Mario Sedlak
Energie
Siehe auch
Umweltschutz
Hauptthemen

Argumente des Energiepopulismus

Die Parolen des Energiepopulismus sind beliebt, klingen für Laien glaubwürdig und werden häufig wiederholt, aber richtiger werden sie dadurch nicht.

Behauptung Fakt
  • Nur was regional nicht erzeugt bzw. verbraucht werden kann, soll importiert bzw. exportiert werden. Je mehr Autarkie, desto besser.
Je mehr Autarkie, desto schlechter: Wenn eine Region einen Überschuss hat und eine andere einen Mangel, dann ist es effizienter, die Energie zu transportieren, anstatt die Schwankungen lokal auszugleichen.
  • Gaspipelines zementieren die fossile Energiewirtschaft.
Erneuerbare Energie hat am gesamten Energieverbrauch nur einen kleinen Anteil. Das heißt: Wir werden noch lange fossile Energie brauchen. Gas ist dabei noch am saubersten.
  • Durch Energieimporte zahlen wir x Milliarden an das Ausland, die unserer heimischen Wirtschaft fehlen.
Eine autarke Energieversorgung würde mehr kosten. Durch diese Mehrkosten wäre die heimische Wirtschaft nicht mehr wettbewerbsfähig.
  • Die hohen Subventionen für fossile Energie verzerren den Markt zu Ungunsten der erneuerbaren Energie. Eigentlich wären die Erneuerbaren heute schon konkurrenzfähig.
Hierzulande wird fossile Energie kaum subventioniert. In manchen Förderländern wird Öl und Gas unterhalb des Weltmarktpreises verkauft.[1] Nur dadurch ergeben sich die "hohen Subventionen".

Strom

Behauptung Fakt
Große Kraftwerke sind effizienter und kostengünstiger als kleine. Ein Supernetz ermöglicht 100% Ökostrom mit der heutigen Technologie und ohne neue Stauseen.
Der Strommarkt ist bereits demokratisch, denn jeder kann seinen Stromanbieter frei wählen, kann Strom erzeugen, importieren, exportieren, ...
Tatsächlich betragen die Verluste im Stromnetz in Österreich nur 5%. Selbst beim Import von Strom aus Afrika wären die Verluste nur im Bereich von 10–15%.
  • Hochspannungsleitungen sind zu teuer.
Ein Ausbau des Stromnetzes ist die kostengünstigste Möglichkeit, um den stark schwankenden Strom von Windkraftwerken und Solarzellen auf bis zu 100% zu erhöhen.
Kleinkraftwerke kommen pro erzeugter Kilowattstunde teurer. Sie können durch ihren verbrauchernahen Standort Netzverluste reduzieren, aber das Netz keineswegs überflüssig machen.
Es gibt keine kostengünstigeren Stromspeicher als Pumpspeicher. Akkus sind nicht wesentlich effizienter.
  • Der Staat muss die dringend benötigten dezentralen Stromspeicher fördern.
"Zentrale" Stromspeicher sind billiger. Für die Energiewende brauchen wir keine Akkus in jedem Haus, sondern stärkere, länderübergreifende Stromnetze.
  • Stromimporte machen uns abhängig und schaden unserer Wirtschaft.
Ohne der Möglichkeit von Stromimporten zur Überbrückung von Flauten ist es schwierig bis unmöglich, den Ökostromanteil auf bis zu 100% zu erhöhen. Ein Importverbot schadet unserer Wirtschaft mehr als der Bezug von Ökostrom aus Regionen mit hohem Ertrag. Aus Gründen der Versorgungssicherheit würden max. 30% importiert und für den Fall des Lieferausfalls Reservekraftwerke vorgehalten.
  • Solarzellen erzeugen in Deutschland erst 5% des Stroms, können daher keine Netzprobleme verursachen.
Netzprobleme entstehen durch Spitzenwerte. Mit Durchschnittswerten kann man da nicht seriös argumentieren. Das Netz soll ja immer zur Verfügung stehen und nicht nur im Durchschnitt.
  • Solarzellen und andere Öko-Kraftwerke erzeugen in Deutschland manchmal schon 100% des Stroms, sind also ein vollwertiger Ersatz für konventionelle Kraftwerke.
Bei Kraftwerksleistung zählen keine Spitzenwerte, sondern gesicherte Mindesterzeugung. Da schaut es bei Wind- und Solarstrom schlecht aus. Sie brauchen Speicher, um andere Kraftwerke zu ersetzen. Derzeit ersetzen sie eher nur Brennstoff.
  • Unter Einrechnung aller Kosten ist Ökostrom heute schon günstiger.
Ökostrom ist bei seriöser Rechnung teurer als konventioneller Strom, jedenfalls für uns hierzulande, denn z. B. die Kosten des Klimawandels werden durch Ökostrom – wenn überhaupt – in fernen Ländern gespart.
  • Konventionelle Kraftwerke wurden weit mehr als die Öko-Kraftwerke subventioniert.
Pro Kilowattstunde gerechnet, sind die Subventionen von konventionellen Kraftwerken viel geringer als die Ökostrom-Förderung.
Hinsichtlich Kohlendioxid ist es annähernd egal, ob man Ökostrom als Ersatz für fossilen Treibstoff in Autos oder für Kohle und Gas in Wärmekraftwerken verwendet. Der reine Wechsel der Antriebsart ist daher keine Lösung.

Mein Fazit

Der Unterschied zwischen Energiepopulismus und einer seriösen Diskussion ist klar erkennbar.

Ich befürworte die Energiewende und Ökostrom. Sicher wäre es hilfreich, wenn sich alle, die das Gleiche wollen, verbünden. Die Positionen des Energiepopulismus sind aber so derart weit von der Wirklichkeit entfernt, dass ich sie nicht mittragen kann.

Weiter

Umweltschutz: Verkehr
Energie: Strom

Quellen

[1]
  • A. T. Kearney: Energiewende: überhastet und "überfördert"?, 17.9.2013 – "Die immer wieder angesprochenen hohen Förderungen für fossile Energie betreffen zu einem sehr hohen Anteil den Verkauf von Öl in Form von Benzin in den Förderländern unterhalb des Weltmarktpreises."
  • Zeit.de: Der Subventionswahn ist ungebrochen, 14.10.2013 – "Vor allem aber würden die ölproduzierenden Schwellen- und Entwicklungsländer den Konsum von Öl und Gas subventionieren ..."

Seite erstellt am 8.8.2015 – letzte Änderung am 19.1.2020