Mario Sedlak
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Dieses Interview wurde gekürzt im SOL-Magazin, Winter 2023/24, S. 12–15 veröffentlicht. Das SOL-Magazin ist eine Zeitschrift des "Nachhaltigkeitsvereins" SOL.


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Daniela Märkel mit ihren Wieseneiern im Abpackraum

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"Wanderstall"

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Wandern ist des Huhnes Lust

Artgerechte Tierhaltung und nachhaltige Landwirtschaft sind wichtig, aber es muss nicht unbedingt bio sein, meint eine Bäuerin im Interview.

Daniela Märkel ist Nebenerwerbs-Landwirtin im nördlichen Waldviertel von Niederösterreich. Mit ihrer Familie bewirtschaftet sie 47 Hektar Acker und 4 Hektar Wald. Seit einigen Jahren produziert sie sehr erfolgreich auch Hühnereier.

1) Warum haben deine Hühner einen "Wanderstall"?

Märkel: Ich bin davon überzeugt, dass das die beste Haltungsform für Hühner ist. Sie kommen so immer zu frischer Wiese und können ihre natürlichen Bedürfnisse – scharren, picken, suchen – ausleben.

2) Wie oft ziehst du den Stall an eine neue Position?

Das kommt auf die Witterung an: Wenn es saftige Wiesen gibt, dann alle 14 Tage. Wenn es trockener ist, bleibt der Stall ein bisschen länger stehen, weil eh nichts wächst.

3) Wenn es regnet, gehen die Hühner auch raus?

Ja! Hühner sind nicht wasserscheu, und Regen ist für die Gefiederreinigung ganz gut. Hühner baden nicht direkt im Wasser, aber sie lieben das Wasser. Wenn es regnet, kommen die Würmer aus dem Boden – da scharren sie noch mehr.

4) Was ist, wenn es im Winter sehr kalt ist?

Die Hühner wollen keinen Schnee – da gehen sie nicht raus. Aber unter den mobilen Hühnerställen ist es auch im Winter trocken, und da bewegen sie sich auch im Winter gern. Die Kälte stört sie überhaupt nicht. Auch im Stall haben sie einen Scharrraum, wo sie Sand, Stroh, Spielmöglichkeiten und Picksteine vorfinden.

5) Im Stall wird es im Winter nicht kalt?

Der Stall ist nicht beheizt, aber sehr gut isoliert. Ein Huhn hat's am liebsten so um die 18–20 Grad. Wenn's draußen −10 Grad hat, kommen wir auf 5–10 Grad im Stall, aber das ist kein Problem für die Hühner, weil das Gefieder sie warm hält. Es lässt bei mir auch die Legeleistung nicht nach, und daran merkt man, dass sich die Hühner wohlfühlen.

6) Also das sind Hühner, die im Winter fast so viel legen wie im Sommer? Nicht so wie bei privat gehaltenen Hühnern, die im Winter keine Eier legen.

Das kommt natürlich auf das Licht an. Bei mir bekommen die Hühner im Winter zusätzliches Licht, und zwar ab 4:30 in der Früh. Dadurch wird für die Tiere die Tageslänge erhöht, und sie legen weiter. Wenn der Tag ganz kurz ist, schalte ich das Licht schon um 4 Uhr ein. Am Abend gebe ich ihnen kein zusätzliches Licht, damit sie die Natürlichkeit der Dämmerung nicht verlieren. Wenn man davon ein bisschen leben will, dann muss man das halt so handhaben.

7) Genau, im Winter will man ja auch Eier essen ...

Ja, im Winter ist die Nachfrage nach Eiern sogar größer, unter anderem weil viele private Hühnerhalter da keine Eier haben. Die kaufen dann auch von mir. Der Winter ist sogar meine "Haupt-Geschäftszeit".

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Hühnerstall mit Solarzellen am Dach

8) Woher kommt der Strom für die Lampe im Winter?

Meine Hühnerställe sind komplett autark. Am Dach gibt es Solarzellen. Die kann ich im Winter sehr steil stellen. Der Akkuspeicher ist noch nie unter 49% gefallen.

9) Wenn die Hühner immer draußen sind, kommen die auch mit Krankheitserregern in Kontakt. Werden die dann nicht oft krank?

Dadurch, dass wir die Wiese sehr oft wechseln und die Hühner erst nach einem Jahr wieder auf denselben Fleck hinkommen, kann man diesen Krankheitserregern sehr gut ausweichen. Zusätzlich kalke ich einmal im Jahr die Flächen. Das ist gut für den Boden und hilft gegen Schädlinge. Mit der Tiergesundheit hatte ich noch nie Probleme. Im ersten Jahr hatten wir einmal einen Schnupfen, weil der Stall in die falsche Richtung stand, sodass drinnen zu viel Zugluft war. Aber seitdem wir den Stall anders aufstellen, sodass der Wind nicht so einen Zug erzeugen kann, sind die Tiere eigentlich immer gesund.

10) Mit Fuchs und Habicht hast du keine Probleme? Oder stehlen sie Hühner?

Mit Fuchs hab ich noch nie ein Problem gehabt. Die Hühner sind eingezäunt, aber es wäre für den Fuchs kein Problem, die Plastikzäune durchzubeißen. Beim Habicht hatte ich voriges Jahr im Frühjahr ein bisschen Probleme, aber ich hab dann eine Plastikeule aufgestellt, die im Wind ihren Kopf dreht. Und meine Hunde sind auch da.

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Das Hühnerfutter wird am Hof selbst gemischt.

11) Kommt das Futter für die Hühner von euren eigenen Feldern?

Ja, bis auf das Soja. Es werden jetzt schon einige Versuche im Waldviertel mit Soja gemacht. Ich verfolg das ganz genau und bin am Überlegen, das in den nächsten Jahren auch zu machen, aber das Problem ist: Soja verträgt Frost gar nicht, und im Waldviertel gibt's auch im Mai noch Frost. Und im Oktober, wenn das Soja zu dreschen ist, ist es oft auch schon sehr fröstlich und feucht. Außerdem gehört das Soja getoastet und gequetscht, und es rentiert sich nicht, das Soja dafür irgendwo hinzuführen. Da kann man es gleich fertig kaufen, und das ist wahrscheinlich nachhaltiger. Auch von der Flächenproduktivität her ist es vermutlich gescheiter, das anzubauen, was hier am besten wächst: Weizen, Roggen, Mais, Raps und Braugerste.

12) Was machst du mit dem Hühnermist? Kommt der wieder auf die Felder?

Der Hühnermist wird ganz gezielt auf meine Felder verstreut. Ich bekomme mittlerweile von einem Pferdebauern 20–40 m3 Pferdemist dazu. Die misch ich mit meinem Hühnermist und schau, dass das gut in die Fruchtfolge reinpasst. Das ist zwar nicht viel Mist, aber ich geb ihn auf Böden, die vielleicht nicht so gut beschaffen sind.

13) Machst du da Bodenanalysen oder sind das einfach Erfahrungswerte?

Alle 5 Jahre mach ich Analysen, aber man merkt das eigentlich schon gut. An Stellen, wo die Erde ein bisschen rötlich ist, da gibst den Mist hin. Das wechselt jährlich. Ich hab eine über 4-jährige Fruchtfolge, die mittlerweile zwar vorgeschrieben ist, aber ich mach das schon ewig, weil's einfach besser ist.

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