Was tut die Polizei gegen Fahrraddiebstähle?
Da mir bereits ein Fahrrad gestohlen wurde, kann ich aus eigener Erfahrung berichten:
- Die Polizei kommt nicht, um Fingerabdrücke zu nehmen oder Spuren zu sichern. "Dazu ist das Delikt zu gering."
- Fingerabdrücke sind auf Rädern prinzipiell nicht aussagekräftig, weil sie auch zufällig (im Gemeinschaftskeller oder auf der Gasse) dorthin gelangt sein könnten, erfuhr ich von der Kriminalberatung.
Ich habe den Eindruck: Die (Wiener) Polizei macht kaum mehr, als die Anzeige aufzunehmen und einen Abschlussbericht zu schreiben. Laut eigener Aussage sucht sie "alle Verkaufsplattformen" nach gestohlenen Rädern ab. Wie viele sie da gefunden hat, konnte ich aber nirgends in Erfahrung bringen. Laut Pressesprecher sucht die Polizei nur nach Rahmennummern, und die werden nur sehr selten von den Dieben veröffentlicht. Ein Erfolgsbericht, wo die Polizei von sich aus ein gestohlenes Rad im Internet gefunden hatte und dem rechtmäßigen Besitzer zurückgab, ist mir nicht bekannt. Auch wenn eine Privatperson gleich ein gutes Dutzend Fahrräder online zum Verkauf anbietet, scheint die Polizei nichts zu unternehmen.
Aktiv wird die Polizei hauptsächlich, wenn man mit einer konkreten Beobachtung anruft. Dann kommt sie u. U. gleich mit 14 Mann, um einen Fahrraddieb festzunehmen.
Die Gesetzeshüter haben offenbar keine Zeit oder keine Lust, zumindest gelegentlich mal einen Fahrradabstellplatz zu überwachen, um Diebe zu fangen, was auch längerfristig eine abschreckende Wirkung hätte. Die einzigen Berichte von Schwerpunktaktionen, die ich in Österreich gefunden habe, waren
- in Graz
- erstmals im Herbst 2008, bei der die Polizei 29 Second-
Hand- Shops und andere Geschäfte auf gestohlene Fahrräder abgesucht hat.[1] - Weitere solche Aktionen folgten.
- Auch eine Verkehrskontrolle, bei der ein Dieb gefasst werden konnte, gab es in Graz.
- erstmals im Herbst 2008, bei der die Polizei 29 Second-
- Die Salzburger Polizei kontrollierte 234 Fahrräder rund um den Bahnhof, wobei sie zwei gestohlene sicherstellen konnte.
- In Wien soll die Polizei am 7.7.2013 auf dem Flohmarkt in Simmering (Hasenleitengasse) alle angebotenen Räder kontrolliert haben.[2] Am 6.12.2015 hat die Polizei gestohlene Räder auf einem Flohmarkt in Stadlau entdeckt und den Dieb überführt.
Ausland
- In den meisten Bundesländern Deutschlands hat die Polizei vor Fahrraddieben kapituliert. Z. B. finden in Hamburg nur 0,5–
3,6% der gestohlenen Räder wieder zu ihrem Besitzer zurück. - In der Schweiz haben Fahrraddiebstähle für die Polizei ebenfalls "keine Priorität". Die Aufklärungsquote lag 2014 bei etwas mehr als 2%.
- Rahmennummern von gestohlen gemeldeten Fahrrädern kommen nicht in die europaweite Fahndungsdatenbank! Sie werden extra ausgefiltert. Anscheinend will die Polizei oder der Gesetzgeber keine Arbeit damit oder den florierenden Handel mit gestohlenen Rädern in Osteuropa nicht eindämmen.
Positive Beispiele
- In München konnte die Exekutive mit einer "Aktion scharf" die Aufklärungsquote auf 20% steigern.
- Magdeburg erreichte mit einer "Sonderkommission Fahrrad" 36%.
- 2004 wurde aufgrund hoher Fallzahlen bei der Polizei Bremen eine eigene Arbeitsgruppe zur Bekämpfung des Fahrraddiebstahls eingerichtet. Die Beamten führen Ermittlungen durch, kontrollieren auf Flohmärkten und "Hinterhofwerkstätten", überprüfen den Kleinanzeigenmarkt, sammeln Informationen und werten diese aus, um Häufungspunkte zu erkennen.
- In Aschersleben (Sachsen-
Anhalt, Deutschland) simulieren Polizisten einen Fahrraddiebstahl auf der Straße, um Passanten zu höherer Wachsamkeit zu trainieren. - In Holland verwendet die Polizei seit dem Jahr 2008 Lockfahrräder, die dank versteckt eingebautem Sender geortet werden können. Durch diese und andere Maßnahmen sanken die Diebstähle bis 2011 um fast die Hälfte. Im Jahr 2013 hat die holländische Polizei 290 Fahrraddiebe festgenommen.
- In Amsterdam und Münster gibt es (2009) eine eigene Fahrraddiebstahls-
Polizei .
Weiter
Siehe auch
- Fahrradregistrierung – Bringt nicht viel, wenn die Polizei das System nicht nutzt.
Quellen
[1] | Herbert Schreiner: Fahrraddiebstahl – Erfahrungen der Polizei in der Steiermark (PPT), Folie 14 |
[2] | Posting von Barbara Ottawa in der Facebook- |