Mario Sedlak
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Qualität

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Radls Bio-Erdbeeren gibt's ungefähr von Ende Mai bis Ende Juni.

14) Ist die Qualität der Ernte auch vom Wetter abhängig?

Auf jeden Fall. Sonne macht den Zucker. Bei einem Platzregen hingegen saugen sich die Früchte mit Wasser voll. Deswegen darf man während der Erntezeit auch nur vorsichtig gießen.

15) Und wenn's geregnet hat, kann man nicht weniger ernten?

Nein, das geht nicht. Man muss ernten, sonst werden die Erdbeeren kaputt. Wenn die Erdbeere 2 Tage länger hängt, als sie hängen soll, dann brauchst du's gar nicht mehr runterreißen. Die Felder werden daher so aufgeteilt, dass man jeden zweiten Tag das ganze Feld durchgeht (in der Hochsaison).

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16) Wenn die Erdbeeren gerade rot geworden sind, ist das dann schon der richtige Zeitpunkt zum Ernten?

Wenn's voll rot ist, dann kann man's in Wirklichkeit ernten. Meistens würden sie noch ein bisschen dunkler werden, aber zu reife Erdbeeren halten weniger lang. Das kann man im Verkauf nicht machen. Wenn ich's für mich selber mach, dann lass ich's so lang hängen, wie's mir passt. Je mehr man wartet, umso süßer werden die Früchte – für manche Leute bereits zu süß –, aber irgendwann schmecken's dann schon so gärig. Das kippt recht schnell.

17) In Bio-Supermärkten gibt es manchmal andere, viel kleinere Erdbeersorten. Die schmecken auch gut oder sogar noch besser als Ihre, kosten aber fast doppelt so viel.

Das muss so sein, wegen der hohen Erntekosten bei kleinen Früchten. Das ist für uns nichts. Da gibt's nur einen ganz kleinen Markt, also nur wenige Kunden, die so hohe Preise akzeptieren.

18) Woran kann man gute Qualität bei Erdbeeren erkennen, bevor man sie kauft? Kann man sich da am Geruch orientieren?

Das auf jeden Fall. Ich muss sagen, wenn ich 200–300 kg Erdbeeren fahre, dann stinkt's im Lieferwagen schon fast. Gute Erdbeeren sehen schön aus, duften gut und schmecken gut – dass man eine kostet, sollte eigentlich jeder Standler erlauben.

19) Riechen alte Erdbeeren mehr als frische?

Nein, auf gar keinen Fall. Woran man alte Erdbeeren nur erkennt: Sie verlieren ihren Glanz und werden matt.

20) Wie lagert man gekaufte Erdbeeren am besten?

Gleich in den Kühlschrank! Wenn die Erdbeeren auch nur eine halbe Stunde bei 30° im Auto sind, wirkt sich das bereits ungünstig aus. Auf keinen Fall draußen stehen lassen. Wenn man's optimal machen will, könnte man sie auf einen Teller auflegen, damit sie den Druck nicht haben.

Verkauf

21) Gibt es Ihre Erdbeeren auch in Supermärkten?

Wir haben fast 16 ha Erdbeerfelder. 90% der Ernte vermarkten wir selbst. Billa, Spar haben wir alles schon mal gemacht, aber das haben wir wieder aufgehört, weil die Ketten zu wenig zahlen und es viel Stress ist. Manchmal haben die Filialen welche bestellt, und wie unser Lieferant in der Früh hingekommen ist, haben sie gemerkt, dass sie eh noch so viele haben. Oder sie schicken dir die Erdbeeren zurück und sagen, die waren schlecht, aber die hatten sie schon 4 Tage ... Dadurch, dass wir die Selbstvermarktung aufgebaut haben, waren wir nicht gezwungen, da weiter mitzuspielen.

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Verkaufsstand

22) Ihre Erdbeeren sind auf den Ständen fast so günstig wie konventionelle.

Ja, auf den Ständen haben wir fast die gleichen Preise. Darauf schauen wir immer. Die konventionellen gehen halt dann meistens irgendwann ordentlich runter, während wir den Preis halten. Am Anfang sind die konventionellen manchmal sogar teurer als unsere. Das sind dann oft Tunnel-Erdbeeren. Wir haben keine Tunnel, denn so eine Erdbeere aus dem Tunnel bekommt eine Nährlösung in ihren Damm reingespritzt, das funktioniert alles nicht mit bio.

23) In Ihrer solidarischen Landwirtschaft gibt's keine Erdbeeren?

Nein, nicht mehr, das ist schon zu teuer. Kostproben gibt's in unserem Kistl, aber Erdbeer-Abo-Kistl gibt's nicht.

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Selbsternte

24) Wie gut laufen Ihre Selbsterntefelder?

Selbsternten ist eine schöne Sache und funktioniert zu 90%. Herausfordernd sind in erster Linie die Menschen, die da kommen. Man muss ein bisschen auf's Benehmen schauen. Deswegen haben wir eingeführt, dass man vorher schon Eintritt zahlen muss und dann erst pflücken gehen darf. Früher sind oft Leute in Scharen gekommen, ewig im Feld gehockt, haben alles niedergetreten, kaputtgemacht, reingemacht – alles haben wir schon gehabt. Jetzt haben wir mehr Ordnung, weil viele, die sich nicht benehmen, wegen dem Eintritt gar nicht mehr zu uns kommen.

Sicher gibt's immer wieder ein paar kleine Streitereien. Selbsterntefeldverkäufer müssen robuste, durchsetzungskräftige Frauen oder Männer sein. Das Publikum hat eine andere Mentalität. Bei den Türken ist die Selbsternte sehr beliebt, aber die sind dann nicht immer gleich so einsichtig und wollen handeln. Wenn eine Frau Selbsterntefeldverkäufer ist, dann muss sie sehr, sehr durchsetzungskräftig sein, weil sonst geht die unter bei den Türken. Ein Mann muss wieder auch ruhig bleiben können, wenn es mal stressig und hitzig wird.

Für mich sind Selbsterntefelder eigentlich lohnender, weil die Pflückerei schon einer der größten Kostenpunkte ist. Hängt aber immer davon ab, wie viele Leute kommen, wie viel ruinieren die ... Ausschließlich Selbsternte geht nicht, weil nicht jeden Tag gleich viele Leute kommen. Unter der Woche müssen wir miternten, weil sonst die Erdbeeren darin schlecht werden. Wenn eine verfaulte Erdbeere hängt, steckt die die anderen an. Am Wochenende kommen hingegen oft extrem viele Leute (zum Glück).

Also wenn man selbst ernten will, würde ich empfehlen: Mitte der Woche. Montag, Dienstag ist sinnlos, da findet man nichts – alles weg. Wenn's regnet, machen wir nicht auf, weil dann soll keiner drin herumtrampeln.

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