden zwei Fahrräder aus dem Abstellraum gestohlen. Bei meinen zwei alten Fahrrädern, die dort standen, war das blaue Kabelschloss, mit denen ich sie zusammengehängt hatte, halb durchtrennt. Das deutet auf keine professionellen Diebe hin, denn mit gutem Werkzeug wäre das Schlösschen sofort vollständig durchgezwickt. Ich vermute, dass hier Jugendliche am Werk waren. Offenbar hatten sie Schlüssel zum Keller und Abstellraum, denn es gab keine Einbruchspuren.
- 2012 war mein Klapprad aus dem Gemeinschaftskeller verschwunden. Als ich ein Foto von dem Rad zur "Fahndung" im Stiegenhaus aufhängte, war es aber im Nu wieder da – sogar hergerichtet! Offenbar hat jemand irrtümlich geglaubt, das Rad sei herrenlos.
Ich lasse Gäste, die mit dem Fahrrad anreisen, vor dem Haus parken, weil das Risiko in dem Abstellraum meines Erachtens höher ist. Auch andere erlitten Diebstähle aus Gebäuden:
- Einem Mieter, der auf derselben Stiege wie ich wohnt, wurde schon zweimal das Fahrrad aus seinem Kellerabteil gestohlen.
- Einem Arbeitskollegen wurde ein Fahrrad aus seinem Keller gestohlen, einer Freundin aus dem Fahrradabstellraum des Hauses, in dem sie wohnt.
- Ein Bekannter hat es in einem Stiegenhaus "verloren".
2012 wurde mir zwischen 13 und 21 Uhr mein Sattel gestohlen. Ich hatte einen Schnellspanner drauf, der es dem Dieb leicht machte. Dass das Rad an einer viel befahrenen Straße (Linke Wienzeile) stand, nützte offenbar nichts.
2014 wurde mir mein KTM Velvet von einem Abstellbügel beim Bahnhof Wien-
Meine Recherchen und Vermutungen
Nach dem Verlust meines Rads machte ich mich auf die Suche nach Informationen über Fahrraddiebstähle in Wien, fand aber nicht viel:
- Konkrete Häufungspunkte sind nicht verfügbar.
- Auch Statistiken, welche Schlösser am häufigsten aufgebrochen wurden, gibt es nicht.
- Anscheinend ist in Wien auch noch niemand auf die Idee gekommen, professionelle Diebe mit versteckter Videoüberwachung und einem Lockrad, das geortet werden kann, zu schnappen.
Als ich mir selbst überlegte, wo ein abgestelltes Fahrrad am sichersten sein müsste, kam ich zu keinem klaren Ergebnis. Meiner Ansicht nach gibt es viele gegenläufige Einflüsse, die das Risiko ausgleichen:
- Wo viele Fahrräder stehen (z. B. bei Bahnhöfen), sind auch viele Diebe, aber die große Auswahl macht es unwahrscheinlicher, dass er gerade deines mitnimmt (vor allem wenn die anderen mehr kosten und schlechter geschützt sind).
- An belebten Orten wird seltener gestohlen, dafür kommen auch mehr Gelegenheitsdiebe (und Vandalen) vorbei.
- Teure Fahrräder locken Langfinger, billige lassen die Hemmschwelle sinken ("Der braucht das eh nicht mehr").
- In versperrten Räumen ist das Fahrrad geschützter, aber ist ein Dieb einmal dort, kann er ungestört ein Schloss aufbrechen.
- Macht man ein Fahrrad auffällig, kann das Dieben den Weiterverkauf erschweren, aber es fällt dann auch auf, wenn man (immer wieder) länger wo parkt.
Ich vermute, dass Abstellplätze, die gut mit einem Auto erreichbar sind, von Profidieben bevorzugt heimgesucht werden. Mein Rad wurde an so einem Platz gestohlen. Es stand zwar in Sichtweite eines Wohnhauses, aber ein größeres Fahrzeug könnte als Blickschutz gedient haben.
Gute Erfahrungen habe ich in Sichtweite eines Taxistandplatzes gemacht: Dort hat mein Rad oft übernachtet, ohne dass auch nur ein Teil gestohlen oder beschädigt worden wäre. Auch in Berlin "überlebte" mein Rad sechs Nächte unbeaufsichtigt direkt beim Hauptbahnhof in Sichtweite eines Hotels und Taxistandplatzes. (Eine bewachte Fahrradgarage habe ich leider nicht gefunden.)
Einige interessante Informationen gibt es über Fahrraddiebe und wie sie vorgehen.
Andere Meinungen
Nach meinen Erfahrungen herrscht die Auffassung vor, man könne nichts tun, es gibt halt keinen 100%igen Schutz. "Fahrraddiebstahl wird vor allem in Ballungsgebieten als Massendelikt angesehen und als Kavaliersdelikt abgetan", schrieb auch der ADFC.
Was nicht so bekannt zu sein scheint: Rechtlich ist das Aufbrechen eines Schlosses ein schweres Vergehen, das mit Gefängnis bestraft wird!
Maßnahmen gegen Fahrraddiebstähle
- gute Fahrradschlösser
- Codierung oder Registrierung des Fahrrads
- Alarmanlage
- Ortungsmöglichkeit
- Diebstahlversicherung – Kostet allerdings so viel wie ein Diebstahl alle 10 Jahre.
- Arbeitslose als Fahrradwachen
- Videoüberwachung
- sichere Radabstellanlagen
Was du konkret tun kannst, um dein Fahrrad zu schützen, findest du in meinen Tipps zur Vermeidung eines Fahrraddiebstahles. Dort gehe ich auch auf Teilediebstahl und Vandalismus ein.
Wer mehr gegen Fahrraddiebstähle tun könnte:
- Polizei – Wird wahrscheinlich erst dann aktiver, wenn auch die Bevölkerung dem Problem mehr Beachtung schenkt.
- Beobachter von möglichen Fahrraddieben – Bitte die Polizei anrufen!
- Händler – Ich habe keinen einzigen Fall gefunden, wo ein Händler, dem ein gestohlenes Rad angeboten wurde, dies der Polizei meldete.
- Mechaniker – Haben kein Interesse, die Rahmennummer eines Fahrrads zu überprüfen. Sie können dadurch nur einen zahlenden Kunden verlieren.
- Staaten wie Litauen, in denen gestohlene Fahrräder (meist aus dem Ausland) ganz offen verkauft werden können
Weiter
Weblinks
- Der ADFC über die deutsche Fahrraddiebstahl-
Statistik (Stand: 2009) - Nachrichten über Fahrraddiebstähle
Quellen
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[2] | Verkehrsministerium: Radverkehr in Zahlen. Daten, Fakten und Stimmungen (PDF, 12 MB), 2. Aufl. 2013, S. 203 |