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Insekten – das Fleisch der Zukunft?
Immer öfter werden Insekten als nachhaltiges Fleischersatzprodukt angepriesen, aber allzu große Hoffnungen sind unbegründet.
70% der weltweiten Agrarflächen werden zum Anbau von Tierfutter genutzt. Maden, Grillen und andere essbare Insekten könnten eine umweltfreundlichere Alternative sein. "Der Landverbrauch ist beispielsweise für eine gewisse Mengen an Proteinen bei Mehlwürmern geringer als bei anderen Tieren: zwei bis dreimal gegenüber der Milch, 2,5- bis 3-mal gegenüber dem Huhn und sogar 8- bis 14-
Insekten sind so effiziente Futterverwerter, weil sie Kaltblüter sind. Deswegen soll die Zucht von Insekten auch nur ein Hundertstel bis Zehntel so viel Treibhausgase verursachen wie die gleiche Körpermasse Schwein.[2] Die beste Klimabilanz ergibt sich, wenn die Tiere mit Abfällen gefüttert werden. Aus Gründen der Lebensmittelsicherheit müssen die Abfälle jedoch frei von Krankheitserregern sein. Oft werden die Insekten bei 25°C oder mehr gehalten, damit sie rasch wachsen. Eine Beheizung kann den Klimavorteil in Frage stellen. Genaue Ökobilanzen gibt es noch nicht.[3] Bis jetzt werden erst einige wenige Insektenarten in größerem Umfang gezüchtet. Ein Zulassungsverfahren ist aufwendig.[4]
Grundsätzlich ist die Insektenzucht einfach. Das ist eine große Chance, meint die Welternährungsorganisation:
Insekten können von den Ärmsten der Gesellschaft, wie z. B. Frauen, und Grundbesitzlosen in urbanen und ländlichen Gegenden, in der Wildnis gesammelt, kultiviert, verarbeitet und verkauft werden.[5]
Der Haken: Die so produzierten Insekten sind meist teurer als Fleisch von "großen" Nutztieren.[6]
Mutprobe und Alternativen
Der experimentierfreudige Chocolatier Josef Zotter hat bereits an verschiedensten Insektenschokoladen in flüssiger Form getüftelt. "Mit pürierten Buffalo-
Veganer lehnen alle Tierprodukte ab und verursachen dadurch fast 70% weniger Treibhausgase als bei einer durchschnittlichen Ernährung in Österreich.[7] Der Wechsel zu "Insektenfleisch" ist im Vergleich dazu nur eine kleine Verbesserung. Veganerin Karin Fochler von der Natur- und Kräuterschule Pottenstein in Niederösterreich befürchtet, dass bei der Massenzucht von Insekten auf deren Bedürfnisse keine Rücksicht genommen wird – so wie bei Grillen und Mehlwürmern, die in Tierhandlungen als Lebendfutter verkauft werden: in winzigen Plastikbechern gestapelt, ohne Futter und Wasser. Sie bezweifelt, "dass es dem Menschen guttut, sich von etwas zu ernähren, das dermaßen gequält wird."
Wahrscheinlich werden die meisten Menschen hierzulande ihren Ekel vor Insekten aber ohnehin nicht überwinden. Deswegen erscheint es erfolgversprechender, Insekten an Tiere zu verfüttern. Die EU-
Quellen
[1] | Gutes Essen für alle – aber wie? (PDF, 12 MB), S. 33 | ||||||||
[2] | FAO: Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt (PDF), S. 1 | ||||||||
[3] | BioMagazin, Frühling 2022, S. 19–[4]
| Gutes Essen für alle – aber wie? (PDF, 12 MB), S. 33 – "Ein Zulassungsverfahren ist aufwendig, weswegen in Europa bis dato nur wenige verschiedene Insekten angeboten werden".
| [5]
| FAO: Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt (PDF), S. 1
| [6]
| FAO: Der Beitrag von Insekten zu Nahrungssicherung, Lebensunterhalt und Umwelt (PDF), S. 3 – "Obwohl die Zucht von Insekten technisch machbar ist, ist eine große Hürde, dass die Produktion teurer sein kann als die Produktion herkömmlicher Lebens- und Futtermittelquellen."
| [7]
| Martin Schlatzer, FiBL, Vortrag vom 19.1.2022 (16:30– | |