Mario Sedlak
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Die Pflanzen wachsen in Kokosfasern.

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Aus solchen schwarzen Schläuchen strömt Kohlendioxid als "Luftdünger".

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Einer der Nützlinge: eine Raubwanze

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Hier leben Getreideläuse als Mahlzeit für Nützlinge.

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Auch Hummeln werden zugekauft. Sie erledigen die Bestäubung der Blüten.

Arbeitsweise in einem Gewächshaus für den Massenmarkt

"Es riecht nicht nach Erde", war einer der ersten Eindrücke, die die Teilnehmer an der Führung im Erdwärme-Glashaus Kirchweidach gewannen. Jede Pflanze wächst in einem Block aus Kokosfasern. Diese stammen aus Sri Lanka und sind ein Nebenprodukt der Kokosernte.

Gießkannen waren nirgends zu sehen. Die Bewässerung erfolgt vollautomatisch. In jedem Kokosfasernblock steckt ein Stab, der das kostbare Nass zuführt. Sieht fast so aus, als würde jede Pflanze an einer Infusion hängen. Oder an einer elektrischen Leitung, denn der Schlauch ist so dünn wie ein Kabel. Aber den Pflanzen scheint es zu gefallen: Sie wachsen üppig. Nirgendwo ist ein welkes Blatt zu sehen. Gar kein Vergleich zu dem Anblick, den die Tomatenpflanzen auf meinem Balkon bieten ...

Überschüssiges Wasser läuft ab, wird mit ultraviolettem Licht desinfiziert, in großen Tanks gesammelt und später erneut zugeführt. Regenwasser wird vom gesamten Glasdach in einem großen Teich gesammelt. Dadurch ist das Gewächshaus mehr oder weniger autark bei der Wasserversorgung.

Mit dem Wasser wird Mineraldünger zugeführt. Ein zischendes Geräusch, das im Glashaus ständig zu hören ist, stammt von der Begasung mit Kohlendioxid. In der Erdatmosphäre haben wir bereits mehr als genug dieses Treibhausgases, aber die Pflanzen wollen noch ein wenig mehr und bedanken sich dafür mit höherem Ertrag.

Das Glashaus wirkt mit seinen genau geplanten, scheinbar identischen Reihen irgendwie steril – und das ist es auch: Jeder, der den Pflanzen nahekommen will, muss durch eine Desinfektionsanlage, wo die Schuhe abgebürstet und die Hände besprüht werden. Gäste müssen sich zusätzlich einen Einweg-Schutzmantel anziehen. Dadurch wird vermieden, dass Viren, die die Pflanzen krank machen können, eingeschleppt werden.

Gegen schädliche Insekten helfen Nützlinge. Diese werden im Glashaus ausgesetzt und machen sich über ungebetene Gäste her. Für den Fall, dass sie keine finden, können sie sich im Kirchweidacher Glashaus an Getreideläusen sattfressen. Letztere werden hierfür in eigenen Blumenampeln gezüchtet. Sie befallen keine Paprika- oder Tomatenpflanzen. Pestizide würden den gleichen Zweck für ein Zehntel des Geldes erfüllen, sagt Josef Steiner. Aber damit hätte man eben das Problem mit den Pestizidrückständen. Nur wenn es gar nicht anders geht, wird in Steiners Glashaus gespritzt, denn damit werden auch die Nützlinge sowie die Hummeln, die zur Bestäubung der Blüten in Kisten ausgesetzt werden, gefährdet. Die Tomaten hatten sie voriges Jahr überhaupt nicht gespritzt; bei den Paprikas mussten sie nur vereinzelt in begrenzten Gebieten mit Kaliseife gegen Blattläuse vorgehen.

Pilze sollen durch die computergesteuerte Bewässerung und Klimatisierung an der Ausbreitung gehindert werden. Die Luftfeuchtigkeit wird möglichst immer zwischen 70 und 80 Prozent gehalten. In der Nacht wird die Temperatur nur leicht abgesenkt.

Die Pflanzen werden nicht künstlich beleuchtet. Dadurch ist im Winter keine Produktion möglich. Die Arbeit beginnt im Januar mit dem Einsetzen der Jungpflanzen. Von März bis November wird geerntet. Dann wird das Glashaus komplett geleert und desinfiziert.

Steiner beschäftigt über 100 Mitarbeiter. Nach eigenen Angaben zahlt er deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Dafür verlangt er eine entsprechende Gegenleistung. "Ohne Kontrolle geht's nicht", sagt er. Ansonsten wäre in so einem riesigen Gewächshaus nicht nachvollziehbar, wer wann wo was gearbeitet hat. Wenn Probleme entdeckt werden, kann alles rückverfolgt werden. Das ist nötig, um die hohen Qualitätsanforderungen der Kunden zu erfüllen.

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Was hat Rewe damit zu tun? (Seite 3 von 5)