Geplantes Kaputtgehen von Waschmaschinen
Waschmaschinen zählen zu jenen Beispielen für geplantes Kaputtgehen, wo es neben schlecht belegten Behauptungen auch unabhängige Testergebnisse und diskutierbare Fakten gibt.
Lebensdauer
In Deutschland wurde das Alter von hunderten entsorgten Waschmaschinen bestimmt:
- 2004 betrug es im Durchschnitt 16 Jahre.
- 2013 waren es 14 Jahre. Vom Rückgang sind praktisch alle Marken betroffen. Insbesondere wurden weniger extrem alte Waschmaschinen vorgefunden. Da nicht getestet wurde, ob die Maschinen kaputt sind, darf der Altersrückgang nicht mit einem Lebensdauerrückgang gleichgesetzt werden. Es kann z. B. sein, dass noch funktionstüchtige Maschinen durch effizientere Modelle ersetzt wurden.[1]
Genauere Statistiken zur durchschnittlichen Lebensdauer von Waschmaschinen gibt es nicht. Trotzdem werden komplett andere Zahlen genannt:
- Sepp Eisenriegler vom Wiener Reparatur- und Servicezentrum (RUSZ) verweist auf 500 000 Waschmaschinen, die pro Jahr in Österreich verkauft bzw. entsorgt werden, und meint, deren Lebensdauer habe sich in 15 Jahren auf 6 Jahre halbiert. Wie er das errechnet hat, bleibt unklar. Ich wage zu bezweifeln, dass die Zahl der verkauften exakt gleich der entsorgten Waschmaschinen ist (mehr Single-
Haushalte, Zweitwohnsitze, ...). Der Fachverband für die Elektro- und Elektronikindustrie (FEEI) geht von rund 300 000 verkauften Waschmaschinen pro Jahr aus. Das teilte er mir am 4.2.2014 mit. In Deutschland mit seinen ca. zehnmal so vielen Einwohnern werden nur rund 2,5 Millionen Waschmaschinen pro Jahr verkauft. - In einem anderen Medienbericht wird gar die Wortmeldung eines nicht genannten Teilnehmers an einer Tagung zitiert, wonach die durchschnittliche Lebensdauer einer Waschmaschine von 12 Jahren im Jahr 1998 auf "maximal 6 1/2 Jahre" im Jahr 2012 gefallen sei. Manche Billigprodukte halten sogar nur 3 Jahre, informierte derselbe ohne Angabe von Quellen.
Langzeittests
Glücklicherweise müssen wir uns nicht auf dubiose Zahlen verlassen. Die Stiftung Warentest untersucht Waschmaschinen seit 1993 auf ihre Langlebigkeit![2] Bei den Versuchen muss jedes Gerät mehr als 1600 Mal Wäsche waschen. Um einzelne Ausreißer zu erkennen, arbeiten von jedem Modell drei Exemplare parallel. Ergebnis:
- keine Anhaltspunkte für "Sollbruchstellen", d. h. bewusst eingebaute Bauteile von minderwertiger Qualität
- In der Regel gilt: je teurer, desto langlebiger
- Im letzten Test hatten nur zwei von 13 Geräten in der Dauerprüfung Probleme.
Kritikpunkte aus der Praxis
Die Schwachstellen von Waschmaschinen, die Stefan Schridde und Christian Kreiß in ihrer "Studie" sammelten, lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Laugenbehälter aus Kunststoff anstatt aus Edelstahl
- zu schwache Stoßdämpfer
- ermüdende oder durchrostende Heizstäbe
Die Qualität habe sich im Vergleich zu früher verschlechtert. Wie sich im Vergleich dazu die Preise der Waschmaschinen entwickelt haben, darauf gehen die Autoren der Studie nicht ein.
Für den bereits erwähnten Sepp Eisenriegler sind Waschmaschinen das Lieblingsthema. Seine Argumente finde ich jedoch widersprüchlich:
- Er kritisiert unreparierbare Billigwaschmaschinen um 300 €, die nur 3 Jahre halten, während Markengeräte um 1200 € seinen Angaben zufolge 20 Jahre funktionieren würden (mit bis zu zwei Reparaturen, was aber immer noch günstiger als sieben "Wegwerfwaschmaschinen" sei).
- Zugleich informiert er, dass die Hersteller lieber teure Geräte verkaufen, "weil da die Gewinnspanne größer ist".
- Dennoch ist er überzeugt, dass die Hersteller die Nutzungszyklen reduzieren müssen, um den Absatz anzukurbeln. Was soll ein Hersteller sonst machen, um mehr Waschmaschinen zu verkaufen, wenn 90% der Haushalte bereits eine haben, meint er.
Diese Logik kann ich nicht nachvollziehen. Gäbe es tatsächlich eine große Verschwörung, dann würde ich erwarten, dass die Waschmaschinen weiterhin 1200 € kosten, aber schon nach 3 anstatt 20 Jahren kaputtgehen. Nur dann kann der Hersteller, wie behauptet, seine Gewinne steigern – nicht mit Billigprodukten, wo die Hersteller weniger Gewinn machen, wie Eisenriegler ja selbst sagte.
Außerdem gibt er zu:
Bei Haushaltsgeräten stimmt das Preis-Leistungs- weitgehend.Verhältnis
Trotzdem nennt er Waschmaschinen als "ein Beispiel für belegbar geplanten Verschleiß." Offenbar verwendet er eine andere Definition für geplantes Kaputtgehen als ich: "Optimierte Gebrauchsdauer" ist für ihn gleichbedeutend mit "geplanter Obsoleszenz"! Aber wo ist der Nepp, wenn Waschmaschinen auf 3 Jahre ausgelegt und dafür billiger angeboten werden?
Mein Fazit
Dass es auch billige, unreparierbare Waschmaschinen gibt, ist keine Abzocke, sondern ein zusätzliches Angebot für den Konsumenten. Wer Qualität bevorzugt, kann Testberichte sowie ein Infoblatt lesen und nach einem Gütesiegel für langlebige, reparierbare Elektrogeräte Ausschau halten. Aus Sicht des Umweltschutzes ist es natürlich besser, eine langlebige anstatt sieben kurzlebige Waschmaschinen zu kaufen. Wer allerdings nur wenig Wäsche zu waschen hat, bei dem kann auch eine billige Waschmaschine lange halten. Dass es diese zu kaufen gibt, kann ich daher nicht pauschal verurteilen.
Irgendeine Trickserei, wie es der Begriff des "geplanten Kaputtgehens" beinhaltet, sehe ich nicht. Um 300 € kann man eben keine Meisterwerke der Ingenieurskunst erwarten.
Quellen
[1] | Analyse der Entwicklung der Lebens-, Nutzungs- und Verweildauer von ausgewählten Produktgruppen (PDF, 4 MB), Studie im Auftrag des deutschen Umweltbundesamts, 2015, S. 68–[2]
| Analyse der Entwicklung der Lebens-, Nutzungs- und Verweildauer von ausgewählten Produktgruppen (PDF, 4 MB), Studie im Auftrag des deutschen Umweltbundesamts, 2015, S. 71 (im PDF S. 73)
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