Mario Sedlak
Umweltschutz
Geld
Irrtümer
Freizeit
Mathematik und Physik
Humor
Glaube
Computer
Wirtschaft
Gesellschaft
Über meine Artikel

Dieses Interview wurde gekürzt im SOL-Magazin, Herbst 2022, S. 14–15 veröffentlicht. Das SOL-Magazin ist eine Zeitschrift des "Nachhaltigkeitsvereins" SOL.


Tausende Mitarbeiterinnen für 1 kg Honig

Ein Imkerlehrer erklärt, wie Bienen gehalten werden und welche Herausforderungen es dabei gibt.

Marian Aschenbrenner ist seit 2011 Imker. Seit 2017 ist er bio-zertifiziert und bildet Menschen, die mit Bienen arbeiten wollen, aus.

1) Wie viele Bienenvölker haben Sie?

Aschenbrenner: Wir haben rund 180 Völker. Über die Saison verdoppelt sich die Zahl auf über 400. Im Frühling verkaufen wir dann oft Überschüsse an Kollegen – entweder an Jungimker*innen, die bei uns Kurse machen oder z. B. an Hobbyimker, die mehr Bienen brauchen oder Verluste ausgleichen müssen, aber auch an Profis.

Foto

2) Die Bienenzucht ist Ihre Haupttätigkeit, oder?

Ja, aber seit 1–2 Jahren haben wir eine Kooperation mit Spar. Die sind gewillt, uns viel Honig abzunehmen. Jetzt zahlt sich's für uns auch aus, mehr Honig zu produzieren. Früher war immer der Absatz ein bisschen ein Problem.

3) Schließt sich Bienenzucht und Honigproduktion gegenseitig aus oder kann man beides gleichzeitig machen?

Zwei verschiedene Standbeine geben uns Sicherheit. Gleichzeitig ist es wichtig für unsere Lehrlinge, dass sie alles sehen. Seit 3 Jahren bilde ich Lehrlinge aus. Dieses Jahr hab ich wieder 2 neue. Jedes Volk ist ausschließlich für Vermehrung oder ausschließlich zur Honigproduktion da.

4) Aha, also die Bienen, die sich vermehren sollen, behalten den ganzen Honig selbst?

Es ist meistens so, dass die gar keinen Honig haben, sondern dass wir da viel unterstützen müssen, denn das sind lauter kleine, junge Völker – wir teilen oft ein Volk in ganz viele –, und die sind oft gar nicht stark genug, um sich selbst zu erhalten. Die füttern wir ein bisschen zu, bis sie sich gut aufbauen. Im Folgejahr sind das dann wirklich gute Völker.

Die aufgeteilten jungen Völker brauchen natürlich auch Königinnen. Die vermehren wir auch in kleinen Einheiten.

5) Was ist bei Bio-Bienen anders als bei konventionellen?

Das Wichtigste ist: Der Honig in Österreich ist immer ohne Rückstände. Das ist von der Lebensmittelverordnung vorgegeben. D. h. wenn ich Bio-Honig draufschreib, muss man eigentlich immer denken: Das ist Honig aus biologischer Bienenhaltung. Es heißt nicht, dass die Bienen nur auf einem Bio-Feld gesammelt haben, denn das kann niemand gewährleisten, weil die Bienen fliegen dorthin, wo sie Lust haben – bis zu 3 km Entfernung vom Stock. Und es gibt in Österreich kaum einen Standort, wo es in 3 km Umkreis nur Bio-Flächen gibt.

Für die Bio-Bienenhaltung gibt es eine Richtlinie, die besagt, was man machen muss. Das Entscheidende ist, dass das Wachs frei von Behandlungsmitteln oder anderen Schadstoffen sein muss. Wachs ist das Wichtigste, was es in einem Bienenstock gibt. Das ist das Zuhause der Bienen. Nur wenn man sicherstellen kann, dass das Wachs sauber ist, sind auch die Produkte und die Bienen gesund. Außerdem müssen Bio-Imker Holzkisten verwenden und kein Plastik. Bio-Königinnen dürfen die Flügel nicht geschnitten werden. Das ist so eine alte Technik, die eigentlich eh obsolet ist. Das hat man früher gemacht, damit die Königin nicht mit ihrem Volk schwärmen kann. Aber es ist sinnlos, weil dann lauter junge Königinnen schlüpfen, und die bilden dann auch einen Schwarm, nur 3 Tage später.

Foto

Drohnenwaben sind größer.

Und Bio-Imker füttern natürlich nur mit Bio-Zucker oder Bio-Honig. Außerdem müssen Bio-Bienen 10% natürlich bauen. Dabei legen sie dann meistens männliche Brut an, also Drohnen. In der konventionellen Imkerei werden Drohnen als "Honigfresser" gesehen, die man "verdrängen" muss – was auch Schwachsinn ist, denn man braucht ja viele Drohnen, damit Königinnen, die unterwegs sind, gut begattet werden. Wir lassen die Bienen sogar die Hälfte der Waben selber bauen. Im Honigraum nicht, denn da geht's um die Stabilität. Wenn man da eine Mittelwand mit fertigen Waben reingibt, dann lässt sie sich schleudern, ohne dabei zu zerreißen. Das ist sehr praktisch. Sonst muss man die ganzen Waben kaputtmachen und die Bienen müssen nochmals neu bauen.

Weiter

Wachs und Bienenkrankheiten (Seite 2 von 6)